Immer mehr Fahrschüler fallen durch die Prüfungen
Die Durchfallquote bundesweit steigt, der Landkreis ist dabei offenbar keine Ausnahme. Wie sich Fahrlehrer aus der Region das erklären und welche Probleme sie bei ihren Schülern sehen
Bundesweit fallen immer mehr Fahrschüler durch die Prüfungen. Was Fahrlehrer aus der Region dazu sagen, steht auf
Das Thema Mobilität spielt in der heutigen Gesellschaft eine immer größere Rolle. Wann und wie schnell komme ich an einen anderen Ort? Das ist die Frage, die sich viele Menschen stellen – vor allem Jugendliche mit dem Wunsch nach Unabhängigkeit von den Eltern oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Selbst mobil sein: Diesen Traum kann man sich mit dem Führerschein erfüllen. Aktuelle Zahlen belegen allerdings, dass immer mehr Fahrschüler durch die Führerscheinprüfung rasseln. Das Kraftfahrbundesamt in Flensburg beziffert die Zahl der Prüflinge, die im Jahr 2017 die Theorie nicht bestanden haben, auf 39 Prozent. Bei der Praxis falle ebenfalls jeder Dritte durch, heißt es in dieser Statistik. Im deutschlandweiten Vergleich schneidet Bayern zwar mit 36 Prozent Durchfallquote bei den theoretischen und 25,5 bei den praktischen Prüfungen noch relativ gut ab, ansteigende Zahlen gibt es aber auch im Freistaat. Die Region scheint dabei keine Ausnahme zu machen. Roland Schrott, Inhaber der Fahrschule Schrott in Donauwörth, bestätigt den Trend und erklärt sich die Entwicklungen so: „Man muss bedenken, dass die Anforderungen an die Fahrschüler gewachsen sind. Die Prüfungszeit ist länger geworden – mittlerweile fährt man 45 Minuten, ab nächstem Jahr sogar 60. Da ist natürlich auch mehr Zeit da, um Fehler zu machen.“Außerdem sei das Verkehrsaufkommen in den vergangenen Jahren immer größer geworden, so Schrott. „Es zählt heute darum einfach auch mehr, die Entscheidung innerhalb von wenigen Sekunden richtig zu treffen“, erklärt Schrott. Auch die Theorie sei in der Vergangenheit zunehmend anspruchsvoller geworden. „Mittlerweile wurde das System bei der Theorieprüfung geändert: Es gibt immer mehr Animationen, die realitätsbezogene Situationen simulieren. Aber Theorie ist eben auch Lernsache. Da muss man sich die Zeit auch nehmen, um sich hinzusetzen und die Lerninhalte stur auswendig zu lernen“, sagt der Fahrlehrer. Natürlich spiele auch der Zuzug aus dem Ausland und das oft vorhandene Sprachproblem der Migranten, die den Führerschein machen wollen, eine Rolle bei den Tests. Der Chef der Donauwörther Fahrschule One-Way, Alexander Mayer, sieht weitere Gründe für die steigenden Durchfallraten. „Bei einer Weiterbildung für uns Fahrlehrer wurden erst vor Kurzem einige Probleme von einem Verkehrspsychologen angesprochen. Zum einen fehlt heutzutage die Erfahrung des Mitfahrens. Wenn ein Jugendlicher heute von einem Elternteil in die Stadt gefahren wird, ist er oft am Smartphone und schaut nicht auf den Verkehr.“Früher sei es hingegen häufiger vorgekommen, dass bereits Kinder das Verkehrsgeschehen aufmerksamer beobachtet haben. Zum anderen fahren viele Jugendliche zu wenig Fahrrad. Das sei allerdings eine „wichtige Basis“, um die Verkehrsregeln besser kennenzulernen, betont Mayer. Auch die Stressresistenz ist seiner Ansicht nach ein bedeutender Faktor. „Bei vielen Fahrschülern ist die Aufnahmefähigkeit und damit auch die Leistungsfähigkeit verloren gegangen. Als Fahrlehrer erwarten wir am Nachmittag nach der Schule einiges von unseren Schülern. Oft geht dann aber nicht mehr viel.“Es sei auch schon vorgekommen, dass ein Fahrschüler vor seiner 15. Stunde im Auto plötzlich vergessen hat, wie man das Lenkradschloss entriegelt. „Wenn ein junger Mensch heutzutage etwas vergisst, dann wird es im Internet nachgeschaut. Dieses Verhalten führt eben auch dazu, dass man sich manche Sachen einfach nicht so gut merken kann, weil man in 30 Sekunden über sein Handy sofort wieder die Lösung geliefert bekommen kann“, so Mayer. Er nennt in diesem Zusammenhang auch einen beliebten Satz unter seinen Kollegen: Du kennst deinen Fahrschüler, aber du kennst deinen Prüfling nicht. Der Fahrschulbetreiber erklärt: „Der Leitsatz passt eigentlich optimal. In den Fahrstunden kann man sich kein Bild davon machen, wie ein Fahrschüler in einer Prüfungssituation reagiert, also wenn der Prüfer auf der Rückbank sitzt. Klar ist uns nur, dass heutzutage der Prüfungsstress und die damit verbundene Angst größer geworden sind.“