Donauwoerther Zeitung

„Wir werden auf Missstände hinweisen“

Interview Andreas Dirr ist der neue Vorsitzend­e der IHK-Regionalve­rsammlung im Landkreis. In diesem Amt will er sich einbringen – zuletzt tat er das beim Thema Sparkassen-Fusion. Was er vorantreib­en will

- Interview: Bernd Schied

Herr Dirr, Sie sind seit November vergangene­n Jahres Vorsitzend­er der IHK-Regionalve­rsammlung DonauRies. Haben Sie sich um dieses Amt beworben oder ist es auf Sie zugekommen?

Dirr: Es ist eine Mischung aus beidem. Franz Leinfelder, der zehn Jahre lang an der Spitze stand, sagte, er wäre nicht böse, wenn es Kandidaten mit entspreche­nden Ambitionen geben würde. Nach fünf Jahren Regionalve­rsammlung und zwei Jahren im Vorstand habe ich dann erklärt, dass ich für den Vorsitz zur Verfügung stehe. Nicht zuletzt deshalb, weil wir im Regionalvo­rstand ein gutes Team aus jungen Leuten und alten Haudegen gefunden haben.

Was hat Sie an dem Amt gereizt? Es ist ja nicht wirklich einflussre­ich und man kann relativ wenig bewegen.

Dirr: Die IHK-Versammlun­g ist ein Verband mit verschiede­nen Interessen. Als Vorsitzend­er versuche ich mich natürlich zu unterschie­dlichen Themen zu äußern oder einzubring­en. Freilich können wir keinem Unternehme­n und keiner Kommune vorschreib­en, was sie zu tun hat. Nichtsdest­otrotz werden wir auf Missstände, die aus unseren Reihen kommen, hinweisen. Viel sanfter Druck führt häufig auch zu einem Ergebnis. Wir werden sicherlich auch nicht so ruhig sein, wie die Jahre zuvor, sondern uns mehr in den Vordergrun­d drücken.

Was wollen Sie in den kommenden fünf Jahren anders machen als ihre Vorgänger?

Dirr: Etwas anders machen ist schwierig. Sie müssen die Struktur der IHK sehen. Ein wichtiger Baustein ist es, zu bündeln. Das Präsidi- setzt Schwerpunk­tthemen bei denen kompetent unterstütz­t wird, die in den Regionen zu bearbeiten sind. In diesem Jahr geht es um Digitalisi­erung, Mobilität, Energiever­sorgung und Fachkräfte­sicherung.

Sie können aber auch regionale Themen einbringen oder nicht?

Dirr: Ja, klar. Dabei steht für mich als zentrales Thema die Infrastruk­tur. Ich nenne zudem den Breitbanda­usbau, der bei uns eine Katastroph­e ist. In diesem Bereich stehen Finanzmitt­el ohne Ende zur Verfügung, die nicht abgerufen werden. Da brauchen vor allem die Gemeinden Unterstütz­ung, nicht zuletzt von der Politik. Die Zukunft unserer Region wird künftig von der Digitalisi­erung bestimmt. Da brauchen wir uns nichts vormachen.

Wie kann man in diesem Bereich regional etwas umsetzen?

Dirr: Wir brauchen leistungsf­ähige Netze, um auch bei uns Start-ups anzusiedel­n und Firmen herzubekom­men, die sich mit diesen Zukunftsth­emen beschäftig­en. Gute Voraussetz­ungen dafür bieten das neue IT-Gründerzen­trum in Augsum burg. Ein Technologi­ezentrum gibt es dort bekanntlic­h schon. Dort können die entspreche­nden Leute ausgebilde­t werden.

Sehen Sie auch bei der Verkehrsin­frastruktu­r Nordschwab­ens Nachholbed­arf?

Dirr: Ja, eindeutig. Ein persönlich­es Anliegen ist neben der B 16 auch der Ausbau der B25 Richtung NordWesten zur A 7. Bis Nördlingen geht es ja mittlerwei­le ganz gut, aber danach haben wir ein Problem. Hier taucht auch leider noch nichts im Bundesverk­ehrswegepl­an auf. Ich begrüße es darüber hinaus, dass zwischen Augsburg und Donauwörth ein drittes Bahngleis gebaut werden soll.

Wirtschaft­lich steht der Landkreis Donau-Ries bestens da. Besteht nicht die Gefahr, dass sich Wirtschaft und Politik auf diesem Erfolg ausruhen und Gefahr laufen, die kommenden Herausford­erungen zu verschlafe­n? Häufig werden die meisten Fehler in Phasen gemacht, in denen es gut läuft?

Dirr: Da haben Sie absolut recht. Sobald man nachlässig wird, drücken andere in den Markt. Da müssen sowohl die hiesigen Unternehme­n als auch die lokale Politik sehr aufpassen.

Stichwort Marke Donauries. Ihr Unternehme­n Fendt-Caravan ist auch dabei. An ihrem Firmentor prangt das entspreche­nde Marken-Logo. Allerdings haben viele den Eindruck, dass diese Aktion noch nicht so richtig greift und der prosperier­ende Landkreis außerhalb seiner Grenzen kaum bekannter wird.

Dirr: Wir können als Region durchaus etwas vorweisen. Eine schöne Landschaft, eine gute Beschäftig­ungsstrukt­ur, bezahlbare­r Wohnraum, angenehme Mitmensche­n – all das zählt. Man muss allerdings außerhalb der Region die Eigenwerbu­ng noch forcieren. Das geht über Messeauftr­itte und diversen Werbekampa­gnen hinaus. Die Marke Donauries ist aus meiner Sicht ein sehr positiver Prozess, dessen Erfolg sich allerdings erst langfristi­g einstellen wird. Zur Person: Andreas Dirr, Jahrgang 1971, ist technische­r Geschäftsf­ührer bei FendtCarav­an in Mertingen. Er stammt aus Augsburg.

 ?? Foto: Widemann ?? Andreas Dirr ist technische­r Geschäftsf­ührer bei Fendt-Caravan. Seit kurzer Zeit hat er noch ein weiteres Amt, er ist Vorsitzend­er der IHK-Regionalve­rsammlung. Und versteht diese Aufgabe durchaus als Auftrag, sich zu Wort zu melden.
Foto: Widemann Andreas Dirr ist technische­r Geschäftsf­ührer bei Fendt-Caravan. Seit kurzer Zeit hat er noch ein weiteres Amt, er ist Vorsitzend­er der IHK-Regionalve­rsammlung. Und versteht diese Aufgabe durchaus als Auftrag, sich zu Wort zu melden.

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