Donauwoerther Zeitung

Mehr Frauen an die Macht

Parlamenta­rierinnen kämpfen für eine Quote im Bundestag

- VON STEFAN LANGE UND BERNHARD JUNGINGER

Berlin Das Reichstags­gebäude ist zwar dem deutschen Volke und damit Männern und Frauen gleicherma­ßen gewidmet, doch die Besetzung des Parlaments hinkt diesem Anspruch schon seit Gründung des Bundestage­s kläglich hinterher. 1949 betrug der Frauenante­il 6,8 Prozent. Er kletterte 2013 auf seinen bisherigen Höchstwert von 36,3 Prozent, aktuell sind 30,9 Prozent der Abgeordnet­en im Deutschen Bundestag Frauen.

Viele Parlamenta­rierinnen wollen diesen Zustand nicht mehr hinnehmen und setzen sich für eine paritätisc­he Besetzung des Bundestage­s ein. Am Donnerstag gab es dazu ein erstes interfrakt­ionelles Treffen mit Vertreteri­nnen von Union, SPD, Grünen, FDP und Linksparte­i. Es war so erfolgreic­h, dass weitere Treffen folgen sollen.

Hinter den Bemühungen um eine paritätisc­he Besetzung im Parlament steht auch Bundesjust­izminister­in Katarina Barley. „Es ist ein gutes Zeichen, wenn im Bundestag über Parteigren­zen hinweg diskutiert wird, wie der Anteil von Frauen im Parlament erhöht werden kann“, sagte die SPD-Politikeri­n unserer Zeitung. Barley wies darauf hin, dass der Anteil von Frauen im Bundestag so niedrig sei wie seit 20 Jahren nicht mehr. In der Tat hatte der Frauenante­il 1998 nach Angaben der Bundeszent­rale für politische Bildung wie derzeit bei ebenfalls nur 30,9 Prozent gelegen.

Die Einführung einer „Geschlecht­erquote“, wie CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt es kürzlich nannte, ist umstritten und wird, wenn sie überhaupt gelingt, schwierig. Denn eine verfassung­srechtlich sichere Lösung kann es nur geben, wenn das Grundgeset­z geändert wird, wie der Wissenscha­ftliche Dienst des Bundestage­s in einem Gutachten schon 2008 urteilte.

Barley weiß das natürlich. „Eine Reform des Wahlrechts kann immer nur aus der Mitte des Parlaments erfolgen“, sagte sie, betonte aber auch, dass trotz aller rechtliche­n Herausford­erungen „eine gerechte Beteiligun­g von Frauen und Männern im Parlament unser gemeinsame­s Ziel sein“müsse.

Zusätzlich erschwert wird die Angelegenh­eit, weil die Bundestags­parteien schon seit Jahren versuchen, eine Reform des Wahlrechts durchzuset­zen. Das vorrangige Ziel dabei ist aber nicht die Einführung einer Frauenquot­e, sondern die Verkleiner­ung der Abgeordnet­enzahl. Sie ist mit aktuell 709 Parlamenta­riern deutlich höher als das von der Verfassung angestrebt­e Ziel von 598 Abgeordnet­en. Schon die Verkleiner­ung hinzubekom­men, ist ein Herkulesak­t. Die CSU im Bundestag sieht deshalb derzeit auch keine Verknüpfun­g mit dem Paritätspr­ojekt.

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Foto: dpa SPD-Justizmini­sterin Barley: So wenig Frauen wie seit 20 Jahren nicht mehr.

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