Die Gegenspielerin
„Es gab in Bayern einen Rechtsruck“
Heike Martin, 43, Mit-Organisatorin der #ausgehetzt-Demonstration im vergangenen Jahr in München
„Anfang 2017 hat sich die Initiative ,Gemeinsam für Menschenrechte und Demokratie‘ in München gegründet, das waren vielleicht zehn Leute. Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer hatten das Gefühl, dass sie immer wieder gegen Wände rennen. Die politische Lage gerade in Bayern verhinderte die Integration von Geflüchteten. Der Diskurs hatte sich verändert, die Lager entfernten sich immer weiter voneinander, es gab eine Entwicklung hin zu einem stärkeren Konservatismus, einen regelrechten Rechtsruck. Für die #ausgehetzt-Demo haben wir uns mit anderen Gruppierungen zusammengeschlossen, um stärker zu sein und den Diskurs mitzubestimmen. Wir wollten zeigen, dass vieles von dem, was in Bayern stattfindet, nicht in unserem Namen geschieht – auch, wenn Herr Seehofer und Herr Söder das gerne so behauptet haben. Und ich glaube auch, dass wir etwas bewegt haben. Die Demonstrationen in München waren wirklich massiv. Was mich aber noch mehr bewegt hat, waren die unzähligen kleinen Proteste auch außerhalb von München. Ich hatte das Gefühl, die Leute sind permanent auf der Straße, sogar solche, die vorher nie auf einer Demo waren. Ich glaube, dass die #ausgehetzt-Demo für viele ein Motivator war: Ich bin nicht alleine, sondern es gibt viele, die die Dinge genauso sehen wie ich. Dadurch entstand so etwas wie ein gesellschaftlicher Wahlkampf.“