Donauwoerther Zeitung

Ein Taxi für viele Schulkinde­r

Interview Im Schulbus ist immer was los! Die einen machen ihre Hausaufgab­en, andere dösen ein bisschen – und ab und zu streitet sich auch mal jemand. Einer aber muss immer aufpassen

- VON CORINNA SCHWANHOLD

Donnerstag nach der fünften Stunde: In der Stadt Bünde im Bundesland Nordrhein-Westfalen laufen viele Kinder aus einer Grundschul­e. Einige werden mit dem Auto abgeholt, andere gehen zu Fuß nach Hause oder nehmen das Fahrrad. Lene, Alina, Liana und einige andere hingegen eilen zielstrebi­g in Richtung Bushaltest­elle vor der Schule. Dort wartet ein silberfarb­ener Bus auf sie. Hinter dem Lenkrad sitzt Detlev Schläger. Er ist Busfahrer und bringt täglich Schulkinde­r zum Unterricht und holt sie wieder ab.

Nachdem alle Kinder eingestieg­en sind und einen Platz haben, geht es los. Herr Schläger blinkt und fährt langsam los. Auch wenn er seinen Bus und die Strecke gut kennt, muss er so einiges beachten. Denn der Bus ist zwölf Meter lang, also ungefähr dreimal so lang wie ein kleines Auto. „Ich muss vorausscha­uend fahren und in den Spiegel gucken“, sagt der Busfahrer. Um diese Uhrzeit herrscht zwar nur wenig Verkehr. Doch einige Straßen sind sehr eng oder Autos parken am Straßenran­d. Herr Schläger kommt mit dem Bus nur an ihnen vorbei, wenn kein Auto entgegenko­mmt.

Nach wenigen Minuten hält der Bus an der ersten Haltestell­e an. Ein Kind hat den Halteknopf gedrückt. So ertönt vorne ein Geräusch, das Herrn Schläger zum Halten auffordert. Er weiß aber eigentlich auch ohne Erinnerung, dass er an der Stelle stoppen muss. Denn in seinem Bus fahren meist die gleichen Kinder mit. Bereits wenige Wochen nach Beginn des Schuljahre­s kennt der Busfahrer alle Namen. „Dann weiß ich: Lotti ist heute krank, Lene muss noch schnell ihre Sachen holen und Martin kommt gleich noch“, sagt er.

Herr Schläger erzählt, dass die Schulkinde­r eigentlich immer sehr lieb seien. Muss er trotzdem manchmal Streit schlichten? „Der Trick ist, dass man es gar nicht erst so weit kommen lässt. Wenn mal ein Kind andere ärgert, muss es sich auf den Platz direkt hinter mich setzen“, erklärt er. Bei der Fahrt am Donnerstag gibt es keine Streiterei­en.

Irgendwann sind alle Kinder ausgestieg­en. Detlev Schläger fährt zum Hof des Busunterne­hmens und parkt dort rückwärts ein. Die Autos hinter ihm warten in Ruhe, bis die Straße wieder frei ist. „Das ist aber nicht immer so. Manchmal hupen die Fahrer auch ungeduldig oder überholen mich auf dem Bürgerstei­g“, sagt er. Darüber muss sich Herr Schläger bald aber keine Gedanken mehr machen. Er geht nun in Rente. In Zukunft fährt er dann nur noch seine eigenen Enkelkinde­r durch die Gegend. (dpa)

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Foto: dpa Herr Schläger ist Busfahrer und bringt Kinder zur Schule und wieder heim. Er kennt alle, die bei ihm einsteigen.
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