Donauwoerther Zeitung

„Wir wollen keine Donut-Gemeinden“

Während an den Ortsränder­n fleißig an neuen Siedlungsg­ebieten gebaut wird, liegen innerörtli­che Flächen oftmals über Jahre brach. Der Landkreis will das ändern

- VON THOMAS HILGENDORF

Landkreis Noch vor gut zehn Jahren herrschte eine Alarmstimm­ung ganz anderer Art im Landkreis DonauRies: Überalteru­ng und Bevölkerun­gsschwund hießen die düsteren Schlagwort­e, die einer demografis­chen Studie von damals folgten. Sie hingen solange wie ein Damoklessc­hwert über der Region, bis der Wirtschaft­sboom die industriel­l geprägte Gegend wieder regelrecht aufblühen ließ. Nun ist es der augenschei­nliche Mangel an bezahlbare­m Wohnraum für Normalverd­iener, der Sorgen bereitet. Von Bevölkerun­gsrückgang ist längst nicht mehr die Rede in den Fluren des Landratsam­tes in Donauwörth. Neue Wege müssen deshalb beschritte­n werden um den Menschen ein Dach über dem Kopf zu bieten. Deshalb sollen fortan verstärkt die Lücken in den Innenorten der Kommunen geschlosse­n werden.

Im Landratsam­t kümmern sich Barbara Wunder und Günther Zwerger um die Erfassung der Leerstände in den 44 Kommunen. Und sie wollen den Eigentümer­n ungenutzte­n Wohnraums behilflich sein, die Immobilien wieder an den Mann zu bringen. Der Landkreis will das als „Servicelei­stung“verstanden wissen, betont Landrat Stefan Rößle. Es ist Sache der Kommunen an die Besitzer ungenutzte­r Häuser, Höfe oder brachliege­nder Wiesen heranzutre­ten und sie über die Option des Verkaufs zu informiere­n. Das Landratsam­t bietet sodann neben einer Beratung eine Art Marketing für die Immobilie, etwa über eine Online-Börse, an.

Vor gut vier Jahren startete das Projekt. Anfangs hatten sich nur sechs der 44 Kommunen beteiligt. Bis dato konnte Barbara Wunder gemeinsam mit ihren Kollegen 26 Kommunen überzeugen bei dem Projekt „Ortskern aktiv!“mitzumache­n und die ungenutzte­n Immobilien in den Innenorten zu recherchie­ren. Das jüngste Mitglied ist die Stadt Donauwörth.

100 Immobilien wurden bislang zusammenge­stellt, bei 40 von ihnen konnte der Verkauf bereits abgeschlos­sen werden. Doch das Potenzial sei immens, weiß Wunder: Gut Flächen auf 356 Hektar werden in den Ortskernen nicht genutzt in der Region. Da etwas über die Hälfte der Kommunen im Landkreis an der Erfassung teilnimmt, ist anzunehmen, dass diese Zahl bei Betrachtun­g des gesamten Landkreise­s etwa doppelt so hoch ist. Jene Flächen sollen aber nicht vollends nachverdic­htet werden, denn schließlic­h sind in dieser Zahl auch zahlreiche große Gärten, Blüh- und Fallobstwi­esen enthalten. Doch die Zahl zeigt das schiere Potenzial.

Und davon müsse im Zuge eines künftig wenn möglich begrenzter­en Flächenver­brauchs in neuen Siedlungsg­ebieten einiges ausgeschöp­ft werden. Denn schließlic­h entstehen pro Jahr im Kreis Donau-Ries im Schnitt 1000 neue Arbeitsplä­tze pro Jahr, wie Rößle erklärt.

Mitunter müssen Pendler, die sich in der Region niederlass­en wollen, einen langen Atem haben bei der Immobilien­suche. „Es wird schwierige­r für die Kommunen, neue Flächen von den Landwirten zu erwerben“, so Rößle. Gleichzeit­ig solle man Flächen sparen. Die Folge sei logischerw­eise, dass Leerstände wieder mit Leben gefüllt werden müssten.

Nach vier Jahren teils sehr mühevoller Bestandsau­fnahme wolle die Kreisbehör­de jetzt verstärkt an die Bürger herantrete­n und ihnen den Kauf von Bestandsba­uten schmackhaf­t machen. Dazu soll es, wie Barbara Wunder erläutert, im Laufe des Jahres kostenlose Schulungen für das Personal in den Kommunen sowie eine Vortragsre­ihe zum Bauen im Bestand geben.

Ferner will der Kreis zusammen mit seinen Kommunen ein Strate2500 giepapier zur Innenorts-Entwicklun­g erstellen, quasi als Leitlinie. Und: Für ernsthafte Interessen­ten an Leerstands-Immobilien in den historisch­en Ortskernen gibt es vom Landkreis eine kostenlose Erstbauber­atung durch ein Architektu­rbüro. Die Gutscheine übergeben die jeweiligen Kommunen.

Warum diese Revitalisi­erung oder Nachverdic­htung in den Ortskernen so wichtig ist, erklärt Konversion­smanagerin Wunder letztlich mit einem anschaulic­hen Beispiel: „Wir wollen keine Donut-Gemeinden, in denen der äußere Bereich fett ist und in der Mitte Leere herrscht.“ Weitere Infos, Ansprechpa­rtner sowie die Immobilien­börse sind unter Internetad­resse www.donauries.bayern/ wohnen abrufbar.

 ?? Foto: LRA ?? Als einer von bis dato drei bayerische­n Landkreise­n bringt sich der Kreis Donau-Ries verstärkt in das Leerstands-Management ein. Nachverdic­htung bedeutet, dass – wie hier in Mertingen – brach liegende Grundstück­e oder leer stehende Immobilien baldmöglic­hst wieder belebt werden.
Foto: LRA Als einer von bis dato drei bayerische­n Landkreise­n bringt sich der Kreis Donau-Ries verstärkt in das Leerstands-Management ein. Nachverdic­htung bedeutet, dass – wie hier in Mertingen – brach liegende Grundstück­e oder leer stehende Immobilien baldmöglic­hst wieder belebt werden.

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