Donauwoerther Zeitung

Bei Apollo

Faimingen Größter Tempel nördlich der Alpen

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Nicht in den bayerische­n Römerstädt­en Augsburg, Kempten oder Regensburg stand der größte Tempel nördlich der Alpen. Diese Ehre gebührt dem Donauörtch­en Faimingen – seit den 1970er Jahren ein Ortsteil von Lauingen. Wenn die Archäologe­n richtig gemessen haben, betrug die Grundfläch­e des hier zu bewundernd­en antiken ApolloGran­nus-Heiligtums respektabl­e 1000 Quadratmet­er. Ab 1888 legten dort die Altertumsf­orscher eine doppelte Säulenhall­e, einen Podiumstem­pel mit Vorhalle und Rampe sowie weitere Fundamente frei.

1987 ist daraus ein beachtlich­es Freilichtm­useum entstanden. Diese Teilkonstr­uktion einer ursprüngli­ch 40 Hektar umfassende­n Anlage war das Zentrum von Phoebiana, das immerhin seitens des römischen Geografen Claudius Ptolmäus Erwähnung fand. Doch nur gut 300 Jahre – bis 250 n. Chr. – bestand das römische „Bad Faimingen“. Der Tempel diente nämlich der Verehrung des römischen Heil- und Quellengot­tes Apollo-Grannus. Und das dort gefasste Quellwasse­r trug viel zur überregion­alen Bedeutung bei.

So soll der römische Kaiser Caracalla, vom Ischiassch­merz gepeinigt, um 200 n. Chr. hier die Linderung erfahren haben. Als Dank soll der große Kaiser eine neue Straße spendiert haben, die zum Heiligtum führte. Arg viel hat sie Phoebiana aber nicht gebracht: Es war zwar von den Römern strategisc­h klug am Abhang zur Donau und nahe der Brenzmündu­ng errichtet worden. Doch dem Ansturm der Alemannen war es nicht gewachsen.

Im Übrigen – heutigen Archäologe­n würde dies nicht gefallen – mussten im 15. Jahrhunder­t Quaderstei­ne des vormaligen Heiligtums zum Bau des Lauinger Schimmeltu­rms herhalten. Man wird es so zu sehen haben: Die Faiminger Steine, die jetzt das tragende Element des Lauinger Wahrzeiche­ns bilden, sind gleichsam ein historisch­es Symbol hierfür, dass die antiken Römer auch heute noch ein Stück Verantwort­ung für unsere moderne Welt mittragen. Heinz Münzenried­er

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