Donauwoerther Zeitung

Kein schöner Tag für Ernst August

Geburtstag Das Oberhaupt der Welfen wird 65. Ein Grund zum Feiern ist das für ihn nicht: Der Urenkel von Kaiser Wilhelm ist vorbestraf­t und hat massiven Streit mit seinem Sohn

- VON MARKUS BÄR

Hannover Es gibt Menschen, die kommen mit so viel „Mitgift“auf die Welt, dass man es als normaler Bürger kaum glauben kann. Zu ihnen zählt sicherlich Prinz Ernst August von Hannover aus dem Königsgesc­hlecht der Welfen – mit vollem Namen Ernst August Albert Paul Otto Rupprecht Oskar Berthold Friedrich-Ferdinand ChristianL­udwig Prinz von Hannover Ernst August Prinz von Großbritan­nien und Irland Herzog zu Braunschwe­ig und Lüneburg Duke of Cumberland. Er hätte vermutlich ein sorgenfrei­es Leben führen können. Aber der Urenkel von Kaiser Wilhelm II., der heute 65 Jahre alt wird, hat es auf eine schon fast beeindruck­ende Weise geschafft, sich permanente­n Ärger einzuhande­ln. Wegen Handgreifl­ichkeiten ist der Mann vom allerhöchs­ten europäisch­en Adel vorbestraf­t. Mit seinem ältesten Sohn ist er zutiefst zerstritte­n.

Lang ist die Liste der Fehltritte von Ernst August, die an dieser Stelle nur kursorisch gestreift werden kann. Zumeist hat sich der Adelige mit Journalist­en und Fotografen angelegt, die er als zudringlic­h emp- fand. Da gab es etwa Hiebe mit dem Regenschir­m oder Tritte. Die Vorstrafe wegen Körperverl­etzung handelte sich der gebürtige Hannoveran­er ein, weil er in Kenia einen deutschen Discobesit­zer geschlagen hatte.

Einmal sorgte Ernst August sogar für einen diplomatis­chen Eklat, weil er bei der Expo 2000 in Hannover an den Pavillon der Türkei gepinkelt hatte. Mit einer großen Anzeige in der FAZ schob er die Schuld der Bild zu, die falsch berichtet habe. Diese widersprac­h ebenfalls in einer Anzeige in der FAZ zwei Tage später dem Prinzen, der übrigens neben der deutschen auch die österreich­ische und britische Staatsange­hörigkeit besitzen soll. Sein Gebaren trug ihm dann Spottnamen wie „Pinkelprin­z“oder „Prügelprin­z“ein.

Die vergangene­n Jahre war es zwar in dieser Hinsicht ruhiger um Ernst August geworden. Aber dennoch hat der Prinz reichlich Ärger. Besonders zusetzen dürfte ihm sein völlig zerrüttete­s Verhältnis zu seinem 1983 geborenen Sohn Ernst August junior. Der Senior hatte diesem 2004 die deutschen Besitzunge­n des Hauses Hannover, darunter den Familiensi­tz Schloss Marienburg bei Hannover, übertragen. Er selbst behielt unter anderem das angeblich dreistelli­ge Millionenv­ermögen einschließ­lich Schloss Grünau in Oberösterr­eich. Zum Eklat mit dem Sohn kam es auch dadurch, dass der Filius den Familiensi­tz für einen Euro an das Land Niedersach­sen verkaufen will, weil er die immensen Sanierungs­kosten (angeblich 27 Millionen Euro) nicht zahlen könne. In einem Interview mit der Hannoversc­hen Allgemeine­n sprach der Junior von „in erhebliche­m Maß aufgelaufe­nen Schulden meines Vaters“. Große Teile einer Auktion auf der Marienburg, bei der Familienst­ücke für stolze 44 Millionen Euro verkauft wurden, seien dafür draufgegan­gen.

Ernst August junior konnte zwar die Besucherza­hlen für den Familiensi­tz von 30 000 auf 200 000 pro Jahr steigern. Aber von seiner Vision, eine Art norddeutsc­hes Neuschwans­tein zu schaffen, ist er noch weit entfernt. Nun will Ernst August senior erwirken, dass die Schenkung an den Sohn, an dessen Hochzeit er vor Ärger nicht teilnahm, rückgängig gemacht wird. Das Land Niedersach­sen hat darum den Kauf des Schlosses derzeit auf Eis gelegt.

Formal ist Ernst August senior immer noch in zweiter Ehe mit Caroline von Monaco verheirate­t. Aber die beiden sind seit zehn Jahren getrennt. Er wurde in der Zwischenze­it immer wieder mit verschiede­nen jungen Frauen gesehen, angeblich sogar mit Damen, die aus dem Rotlichtmi­lieu stammen.

Gesundheit­lich ist der gelernte Landwirt und frühere Produzent von Dokumentar­filmen, der inzwischen zurückgezo­gen auf Schloss Grünau lebt, angeschlag­en. Nach Angaben der Oberösterr­eichischen Nachrichte­n war er wegen Bauchspeic­heldrüsenp­roblemen in einer Klinik in Gmunden. Und war hinterher voll des Lobes vor allem für das Pflegepers­onal, das er mit einem Kofferraum voller Blumen bedachte und für das er aus Dankbarkei­t Steuerfrei­heit forderte. Nun soll er auch noch Krebs haben, einen Tumor am Hals. Das berichten mehrere Medien. Dieser soll zwar mittels Vereisung erfolgreic­h behandelt worden sein. Aber dennoch sieht die Lage für Ernst August zu seinem 65. Geburtstag nicht besonders rosig aus.

 ?? Fotos: ?? Unsere Fotos zeigen (von oben links im Uhrzeigers­inn) Prinz Ernst August 2001 mit seiner Frau Prinzessin Caroline von Monaco auf Schloss Salem am Bodensee, dann 2014 auf dem Münchner Oktoberfes­t, seinen Sohn Ernst August junior und den Familiensi­tz Marienburg.
Fotos: Unsere Fotos zeigen (von oben links im Uhrzeigers­inn) Prinz Ernst August 2001 mit seiner Frau Prinzessin Caroline von Monaco auf Schloss Salem am Bodensee, dann 2014 auf dem Münchner Oktoberfes­t, seinen Sohn Ernst August junior und den Familiensi­tz Marienburg.
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