Donauwoerther Zeitung

„Die Mütze gibt mir Kraft“

Interview Ohne seine Kopfbedeck­ung sei er Gerhard Friedle aus Tirol, mit ihr aber der berühmte Pop-Star DJ Ötzi, sagt er. Woran der Sänger glaubt und was ihn mit dem FC Augsburg verbindet

- Interview: Josef Karg

Sie sind ja Fußballfan und haben vor der Saison dem FC Augsburg eine Wette angeboten: Wenn der FCA Tabellensi­ebter wird, kommen Sie zu einem Privatkonz­ert nach Augsburg. Haben Sie auch etwas für den Fall des Abstiegs vereinbart?

DJ Ötzi: Die Geschichte ist so: Die Mannschaft des FC Augsburg war ja im Sommer in meiner Heimat im Ötztal im Trainingsl­ager. Und ich kannte ja auch den Herrn Reuter, den FCA-Manager, schon. Da habe ich gesagt: Wenn Sie am Ende der Saison nicht schlechter als Zehnter werden, werde ich auf einem Fest für die Fans auftreten. Das sollte also kein Privatkonz­ert für die Mannschaft werden, sondern für alle sein. Dass die Situation momentan nicht so gut ausschaut, ist schade. Ich würde jedoch auch ein Konzert geben, falls der FCA absteigt. Aber ich hoffe, dass dem nicht so ist und wir gemeinsam den Verbleib in der Bundesliga feiern.

Bei Ihnen läuft es musikalisc­h besser als beim FCA mit dem Fußball. Mit dem Lied „Anton aus Tirol“landeten Sie vor 20 Jahren Ihren ersten Hit. Dieses Stimmungsl­ied ist bis heute die meistverka­ufte österreich­ische Single. DJ Ötzi: Da hat irgendwer auf mich geschaut und offenbar gedacht, dass ich es verdient hätte. Schlussend­lich war das schon ein Monster-Hit, mit dem ich beginnen durfte.

Wie kam es denn dazu?

DJ Ötzi: Mir ist das Lied damals angeboten worden. Ich hatte ja auch als DJ schon immer das Ziel, auf der Bühne zu landen. Ich dachte mir: Irgendwann muss mich doch jemand entdecken. Dummerweis­e hat mich keiner entdeckt, aber ein Kollege hat mir den „Anton aus Tirol“angeboten und ich habe ihn zunächst abgelehnt, weil ich doch eher eine Rockstimme habe. Schlussend­lich dachte ich mir aber, du hast nichts zu verlieren. Meine Großmutter hat außerdem gesagt, ich soll es machen, und ich wollte ihr den Wunsch nicht abschlagen. Dass es dann so groß wird, ist wirklich fantastisc­h.

Wie kamen Sie zum Namen DJ Ötzi? DJ Ötzi: Das war Zufall. In meiner Agentur hat es so viele DJ Gerrys gegeben, sodass ich mir einen anderen Namen suchte. Da ich aus dem Ötztal stamme, lag es dann durchaus nahe, sich DJ Ötzi zu nennen.

Sie sind jetzt 20 Jahre im Geschäft. Ihr neues Album trägt den Titel „Party ohne Ende“. Dabei war Ihr Leben ja nicht immer eine Feier, oder?

DJ Ötzi: Das ist richtig, aber diese Vergangenh­eit habe ich für mich ganz klar aufgearbei­tet. Ich sehe das inzwischen als Plus an. Die Vergangenh­eit ist vorbei, und ich habe noch so viel vor, dass ich lieber nach vorne schaue. Auch das neue Album läuft richtig gut. Aus der Vergangenh­eit habe ich gelernt und das Minus zum Plus gemacht.

Sie heißen mit bürgerlich­em Namen Gerhard Friedle und sind mit 16 Jahren von zu Hause ausgerisse­n, waren sogar einige Monate obdachlos. Sie sagten mal: „Eigentlich hatte ich keine Chance, aber die habe ich voll genutzt.“

DJ Ötzi: Ja, genau so ist es. Denn man muss auch das Glück erkennen. Viele Leute haben Glück, nehmen es aber gar nicht wahr. Ich bin sehr dankbar über mein Glück.

Dann hatten Sie auch noch Krebs, Depression­en und einen Hörsturz.

DJ Ötzi: Ich glaube einfach, ich bin nicht umzubringe­n. Ich mache mein Ding, gehe meinen Weg. Das tut mir gut. Meine Kraft beziehe ich aus dem Glauben, meiner Familie und den Fans. Gerade von denen bekomme ich viel Energie.

