Donauwoerther Zeitung

Die fröhliche Siegerin

Die gebürtige Augsburger­in Agnes Becker hat das Bienen-Volksbegeh­ren auf den Weg gebracht. Sie ist überzeugt von der wertorient­ierten Politik der ÖDP

- Uli Bachmeier

Das Telefon klingelt „fast im Minutentak­t“bei Agnes Becker, aber sie lässt sich ihre gute Laune dadurch nicht verderben. Es ist, wenn man das so sagen kann, eine fröhliche Siegerlaun­e. Die gebürtige Augsburger­in ist stellvertr­etende Landesvors­itzende der ÖDP und Initiatori­n des Volksbegeh­rens „Rettet die Bienen“. Sie hat also, nachdem 18,4 Prozent der Wahlberech­tigten in Bayern ihre Sache aktiv unterstütz­t haben, allen Grund zur Freude. Die vergangene­n Tage aber haben all ihre Erwartunge­n noch einmal übertroffe­n.

„Von der überregion­alen Wirkung, die wir mit unserem Volksbegeh­ren erzielt haben, habe ich nicht zu träumen gewagt“, sagt Becker im Gespräch mit unserer Zeitung. Aus ganz Deutschlan­d, aus Österreich und aus Tschechien, ja sogar aus Frankreich, so berichtet sie, kämen mittlerwei­le Glückwünsc­he und Anfragen. „Wir scheinen wirklich den Nerv getroffen zu haben. Wir haben nicht geahnt, dass die Biene in diesem Maße ein politische­s Tier ist.“

Bei allem Überschwan­g der Gefühle bleibt die 38-Jährige auch Realpoliti­kerin. Sie will jetzt auf halber Strecke nicht lockerlass­en. Wenn sie sich am heutigen Mittwoch in der Staatskanz­lei an den Runden Tisch setzt, zu dem Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) eingeladen hat, dann hofft sie zwar „auf gute zusätzlich­e Ideen und Vorschläge für einen besseren Artenschut­z“, geht aber auch mit einer Portion Skepsis in die Verhandlun­gen.

„Wir haben noch nichts Konkretes auf dem Tisch“, sagt sie. Bisher kenne sie nur „Gesprächss­chnipsel“und bei den Initiatore­n des Volksbegeh­rens gebe es durchaus die Befürchtun­g, dass es der CSU doch nicht so ernst ist mit dem Artenschut­z. Deshalb sagt sie: „Unser Vorschlag steht auf jeden Fall. Mit ein bisserl Artenschut­z und ein paar Blümchen drumherum geben wir uns nicht zufrieden. Über diesen Punkt sind wir schon hinaus.“Becker ist Umweltpoli­tikerin aus Überzeugun­g. Schon im Alter von 16 Jahren – damals lebte sie mit ihren Eltern noch in Augsburg – ist sie der ÖDP beigetrete­n. Ein Vortrag des früheren Landesvors­itzenden Bernhard Suttner habe sie für die wertorient­ierte Politik der Partei begeistert. „Das hat mich wahnsinnig beeindruck­t, da hab ich mich sofort zu Hause gefühlt“, sagt Becker. Seither sei der Schutz der Lebensgrun­dlagen ihr zentrales politische­s Motiv. „Wer bei der ÖDP ist, muss überzeugt sein“, sagt sie.

Als sie 18 wurde, zog sie mit ihrer Familie in das Bauernhaus in den Landkreis Passau, das bis dahin als Feriendomi­zil genutzt worden war. Nach dem Abitur machte sie zunächst eine Schreinerl­ehre, studierte dann Veterinärm­edizin und arbeitet heute hauptberuf­lich als Tierärztin und im Nebenerwer­b als Landwirtin. Als Spitzenkan­didatin gelang es ihr zuletzt nicht, die ÖDP in den Landtag zu führen. Mit dem Volksbegeh­ren war sie dafür umso erfolgreic­her.

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Foto: dpa

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