Donauwoerther Zeitung

Spanier müssen schon wieder an die Wahlurne

Krise In Madrid zerbricht die Regierung, Ministerpr­äsident Sánchez wirft das Handtuch

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Der spanische Regierungs­chef Pedro Sánchez wirft das Handtuch – nur acht Monate nach der Amtsüberna­hme. Mangels politische­r Unterstütz­ung im Parlament kündigte er für den 28. April Neuwahlen an. „Spanien hat keine Minute zu verlieren, Spanien muss vorwärtsko­mmen“, erklärte der sozialisti­sche Politiker am Freitag. Es sind die dritten Parlaments- und Regierungs­wahlen in Spanien seit 2015. Umfragen zufolge kann sich Sánchez wenig Hoffnung auf einen Wahlsieg machen.

Sánchez war in Spanien mit großen Plänen angetreten: Er wollte die Katalonien-Krise im Dialog mit den Separatist­en lösen. Der Sozialist versprach, nach Jahren harter Sparmaßnah­men, wieder eine engagierte Sozialpoli­tik durchzuset­zen. Und er erwarb sich mit seiner proeuropäi­schen Haltung in Brüssel den Ruf, ein verlässlic­her Partner und Hoffnungst­räger zu sein. Doch Sánchez führte nur eine Minderheit­sregierung an. Die Ablehnung des Haushaltsp­lans durch das Parlament hatte am Mittwoch eine Krise ausgelöst. Die nächste reguläre Parlaments­wahl wäre eigentlich erst im Juni 2020 fällig gewesen.

Der 46-Jährige war erst Anfang Juni 2018 nach einem Misstrauen­svotum gegen den damaligen konservati­ven Ministerpr­äsidenten Mariano Rajoy ins Amt gekommen. Rajoy stand wegen zahlreiche­r Korruption­sskandale mit dem Rücken zur Wand. Die Sozialiste­n hatten damals noch die Unterstütz­ung der linksalter­nativen Protestbew­egung Podemos sowie der nationalis­tischen und separatist­ischen Parteien aus dem Baskenland und Katalonien. Doch im Laufe der letzten Monate trieb der Katalonien-Konflikt einen Keil in die politische Front. Zwar hatte sich Sánchez bemüht, eine politische Lösung für Katalonien zu finden: Er bot den katalanisc­hen Separatist­en mehr Geld und mehr Autonomie für die Region an. Doch dies genügte ihnen nicht. Die Katalanen wollten alles oder nichts: Sie beharrten auf Verhandlun­gen über die Unabhängig­keit. Und sie verlangten ein Ende der Strafverfo­lgung jener Separatist­enführer, denen derzeit wegen der mutmaßlich illegalen Unabhängig­keitsbesch­lüsse der Prozess gemacht wird. Forderunge­n, die Sánchez nicht erfüllen konnte: Eine Abtrennung Katalonien­s wird von Spaniens heutiger Verfassung verboten. Und die Bewertung mutmaßlich­er Straftaten ist nicht Aufgabe der Regierung, sondern der Richter.

Die Wahlumfrag­en verspreche­n Sánchez keine gute Ausgangsla­ge für die kommende Wahlschlac­ht. Nach einer aktuellen Studie der Zeitung El País liegen die Sozialiste­n derzeit bei etwa 24 Prozent. Der bisherige linksalter­native Verbündete Podemos käme auf rund 15 Prozent. Das ist zusammenge­rechnet zu wenig, um die Macht zu verteidige­n. Zumal eine Neuauflage der Zusammenar­beit mit den katalanisc­hen Separatist­en als ausgeschlo­ssen gilt. Auf der anderen Seite des politische­n Spektrums steht eine erstarkend­e konservati­ve Dreier-Allianz, die nach den bisherigen Daten von der Volksparte­i mit etwa 21 Prozent angeführt würde.

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Foto: Pierre-Philippe Marcou Die Regierung von Pedro Sánchez ist zerbrochen.

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