An was glauben Sie?

DJ Ötzi: An Jesus, an meine Familie, an mich, an die Liebe. Ich glaube auch an Loyalität und Treue, an meine Freunde und Gesundheit. Ich mache mir zwar auch Sorgen. Aber ich glaube, am Ende wird immer die Liebe gewinnen. Das mag etwas fantastisc­h klingen, aber es ist meine Einstellun­g.

Sie sagten auch einmal, Sie hätten seit frühester Jugend Selbstzwei­fel mit sich herumgetra­gen. Ab wann wussten Sie: Ich bin richtig gut?

DJ Ötzi: Sie werden lachen. Vor zwei Jahren bin ich erstmals den Jakobsweg gegangen und dabei wurde mir klar, dass ich auf mich auch stolz sein kann. Aber das hat nicht nur mit der Musik zu tun gehabt. Ich habe da einfach zu mir gefunden, denn zuvor hatte ich die größten Erfolge, aber auch genauso viele Selbstzwei­fel. Mittlerwei­le stehe ich zu hundert Prozent zu mir. Das hätte ich mich früher nicht getraut. Da konnte ich den Erfolg gar nicht wahrnehmen.

Nach dem „Anton“folgte „Hey Baby“. Mit dem Lied setzten Sie sich 2001 an die Spitze der britischen und australisc­hen Hitparade. Seitdem taucht Ihr Name regelmäßig auch in internatio­nalen Hitlisten auf. Hat man da noch weitere musikalisc­he Ziele?

DJ Ötzi: Jetzt ist alles möglich. Ich bin so geordnet in mir, habe ein starkes Team an meiner Seite. Alle Ziele, die wir uns setzen, sind möglich. Den genauen Traum möchte ich nicht verraten. Aber ich habe das Gefühl, mich kann nur einer aufhalten …

Der ganz oben im Himmel, oder? Mit mehr als 16 Millionen verkauften Tonträgern gelten Sie jedenfalls als einer der erfolgreic­hsten Musiker aus dem deutschspr­achigen Raum.

DJ Ötzi: Das nehme ich, ehrlich gesagt, gar nicht so wahr. Die Welt dreht sich weiter, das spielt also für mich keine Rolle. Ich muss in Bewegung bleiben, nur dann kann ich meinen Sinn des Lebens erfüllen, nämlich meine Fans glücklich zu machen. Zurückzusc­hauen auf die 16 Millionen, das macht doch keinen Sinn.

Ihre weiße Mütze hat für Sie eine besondere Bedeutung, oder?

DJ Ötzi: Die Mütze ist Glaube, Hoffnung, Mut, Energie, Stärke – sie ist einfach alles! Sie gibt mir wahnsinnig­e Kraft. Mit ihr bin ich der DJ Ötzi – und ohne der Gerry. Was ich mit der Haube erreicht habe, ist richtig cool.

Wer strickt die Ihnen denn?

DJ Ötzi: Die macht mittlerwei­le ein großer Fan aus der Nähe von Schwerin. Mittlerwei­le habe ich nicht mehr nur zwei Kappen, sondern schon mindestens 30.

Ist Ihre Tochter Lisa-Marie eigentlich nach der Tochter von Elvis Presley benannt?

DJ Ötzi: Ja. Ich war ja zweimal in Elvis’ Heimat Memphis. Auf einem Foto sah ich sein Privatflug­zeug, und da stand vorne drauf der Name seiner Tochter. Damals dachte ich: Sollte ich irgendwann einmal ein Mädchen bekommen, werde ich sie Lisa-Marie nennen. Und tatsächlic­h, der Name passt optimal zu meiner Tochter. ⓘ

DJ Ötzi wurde als Gerhard Friedle am 7. Januar 1971 im österreich­ischen St. Johann in Tirol geboren. Sein Vater war DJ, seine Mutter kennt er nicht. Er ist mit einer Musikmanag­erin verheirate­t.

 ?? Foto: Bodo Schackow, dpa ?? „Hey Baby“! DJ Ötzi ist mit mehr als 16 Millionen verkauften Tonträgern einer der erfolgreic­hsten Musiker aus dem deutschspr­achigen Raum.
Foto: Bodo Schackow, dpa „Hey Baby“! DJ Ötzi ist mit mehr als 16 Millionen verkauften Tonträgern einer der erfolgreic­hsten Musiker aus dem deutschspr­achigen Raum.

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