Donauwoerther Zeitung

Ein Versöhner für das Volksbegeh­ren

Naturschut­z Für die erfolgreic­hen Initiatore­n steht fest: „Ein ,Weiter so‘ wird es nicht geben.“Der geplante Runde Tisch will Naturschüt­zer und Bauernverb­and vereinen – das wird schwer

- VON ULI BACHMEIER

München Das erfolgreic­he Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen!“stellt die Staatsregi­erung vor eine derart große politische Herausford­erung, dass eine allseits anerkannte Vertrauens­person engagiert werden soll, um die streitende­n Lager zu versöhnen: Der frühere Landtagspr­äsident Alois Glück soll die Leitung des Runden Tisches übernehmen. Der 79-jährige CSU-Politiker soll ausloten, ob es in der Debatte um den Artenschut­z eine Lösung geben kann, hinter der am Schluss alle stehen – der bayerische Bauernverb­and ebenso wie die Naturschüt­zer. Glück bestätigte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass er bereit ist, die Aufgabe zu übernehmen. Zu den Inhalten und zum Verfahren wollte er sich noch nicht äußern.

Mit welchem Trumpf die Initiatore­n des Volksbegeh­rens in die Gespräche gehen, ist jetzt auch amtlich: Es ist das erfolgreic­hste Volksbegeh­ren in der Geschichte Bayerns. 1 745 383 Bürgerinne­n und Bürger haben sich in den vergangene­n beiden Wochen in die Unterschri­ftenlisten eingetrage­n. Das entspricht einem Anteil von 18,4 Prozent aller Stimmberec­htigten. Diese Zahlen gab der Landeswahl­leiter am Donnerstag bekannt.

haben fest mit dem Erfolg gerechnet und sind doch überwältig­t“, sagte die Beauftragt­e des Volksbegeh­rens, Agnes Becker (ÖDP). Der Auftrag an die Politik sei eindeutig: „Der Artenschut­z muss in Zukunft verbindlic­h geregelt werden, und zwar gemeinsam mit der Landwirtsc­haft.“

Auch der Chef der Grünen im Landtag, Ludwig Hartmann, jubelte: „Eindreivie­rtel Millionen Stimmen für unsere Tiere und Pflanzen – das ist der größte Artenschut­zchor, den Bayern je gehört hat.“Damit sei nun klar: „Ein ,Weiter so‘ im alten Trott wird es nicht geben. Wir werden zu einem neuen Mitei- nander kommen von Landwirtsc­haft und Naturschut­z und ich bin optimistis­ch, dass mehr und mehr Bauern sich von den Scharfmach­ern beim Bauernverb­and abwenden.“

So optimistis­ch wie der GrünenFrak­tionschef sind allerdings nicht alle Unterstütz­er des Volksbegeh­rens. Gertraud Angerpoint­ner zum Beispiel, die Vorsitzend­e der Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft (AbL), sagte auf Anfrage: „Meine Erwartung ist nicht ganz so hoch.“Die Landwirtin ist zwar überzeugt, dass auch viele Bäuerinnen und Bauern hinter dem Volksbegeh­ren stehen, sie glaubt aber nicht, dass es mit dem Bauern„Wir verband und der CSU am Tisch einfach werden wird. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das reibungslo­s geht in unserem Sinne“, sagte die Almbäuerin aus dem Berchtesga­dener Land.

Der Bauernverb­and sieht sich in der Artenschut­zdebatte an den Pranger gestellt und wehrt sich dagegen, die konvention­elle Landwirtsc­haft zum Alleinschu­ldigen für das Artensterb­en zu machen. Er werde aber, wie es aus Kreisen der Staatsregi­erung heißt, Zugeständn­isse machen müssen. Eine seiner Forderunge­n soll auf jeden Fall erfüllt werden, wenn es denn am Runden Tisch gelingt, ein Gesamtkonz­ept für den Artenschut­z in Bayern zu entwerfen: Alle sollen mitmachen – allen voran der Staat selbst mit seinen großen Flächen, ebenso Städte und Gemeinden.

Das Volksbegeh­ren fordert unter anderem den Anteil des Ökolandbau­s in Bayern deutlich zu erhöhen, Lebensräum­e von Wildtieren besser zu schützen, Biotopverb­ünde anzulegen, Gewässerra­ndstreifen verpflicht­end vorzuschre­iben und den Pestizidei­nsatz in der konvention­ellen Landwirtsc­haft deutlich zu reduzieren. Die Initiatore­n des Volksbegeh­rens haben schon mal klar gemacht, dass sie keine Kompromiss­e akzeptiere­n wollen, die hinter das Volksbegeh­ren zurückfall­en.

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? So idyllisch, wie es auf diesem Anzug aussieht, wird es nach dem erfolgreic­hen Volksbegeh­ren wohl nicht weitergehe­n. Schließlic­h fühlen sich gerade viele Bauern von den Naturschüt­zern zu Unrecht an den Pranger gestellt. Nun soll ein Mediator die streitende­n Parteien zusammenbr­ingen.
Foto: Sven Hoppe, dpa So idyllisch, wie es auf diesem Anzug aussieht, wird es nach dem erfolgreic­hen Volksbegeh­ren wohl nicht weitergehe­n. Schließlic­h fühlen sich gerade viele Bauern von den Naturschüt­zern zu Unrecht an den Pranger gestellt. Nun soll ein Mediator die streitende­n Parteien zusammenbr­ingen.

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