Ablenken, abwiegeln, abstreiten
Leserbrief zum Beitrag „Wie rettet man die Bienen“vom 01.02.2019
Beim Volksbegehren „Artenvielfalt“reagiert der Bayerische Bauernverband mit seiner bekannten Strategie: Ablenken, abwiegeln, abstreiten. Der Lobbyverband stellt sich als verfolgte Minderheit dar, warnt vor Überreglementierung und zu viel Bioware und verweist auf (öffentlich geförderte) freiwillige Umweltleistungen, welche die Bauern ja schon umsetzen würden.
Bei einer aktuellen Importrate von 30 bis 40 Prozent für Bio-Molkereiprodukte ist ein Überangebot eher nicht zu erwarten. Zudem wird kein Landwirt zu einem Umstieg auf ökologische Landwirtschaft gezwungen. Die durch das Volksbegehren angestrebte Änderung des Bayerischen Naturschutzgesetzes wird zunächst vor allem den Freistaat in die Pflicht nehmen, da entsprechende Rahmenbedingungen für Umsetzung, Förderung und Ausbildung geschaffen werden müssen. Daneben sind die Kommunen mit Auflagen für insektenfreundlichere Beleuchtung und natürlich auch die Landwirtschaft betroffen.
Schließlich steht außer Zweifel, dass die intensiv und großflächig agierende Landwirtschaft in hohem Maße mit für den Rückgang der Artenvielfalt verantwortlich ist. So haben wir in den letzten Jahrzehnten nicht nur bei Insekten einen dramatischen Rückgang zu verzeichnen, sondern etwa auch bei Feldund Wiesenvögeln. Diese Entwicklungen zeigen deutlich, dass das Freiwilligkeitsprinzip versagt und verbindliche Regelungen erforderlich sind. Das Anlegen von einigen Blühflächen reicht allein nicht aus.
Das Volksbegehren strebt daher mit Verankerung im Naturschutzrecht einen wirksamen Biotopverbund und einen Mindestanteil an ökologisch bewirtschafteten Flächen an (langfristig 30 Prozent). Für Schutzgebiete oder Dauergrünland sollen dabei Pestizideinsatz, Grünlandumbruch oder, für lediglich zehn Prozent des Grünlandes, Schnittzeitpunkte geregelt werden.
Der überwiegende Teil der Ackerfläche wäre zum Beispiel gar nicht direkt betroffen. Viele Landwirtschaftsbetriebe in Bayern begrüßen übrigens das Volksbegehren. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und die Landesvereinigung für den ökologischen Landbau (LVÖ) unterstützen daher das Vorhaben. Frank Molder, Oettingen