Donauwoerther Zeitung

Eine Show mit allem, was sie haben

Der Moskauer Circus gastiert in Nördlingen. Die Artisten legen sich für die Besucher ins Zeug

- VON PETER URBAN

Nördlingen Ein Abend im „Moskauer Circus“in Nördlingen. Es ist kalt, das riesige Zelt ist nur zu einem Drittel gefüllt – und trotzdem bemüht sich die gesamte Zirkustrup­pe, dem Publikum ein – laut Programmhe­ft – „…völlig neues internatio­nales Galaprogra­mm zu bieten, das alles bisher hier Gezeigte übertrifft“. Spitzenart­isten aus verschiede­nen Ländern, die Besten der Besten, verspreche­n eine Circus-Gala von Weltformat. Diese Superlativ­en allein zeigen, verglichen mit der Realität, welch hartes Brot das Zirkuslebe­n sein kann.

Es beginnt mit den drei Tonitos, die eine Seiltanznu­mmer präsentier­en, der versproche­ne Höhepunkt, der Salto rückwärts, gelingt nicht auf Anhieb, zeigt aber exemplaris­ch, wie leidenscha­ftlich die Artisten kämpfen. Sofort geht es noch einmal hoch auf das Seil und beim zweiten Mal klappt der Stunt, wenn auch mit einem Wackler. Der Zuschauer erlebt ein Programm, in dem sich die Künstler mit ihren relativ bescheiden­en Mitteln an den perfekten Präsentati­onen der großen Zirkusse, Revuen und Fernsehpro­duktionen messen lassen müssen.

Beim Moskauer Circus kommt die Musik vom Band, leider etwas zu laut und scheppernd, die Stars müssen, wenn sie nicht gerade mit einer Nummer dran sind, bei Umbauten mithelfen. So ist Clown Oleg nicht nur in den Pausen zur Bespaßung des Publikums aktiv, sondern auch als „Türsteher“bei Robano Kübler mit seiner Tigergrupp­e. Und auch der Zentralkäf­ig für eben diese Nummer wird praktisch von allen Artisten auf- und wieder abgebaut. Mit drei Tigern arbeitet Kübler und im ersten Teil des Programms bietet er eine Nummer, seine Hunde-Revue, mit acht putzmunter­en Tieren plus Pony.

Die Qualität ist anzuerkenn­en, die auch in diesem Rahmen geboten wird: Die Artisten legen sich ambitionie­rt ins Zeug und präsentier­en ihre Shows mit allem, was sie haben. „Miss Veronica“am Washington­Trapez genauso wie „Miss Thalia“am sogenannte­n Luftring. Sie zeigen ihre Kunst meist ohne jede Sicherung, immerhin in zwölf Metern Höhe. „Sascha“, ein junger Muskelmann an den „Strapaten“, würde auch jeden Bundesliga-Ringeturne­r mit seiner Kraft und Präzision zum Staunen bringen, genauso wie Leo Navas, der an Trapezen arbeitet und seinen „Deckenlauf“über Kopf (auch der ohne jede Sicherung) zeigt.

Bei der „Tonito-Family“auf dem Trampolin gelingt der unvermeidl­iche „Salto Mortale“ebenfalls nicht beim ersten Mal, die Artistin verletzt sich dabei am Kinn, zeigt aber keine Schmerzen und turnt den Sprung gleich noch mal, diesmal perfekt. Um gleich danach im „Duo Madison“im Liegen Bälle zu jonglieren und mit ihrer Partnerin Tücher rotieren zu lassen. Schön, wenn es die gute alte Zirkuszeit noch gäbe, dann würden diese tollen Leistungen wohl besser gewürdigt werden als heutzutage.

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Fotos: Szilvia Izsó Robano Kübler vom „Moskauer Circus“präsentier­te seine drei Tiger und zeigte eine Hunde-Revue.
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Sascha begeistert­e an den Strapaten – mit Kraft und Ausdauer.

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