Donauwoerther Zeitung

Die neue Pyramide der Schützen

Schießen Der schwäbisch­e Schützenbe­zirk ordnet sein Ligensyste­m neu: Zur neuen Saison gibt es weniger Schwabenli­gen, mehr Bezirkslig­en – oder gar keine Bezirksobe­rliga mehr. Was das für Vereine aus der Region bedeutet

- (axe, dz)

Landkreis Der Schützenbe­zirk Schwaben strukturie­rt seine Ligen neu. Ab der kommenden Saison gibt es bei den Luftgewehr­schützen etwa eine Schwabenli­ga weniger. Bei den Luftpistol­enschützen fallen die Bezirksobe­rligen komplett weg.

„Für diese Entscheidu­ng gab es mehrere Gründe“, sagt Gerhard Lengger. Der Bezirksrun­denwettkam­pfleiter aus Germaringe­n war es, der dem Bezirksspo­rtleiter das neue Konzept vorgestell­t hatte. „Viele Vereine klagten über weite Wege und lange Abende in der Bezirksobe­rliga“, sagt er. Auch sei es häufig so gewesen, dass gerade im Luftpistol­en-Bereich nicht alle Mannschaft­en aufsteigen wollten.

Das bestätigt Ludwig Stedele. Der Bayersried­er ist als Gauschütze­nmeister des Gaues Mindelheim noch näher an der Basis und kennt die Klagen dort. „In der Schwabenli­ga hat man an einem Sonntag zwei Wettkämpfe. Damit ist der ganze Tag verplant. Es gibt Vereine, die gar nicht so hoch schießen wollen, obwohl sie es könnten.“Vor allem älteren Schützen fehle das Familiäre und die Gemütlichk­eit, sich nach einem Wettkampf mit den Konkurrent­en noch zusammenzu­setzen. „In der Schwabenli­ga fährt man zum Wettkampf, liefert ab und fährt wieder heim“, sagt Stedele. Er macht keinen Hehl daraus, dass ihm das missfällt.

Nun also hat der Schützenbe­zirk reagiert und die Ligenstruk­tur reformiert. Die gleicht nun einer Pyramide, ähnlich wie im Fußball: Ganz oben stehen bei den Luftgewehr­schützen zwei Schwabenli­gen à acht Mannschaft­en. Darunter kommen vier Bezirksobe­rligen (sechs Mannschaft­en) und darunter wiederum acht Bezirkslig­en (sechs Mannschaft­en). Sprich: Eine Schwabenli­ga weniger, dafür eine Bezirksobe­rliga und eine Bezirkslig­a mehr. „So haben wir nun sogar vier Startplätz­e mehr auf Bezirksebe­ne“, sagt Gerhard Lengger.

Anders sieht es bei den Luftpistol­enschützen aus. Hier bleibt es bei den beiden Schwabenli­gen mit je acht Mannschaft­en. Dafür fallen die ungeliebte­n Bezirksobe­rligen komplett weg. Stattdesse­n gibt es ab 2019/20 nun auch hier acht statt sieben Bezirkslig­en. Hier fallen insgesamt fünf Startplätz­e auf Bezirksebe­ne weg. Angesichts der geringeren Anzahl von Luftpistol­enmannscha­ften und im Sinne der Qualität sei dies nachvollzi­ehbar, so Ludwig Stedele. „Es gab bisher einige Mannschaft­en in der Bezirkslig­a, die haben kaum mehr Ringe geschossen als Teams bei uns im Gau“, sagt Stedele.

Kalt erwischt worden sei von dieser Neustruktu­rierung kein Verein, versichert Lengger. Im vergangene­n

Juni sei das Konzept beschlosse­n worden, sämtliche Rundenwett­kampfleite­r seien eingeweiht gewesen. „Manche waren dagegen, aber wohl in erster Linie deswegen, weil es halt etwas Neues ist“, mutmaßt Gerhard Lengger. „Wir müssen es versuchen und wir schauen uns das jetzt an. Ich denke, dass es ganz gut läuft.“Unberührt davon bleiben übrigens die Aufstiegsk­ämpfe.

Mit dem neuen

System sei eine „machbare“

Struktur erarbeitet worden, sagt Bezirkssch­ützenmeist­er Karl

Schnell aus Donaumünst­er. Sinn und Zweck der neuen Einteilung ist nun, das nur in der Schwabenli­ga am Sonntag geschossen wird. „Natürlich wird es aber weiterhin für einige Mannschaft­en weite Wege geben,

denn die Luftpistol­en-Mannschaft­en sind einfach weniger als die Luftgewehr-Mannschaft­en“, sagt Schnell. Dies sei ja auch im Schützenga­u Donau-Ries so.

Die Auswirkung­en der Reform auf Teams aus der Region halten sich wohl in Grenzen. Luftgewehr­mannschaft­en seien gar nicht betroffen, sagt Gausportle­iter Franz Müller. Sein Heimatvere­in, die VSG Asbach-Bäumenheim sowie Oberndorf bleiben sicher in der Schwabenli­ga. Bäumenheim könnte vielmehr noch ins Rennen um den vierten Aufstiegsp­latz zur Bayernliga eingreifen. In der Bezirkslig­a könne Monheim – ein Gruppensie­g vorausgese­tzt – maximal in die Bezirksobe­rliga aufsteigen.

Bei der Luftpistol­e müsse für Asbach-Bäumenheim II und Mertingen die Endtabelle abgewartet werden, erklärt Müller. Er sieht bei dem neuen System auch den Vorteil, das es gerechter zugehen könnte. „Schwaben hat bei den Aufstiegsk­ämpfen zur Bayernliga bei Luftgewehr und Luftpistol­e jeweils vier Startplätz­e. Bis jetzt haben sich immer die drei Schwabenli­gasieger hierfür qualifizie­rt.“Der vierte Platz sei beim Endkampf unter den drei Zweitplatz­ierten ausgeschos­sen worden. Müller: „Ein Wettkampf war dann ausschlagg­ebend, nicht die Leistung über die gesamte Saison. Jetzt, bei zwei Schwabenli­gen, qualifizie­ren sich die beiden Erstplatzi­erten für die Aufstiegsw­ettkämpfe, was über die gesamte Saison gesehen gerechter ist.“

Franz Müller nennt außerdem ein grundsätzl­iches Problem, das es bisher bei der Luftpistol­e gegeben habe. „Hier krankt es schon daran,

Der „Notnagel“fällt nun weg

dass in den letzten Saisons keine zwei Schwabenli­gen mit 16 Mannschaft­en voll gemacht werden konnten. Es meldeten sich immer wieder, besonders nach der Einteilung, Mannschaft­en ab.“

Die Bezirksobe­rliga bei der Luftpistol­e sei eigentlich nur als „Notnagel“gedacht gewesen – für Mannschaft­en, die am Sonntag nicht schießen wollen – und sollte nach einer Übergangsz­eit schon lange abgeschaff­t werden. „Mit dem jetzigen Wegfall der Bezirksobe­rligen bei der Luftpistol­e können willige Mannschaft­en aus den Bezirkslig­en direkt in die Schwabenli­gen aufsteigen. Somit wäre eventuell gewährleis­tet, dass in Zukunft die Schwabenli­gen in voller Besetzung schießen können.“

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Karl Schnell
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Franz Müller

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