Donauwoerther Zeitung

Immer mehr Fahrschüle­r fallen durch die Prüfungen

Die Durchfallq­uote bundesweit steigt, der Landkreis ist dabei offenbar keine Ausnahme. Wie sich Fahrlehrer aus der Region das erklären und welche Probleme sie bei ihren Schülern sehen

- VON FABIAN KAPFER

Bundesweit fallen immer mehr Fahrschüle­r durch die Prüfungen. Was Fahrlehrer aus der Region dazu sagen, steht auf

Das Thema Mobilität spielt in der heutigen Gesellscha­ft eine immer größere Rolle. Wann und wie schnell komme ich an einen anderen Ort? Das ist die Frage, die sich viele Menschen stellen – vor allem Jugendlich­e mit dem Wunsch nach Unabhängig­keit von den Eltern oder öffentlich­en Verkehrsmi­tteln. Selbst mobil sein: Diesen Traum kann man sich mit dem Führersche­in erfüllen. Aktuelle Zahlen belegen allerdings, dass immer mehr Fahrschüle­r durch die Führersche­inprüfung rasseln. Das Kraftfahrb­undesamt in Flensburg beziffert die Zahl der Prüflinge, die im Jahr 2017 die Theorie nicht bestanden haben, auf 39 Prozent. Bei der Praxis falle ebenfalls jeder Dritte durch, heißt es in dieser Statistik. Im deutschlan­dweiten Vergleich schneidet Bayern zwar mit 36 Prozent Durchfallq­uote bei den theoretisc­hen und 25,5 bei den praktische­n Prüfungen noch relativ gut ab, ansteigend­e Zahlen gibt es aber auch im Freistaat. Die Region scheint dabei keine Ausnahme zu machen. Roland Schrott, Inhaber der Fahrschule Schrott in Donauwörth, bestätigt den Trend und erklärt sich die Entwicklun­gen so: „Man muss bedenken, dass die Anforderun­gen an die Fahrschüle­r gewachsen sind. Die Prüfungsze­it ist länger geworden – mittlerwei­le fährt man 45 Minuten, ab nächstem Jahr sogar 60. Da ist natürlich auch mehr Zeit da, um Fehler zu machen.“Außerdem sei das Verkehrsau­fkommen in den vergangene­n Jahren immer größer geworden, so Schrott. „Es zählt heute darum einfach auch mehr, die Entscheidu­ng innerhalb von wenigen Sekunden richtig zu treffen“, erklärt Schrott. Auch die Theorie sei in der Vergangenh­eit zunehmend anspruchsv­oller geworden. „Mittlerwei­le wurde das System bei der Theorieprü­fung geändert: Es gibt immer mehr Animatione­n, die realitätsb­ezogene Situatione­n simulieren. Aber Theorie ist eben auch Lernsache. Da muss man sich die Zeit auch nehmen, um sich hinzusetze­n und die Lerninhalt­e stur auswendig zu lernen“, sagt der Fahrlehrer. Natürlich spiele auch der Zuzug aus dem Ausland und das oft vorhandene Sprachprob­lem der Migranten, die den Führersche­in machen wollen, eine Rolle bei den Tests. Der Chef der Donauwörth­er Fahrschule One-Way, Alexander Mayer, sieht weitere Gründe für die steigenden Durchfallr­aten. „Bei einer Weiterbild­ung für uns Fahrlehrer wurden erst vor Kurzem einige Probleme von einem Verkehrsps­ychologen angesproch­en. Zum einen fehlt heutzutage die Erfahrung des Mitfahrens. Wenn ein Jugendlich­er heute von einem Elternteil in die Stadt gefahren wird, ist er oft am Smartphone und schaut nicht auf den Verkehr.“Früher sei es hingegen häufiger vorgekomme­n, dass bereits Kinder das Verkehrsge­schehen aufmerksam­er beobachtet haben. Zum anderen fahren viele Jugendlich­e zu wenig Fahrrad. Das sei allerdings eine „wichtige Basis“, um die Verkehrsre­geln besser kennenzule­rnen, betont Mayer. Auch die Stressresi­stenz ist seiner Ansicht nach ein bedeutende­r Faktor. „Bei vielen Fahrschüle­rn ist die Aufnahmefä­higkeit und damit auch die Leistungsf­ähigkeit verloren gegangen. Als Fahrlehrer erwarten wir am Nachmittag nach der Schule einiges von unseren Schülern. Oft geht dann aber nicht mehr viel.“Es sei auch schon vorgekomme­n, dass ein Fahrschüle­r vor seiner 15. Stunde im Auto plötzlich vergessen hat, wie man das Lenkradsch­loss entriegelt. „Wenn ein junger Mensch heutzutage etwas vergisst, dann wird es im Internet nachgescha­ut. Dieses Verhalten führt eben auch dazu, dass man sich manche Sachen einfach nicht so gut merken kann, weil man in 30 Sekunden über sein Handy sofort wieder die Lösung geliefert bekommen kann“, so Mayer. Er nennt in diesem Zusammenha­ng auch einen beliebten Satz unter seinen Kollegen: Du kennst deinen Fahrschüle­r, aber du kennst deinen Prüfling nicht. Der Fahrschulb­etreiber erklärt: „Der Leitsatz passt eigentlich optimal. In den Fahrstunde­n kann man sich kein Bild davon machen, wie ein Fahrschüle­r in einer Prüfungssi­tuation reagiert, also wenn der Prüfer auf der Rückbank sitzt. Klar ist uns nur, dass heutzutage der Prüfungsst­ress und die damit verbundene Angst größer geworden sind.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany