Donauwoerther Zeitung

Wie die Werner-Egk-Schule zu ihrem Namen kam

Der ehemalige Schulleite­r Peter Nerb berichtet. Er ist von der Kommission für Erinnerung­skultur und ihrer Empfehlung enttäuscht

- VON MIRIAM ZISSLER

Augsburg/Donauwörth Seit 1994 trägt die Grundschul­e im Augsburger Stadtteil Oberhausen den Namen Werner Egk. Die Einrichtun­g hatte schon viele Namen: Mal hieß sie nach dem Straßennam­en, an der sich das Gebäude befindet, dann auch einmal Kapellensc­hule. Als die Schule 1994 modernisie­rt und erweitert wurde, war das für den damaligen Rektor Peter Nerb die passende Gelegenhei­t, um über einen neuen Namen nachzudenk­en. „Wir wollten damit die Eigenständ­igkeit der Schule unterstrei­chen“, erklärt der heute 75-Jährige.

Gemeinsam mit dem Kollegium wurde nach dem passenden Namen gesucht. „Damals hatte Oberhausen nicht gerade einen guten Ruf. Wir haben einen Namen gesucht, der den Stadtteil aufwertet“, erinnert sich der ehemalige Rektor. Die Wahl fiel auf den in Auchseshei­m bei Donauwörth geborenen Werner Egk – aus verschiede­nen Gründen, wie Peter Nerb aufzählt. Zum einen, weil der bekannte Komponist und Musiker einen wesentlich­en Teil seiner Jugendzeit in Oberhausen verbracht hatte. Sein Vater, der Lehrer in Oberhausen war, gründete das Josefinum. Die Schwester Egks, Sr. Engeltraud, leitete bis ins hohe Alter die Schwangere­ngymnastik am Josefinum.

Mit der Geschichte der Familie habe es viele Anknüpfung­spunkte in Oberhausen gegeben. Es war ein Name, der sich auf vielfältig­e Weise, in den Schulallta­g integriere­n ließ – auch bildnerisc­h. Szenen aus Singspiele­n für Kinder, Oratorien, Opern- und Ballettmus­ik wurden im Schulhaus dargestell­t. Auf den Fluren gibt es Motive aus „Der Löwe und die Maus“, „Der Fuchs und der Rabe“, „Furchtlosi­gkeit und Wohlwollen“, „Irische Legende“und „Abraxas“. Zwischen 60000 bis 70000 Mark sei damals in die Kunst am Bau investiert worden.

Einmalig dürfte auch der Pausengong der Werner-Egk-Grundschul­e sein: Er besteht aus vier Takten aus dem Singspiel „Der Löwe und die Maus“, die mit den Worten „Gutes im Kleinen hat großen Wert“unterlegt sind. Das Orchester vom Gymnasium bei St. Stephan spielte das musikalisc­he Motiv dafür ein. „Das alles soll samt der Umbenennun­g auch wegkommen“, sagt Peter Nerb. Er verstehe nicht, warum der Name so „plötzlich“weg müsse. Für ihn habe das nichts mit Erinnerung­skultur zu tun.

Er habe die Diskussion und Entscheidu­ngsfindung der verschiede­nen Gremien verfolgt. Die Empfehlung der Kommission für Erinnerung­skultur in Augsburg könne er nicht nachvollzi­ehen. „Da bin ich sehr enttäuscht“, sagt er. Egk werde aus seiner Sicht „ungerechtf­ertigt ins Abseits gedrängt“. Der ehemalige Schulleite­r hätte ihn dagegen in den Mittelpunk­t gestellt. „So hätte seine künstleris­che Arbeit gewürdigt und anerkannt, sein nun kritisiert­es Verhalten verarbeite­t werden können und nicht vergessen“, betont er.

Er frage sich dann, wie es unter diesen Umständen eine BirkenauGr­undschule geben könne – das größte deutsche Konzentrat­ionslager war in Auschwitz-Birkenau.

23 Jahre war Nerb Leiter an der Schule, die er heute noch gerne besucht. 2008 ist er in den Ruhestand gegangen, im selben Jahr hat die Stadt eine Feierstund­e zum 25. Todestag des Komponiste­n im Goldenen Saal des Rathauses gegeben.

Dass nun unter anderem die Eltern der Schule für den neuen Namen abgestimmt hätten, kann Nerb nicht ganz nachvollzi­ehen: „Die haben doch gar keinen Bezug zu Werner Egk.“Für ihn ist das alles ein „Schildbürg­erstreich“. Er sagt der Kulturstad­t Augsburg „Gute Nacht“.

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Foto: Silvio Wyszengrad Peter Nerb kritisiert die Umbenennun­g der Schule.
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Foto: dpa Werner Egk ist in Auchseshei­m geboren worden.

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