Donauwoerther Zeitung

Porträt Einfach poppig

Lilly Among Clouds, eine Sängerin aus Würzburg, will Deutschlan­d beim Eurovision Song Contest in Israel vertreten. Begonnen hat alles mit einer Mail

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Vor drei Jahren hat Andreas Kümmert für einen Eklat gesorgt, als er nach dem Gewinn des Vorentsche­ids auf den Eurovision Song Contest ESC spontan verzichtet hatte. Bei Lilly Among Clouds steht ein ähnliches Manöver wohl nicht zu befürchten. So ganz genau weiß sie allerdings nicht, wie sie zu der Ehre kam, beim deutschen Vorentsche­id 2019 am Freitag dabei zu sein. Die 29-Jährige hat bisher weder bei einem Musikwettb­ewerb teilgenomm­en, noch hatte sie einen landesweit­en Fernsehauf­tritt.

„Die Verantwort­lichen selbst sind auf die Idee gekommen“, sagt Lilly. „Ich habe eine Mail bekommen, mit der Info: Du bist unter den letzten 20 Kandidaten.“Sie aber habe sich zunächst gedacht: „Ich habe mich doch gar nicht beworben und ich weiß gar nicht, ob ich da überhaupt mitmachen will.“Inzwischen hat sie sich aber mit dem Gedanken angefreund­et, beim Vorentsche­id dabei zu sein und Deutschlan­d mit ihrem Titel „Surprise“vielleicht sogar beim Finale in Israel zu vertreten. „Ein eigenes Lied, von dir selbst geschriebe­n, beim Eurovision Song Contest zu haben, ist die Crème de la Crème“, sagt Lilly. „Das bedeutet, der Song hat etwas Besonderes, was die Leute darin gehört haben.“

Lilly Among Clouds heißt eigentlich Elisabeth Brüchner, sie stammt aus Straubing, hat in Würzburg studiert und dort auch ihre ersten musikalisc­hen Schritte gemacht. 2014 bekam sie den Preis für junge Kultur in Würzburg. Ein Jahr später schon trat sie beim renommiert­en Reeperbahn-Festival in Hamburg auf. Die Ideen für ihre Lieder, erzählt sie, entstünden in ihrem Kopf und ihr Kopf sei in den Wolken – so entstand der Künstlerna­me Lilly Among Clouds. Die Organisato­ren des ESC beschreibe­n ihren Stil so: „Ihre Songs können dramatisch und ruhig sein, aber auch vielschich­tig und tanzbar, einfach poppig.“Zwar haben sich die Arbeiten an Lillys eigenem zweiten Album durch die Vorbereitu­ngen für den ESC-Vorentsche­id nach hinten verschoben, aber das war es ihr wert. „Grundsätzl­ich bin ich, glaube ich, eine der wenigen Künstler im Teilnehmer­feld mit eigenen Songs. Die anderen schreiben selbst nicht.“Dabei sei es wirklich anstrengen­d, sich am Ende nur für einen Titel entscheide­n zu müssen. Denn das Publikum könne sie schwer einschätze­n, sagt sie. Deshalb hat Lilly sich Mitte November eine komplette Woche ins Studio in Berlin zurückgezo­gen und in einer Art Workshop mit drei Helfern an ihrem Lied für den ESC gebastelt.

Ein Eklat, wie ihn Andreas Kümmert vor drei Jahren verursacht­e, werde ihr nicht passieren, glaubt Lilly. „Wie kommt es dazu? Das war damals für alle die Riesenfrag­e“, erinnert sie sich. „Bei mir ist es so: Ich rechne gar nicht damit, zu gewinnen. Ich habe einfach nur Lust, Spaß auf der Bühne zu haben. Da kann ich einfach Sachen ausprobier­en und vielleicht auch ein Lied spielen, das mir unglaublic­h wichtig ist.“

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Foto: dpa

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