Pfarrer Wyrwich nimmt Abschied
Kirche Der Geistliche verlässt die Parkstadt in Richtung Augsburg
Donauwörth Mit einem Mikrofon fing alles an – zum Dienstantritt im September 1999 beschaffte der neue Stadtpfarrer Jacek Wyrwich das legendäre Gesangsmikrofon SM58. Er wollte technisch unabhängig sein und konnte so seiner Stimme druckvolle, klare Präsenz und Durchsetzungsfähigkeit verleihen. Und nach 20 Jahren eindrucksvollen Wirkens als Stadtpfarrer spielte dieses Mikrofon immer noch eine besondere Rolle beim Dankgottesdienst in der Parkstadtkirche Christi Himmelfahrt.
Auch beim Abschiedsgottesdienst übte der gesanglich versierte Pfarrer nochmals ein neues Lied ein, zog Vergleiche seiner persönlichen Eigenschaften mit „seinem“Mikrofon, dirigierte mit diesem, und letztlich nahmen alle Redner eben dieses Mikrofon zu Hilfe, um dem überraschend scheidenden Stadtpfarrer Dank für sein segensreiches Wirken zu zollen.
Der außergewöhnlich gut besuchte Dankgottesdienst ließ keine Resignation aufkommen – im Gegenteil: Der Kirchengemeinde um ihren rührigen Stadtpfarrer sei es zu verdanken, so unisono bei den Ansprachen, dass hier lebendige Kirche gelebt wird, ein bleibendes Verdienst des scheidenden Pfarrers. Kirchenmitglieder hatten zwar aufgrund des diözesanen Dekrets resignierend den Abschied im Herbst er- sodass die Abberufung zum Ende des Monats Februar überraschte, aber nichts davon überlagerte die Atmosphäre des Dankgottesdienstes.
Aus der Pfarreiengemeinschaft bezeugten die Fahnenabordnungen der Feuerwehren und Vereine aus Zirgesheim und Schäfstall und der Landjugendgruppen die besondere Verbundenheit mit Stadtpfarrer Wyrwich und spiegelten mit dem Inhalt des Evangeliums von Jesus als Menschenfischer, vorgetragen von Diakon Robert Stöckl, das Wirken von Stadtpfarrer Wyrwich auf dem Schellenberg und in seinen Filialkirchen wider.
In seiner Abschiedspredigt zog der Geistliche Vergleiche zwischen den leeren Netzen und menschlichem Versagen und Enttäuschungen – und mahnte mit den Worten Jesu, selbst gegen mangelnden Sachverstand nichts unversucht zu lassen. Lange Bemühungen führen oftmals zu unerwartetem Erfolg, und so leitete er über von gelegentlichem Negativum zu Sternstunden seiner priesterlichen Arbeit in den hiesigen Pfarrgemeinden.
Rudolf Weber ergänzte den Predigtinhalt mit vergleichenden Eindrücken vom Bahnsteig, wo sich Willkommen und Abschied, Freude und Tränen mischen, aber die Dankbarkeit als „Gedächtnis des Herzens“alles überlagere.
Dankbar zeigten sich auch die Kindergartenkinder, die gesanglich unterlegt Erinnerungen an zwanzig prägende Ereignisse während des Kirchenjahres weckten. Landtagsabgeordneter Wolfgang Fackler sprach den Wandel der Gesellschaft an und würdigte Pfarrer Wyrwich als Sympathieträger und Ansprechpartner bei existenziellen Fragen, der mit natürlicher Autorität das Gesellschaftsleben in der Parkstadt belebt hatte. Die Veränderung der kirchlichen Ordnung in der Stadt Donauwörth wertete Oberbürgermeister Armin Neudert als Zäsur, war es doch Stadtpfarrer Wyrwich, so der OB, „der eine echte Säule der Orientierung im Pfarrverband Parkstadt war“. Von klaren Prinzipien und mit viel Humor sei sein Wirken geprägt gewesen, charakterisierte ihn der Bürgermeister und erinnerte an die Erweiterung des Pfarrverbandes 2004 um die Stadtteile Zirgesheim und Schäfstall oder an das 25-jährige Priesterjubiläum im Jahr 2011.
Schmunzelnd dankte auch die riesige Schar von rund 40 Ministranten dem scheidenden Geistlichen, der auch mal die Messe ohne seine „Bodyguards“zelebrierte, um sie die Fußball-WM am Fernseher verfolgen zu lassen. Bürgermeister Jörg Fischer verdeutlichte, dass man Pfarrer Wyrwich ungern gehen lassen müsse, dankte aber außerordentlich für dessen Beiträge zum Projekt „Soziale Stadt“für einen sozialen Frieden in der Parkstadt.
Der evangelisch-lutherische Dewartet, kan Johannes Heidecker zeigte seinem katholischen Amtsbruder sein neues Umfeld in der Fuggerei in Augsburg auf, riet davon ab, im Rückblick zu erstarren, sondern mit Christus als Weggefährten vorausschauend die neue Aufgabe anzugehen.
Ein über die Christi-Himmelfahrt-Kirche gespannter Regenbogen enthielt die Dankesworte der Schüler der Sebastian-FranckGrundschule, ein Bild, das Rektorin Helga Mandlik übergab, und die Kinderschola sagte gesanglich „danke“.
Die Blumen- und Gartenfreunde sorgten für Blumenschmuck im neuen Heim des Pfarrers, und Annette Roßmann als Vorsitzende des Pastoralrates der Pfarreiengemeinschaft Donauwörth zeigte Wegmarken auf von der Gründung des Pfarrverbandes bis zur Erweiterung um die Pfarreien Maria Immaculata Zirgesheim und St. Felicitas Schäfstall und dass mit Pfarrer Wyrwich auf dem langen gemeinsamen Weg auch Stolpersteine ausgeräumt werden konnten.
Dem zweistündigen Dankgottesdienst gebührend, sprach Stadtpfarrer Jacek Wyrwich kurze Dankesworte, bat um Entschuldigung für „seine Kanten“und sang mit den Gottesdienstbesuchern inbrünstig „Großer Gott, wir loben dich“für die wundervolle Wegbegleitung während seines priesterlichen Wirkens in Donauwörth.