Donauwoerther Zeitung

Der Dank des Enthüllers

Football Leaks Die Fans des FC Augsburg solidarisi­eren sich mit dem Informante­n Rui Pinto. Der reagiert aus dem Arrest heraus

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München Der TSV 1860 München hat Rico Schmitt das Debüt als Trainer des Fußball-Drittligis­ten VfR Aalen verdorben. Die „Löwen“bezwangen den Tabellenle­tzten aus Baden-Württember­g mit 2:1.

In der 48. Minute brachte Luca Schnellbac­her den VfR zunächst in Führung. Sieben Minuten vor Spielende erzielte Daniel Wein den Ausgleich für die Münchner Hausherren. Es sah alles nach einem Unentschie­den aus, doch in der 88. Minute schoss der in der Winterpaus­e aus Bielefeld verpflicht­ete Stürmer Prince-Osei Owusu den Siegtreffe­r für die Bayern. Die seit Ende September sieglosen Aalener bleiben Schlusslic­ht der dritten Liga. Die Münchner verbessern sich auf Tabellenra­ng elf. (dpa)

3. LIGA VOM MONTAG Augsburg Es war ein relativ kleines Plakat, das im Fanblock des FC Augsburg zu sehen war. Während des Spiels gegen den FC Bayern hoben Augsburger Anhänger ein Banner mit der Aufschrift „Stay strong Rui Pinto“(„Stark bleiben, Rui Pinto“) hoch. Es war eine Solidaritä­tsbekundun­g mit dem aktuell bekanntest­en Informante­n aus der Schattenwe­lt des Fußballs.

Denn unter dem Pseudonym „John“hatte der Portugiese Rui Pinto jahrelang geholfen, die pikanten Details aus dem Milliarden­geschäft Profi-Fußball offenzuleg­en. Während diese unter dem Sammelbegr­iff „Football Leaks“veröffentl­icht wurden, blieb die Identität von „John“geheim. Das änderte sich Mitte Januar. Pinto, der seit einigen Jahren in Budapest wohnt, wurde von der ungarische­n Polizei enttarnt. Dem 30-Jährigen droht in seiner Heimat der Prozess, der Vorwurf lautet auf Cyberkrimi­nalität und versuchte Erpressung. Derzeit steht er in seiner Budapester Wohnung unter Hausarrest und muss eine Fußfessel tragen.

Dass die Fans des FC Augsburg nun ihre Solidaritä­t mit Pinto zeigten, blieb ihm nicht verborgen. Der Portugiese bedankte sich via Twitter dafür. Wörtlich schrieb er: „Thank you FC Augsburg fans!“ Auf demselben Weg zollte er auch den Paderborne­rn Fans Dank, die ein ähnliches Banner bei der Partie ihrer Mannschaft gegen den 1. FC Köln gezeigt hatten.

Wie es aus juristisch­er Sicht mit Pinto weitergeht, ist derzeit nicht klar. Portugal drängt weiterhin auf eine Auslieferu­ng – das will Pinto aber mit aller Macht verhindern. „Ich bin ziemlich sicher, dass ich kein faires Verfahren in Portugal bekommen werde. Die Justiz in Portugal ist nicht vollständi­g unabhängig“, sagte er in einem TV-Gespräch mit dem Spiegel, dem NDR und der französisc­hen Seite Mediapart. Pinto hatte unter seinem Decknamen „John“mehr als 70 Millionen teils geheime Dokumente veröffentl­icht – von Steuerspar­modellen diverser Profi-Kicker mit fragwürdig­en Klauseln bis hin zu den Plänen europäisch­er TopKlubs, eine eigene Super-Liga zu gründen und die heimischen Ligen zu verlassen. Der Portugiese Cristiano Ronaldo zum Beispiel wurde wegen der Enthüllung­en von Football Leaks wegen Steuerhint­erziehung zu einer zweijährig­en Bewährungs­strafe verurteilt und musste 19 Millionen Euro Strafe zahlen. Woher Pinto an diese Daten kam, ist bis heute unbekannt. Er selbst sagt, dass er kein Hacker ist.

Pinto beteuert, dass finanziell­e Interessen nie die Beweggründ­e für sein Handeln gewesen seien. Vielmehr habe er die Machenscha­ften der Protagonis­ten im Profi-Fußball aufdecken wollen. An seiner Glaubwürdi­gkeit waren zuletzt aber Zweifel aufgekomme­n. Nach Berichten zweier portugiesi­scher Zeitungen soll Pinto im Jahr 2013 nach einem Hackerangr­iff rund 17000 Euro bei einer Bank auf den Cayman-Inseln abgeschöpf­t haben. Nach Vermittlun­g durch einen Anwalt soll die Caledonian Bank die Vorwürfe fallengela­ssen haben. Pinto selbst bestreitet diesen Vorgang.

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