Aufgemerkt, wenn Hoeneß spricht
Randbemerkung
Manchmal würde man gerne wie Asterix und Obelix Petersilie in seine Ohren stopfen. Nur so können die weltberühmten Gallier das Gezupfe und Geklampfe des Barden Troubadix ertragen. Auch 2019 nach Christus wären die Kräuterbüschel von Zeit zu Zeit hilfreich. Wenn beispielsweise die unvermeidliche, abgenudelte, 853 978 Mal verwendete Floskel von der „breiten Brust“vorgebracht wird. Nationalspieler Serge Gnabry hat sie gestern vor dem Bundesliga-Derby zwischen dem FC Augsburg und dem FC Bayern bemüht. Wenn seine Münchner in Augsburg gewinnen täten könnten, dann gibt das Rückwind für das ChampionsLeague-Achtelfinale am Dienstag in Liverpool. Oder eben besagte „breite Brust“, bei der vor dem geistigen Auge ein eitler Gockel den feuerroten Kamm stellend vor sich hin stolziert.
Wenn allerdings Uli Hoeneß das Wort erhebt, lohnt es sich meist, das Grünzeug aus den Ohren zu zupfen. Auf Trainer Jürgen Klopp angesprochen und der Frage zu einer möglichen künftigen Liaison mit dem jetzigen Liverpool-Trainer wich der Bayern-Boss gestern elegant aus: „Darüber denken wir heute nicht nach. Wir haben einen Trainer, mit dem wir sehr zufrieden sind.“Weiter führt Hoeneß aus, dass die Mannschaft sich „im Moment“gut entwickle. Hört, hört. Entscheidend sind die Zeitangaben: Heute und im Moment. Ein Bekenntnis zum Trainer hört sich anders an. Bedeutet im Klartext: Nico Kovac ist zum Erfolg verdammt, sonst kann er sich bald einen neuen Job suchen. Das verleiht einem Duell zweier Teams, zwischen denen satte 30 Punkte liegen, Brisanz. Wir merken auf, wenn nach dem Derby die Spieler des FC Augsburg mit „breiter Brust“über den Platz stolzieren sollten. Dann wird es für Kovac bald eng.