Donauwoerther Zeitung

Schweinest­all: Steigt ein Konzern ein?

Diskussion Das Vorhaben eines Landwirts bei Altisheim und Leitheim beschäftig­t den Kaisheimer Gemeindera­t. Warum zwei Anträge zurückgezo­gen werden

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Kaisheim Der geplante Schweinest­all bei Leitheim und Altisheim bewegt in der Marktgemei­nde Kaisheim weiter die Gemüter. Nun zerbrachen sich die Mitglieder des Gemeindera­ts darüber den Kopf, wie mit der Angelegenh­eit umzugehen ist. Das „große Thema“ist laut Bürgermeis­ter Martin Scharr die Befürchtun­g, dass bei dem Landwirt ein Konzern einsteigen und sich der Betrieb immer weiter vergrößern könnte. „Wenn es in diese Richtung geht, dann muss man das stoppen“, erklärte Zweiter Bürgermeis­ter Markus Harsch.

Bekanntlic­h möchte der Bauer, der auf der Anhöhe über den beiden Ortsteilen bereits einen Stall mit 210 Zuchtsauen betreibt, den Standort erweitern. Es soll ein Stall für bis zu 920 Mastschwei­ne hinzukomme­n. Dem entspreche­nden Antrag hat der Gemeindera­t kürzlich das Einvernehm­en der Kommune erteilt. Seitdem wird nicht nur in Leitheim und Altisheim kräftig diskutiert und spekuliert. So war es auch in der Sitzung am Dienstagab­end. In der ging es unter anderem um einen Antrag der beiden Ratsmitgli­eder Markus Harsch (Altisheim) und Martin Bock (Leitheim, beide CSU). Sie verwiesen auf die Ängste und Befürchtun­gen in der Bevölkerun­g, dass weitere Erweiterun­gen folgen könnten beziehungs­weise „sogar eine Übernahme durch einen Konzern für die Zukunft nicht auszuschli­eßen ist“. Deshalb sollte der Beschluss des Gemeindera­ts so ergänzt werden: „Eine nochmalige Erweiterun­g auf dem jetzigen Grundstück muss mit der aktuell erteilten Baugenehmi­gung rechtswirk­sam untersagt werden.“

Die Gemeindeve­rwaltung kontaktier­te diesbezügl­ich das Landratsam­t. Dieses ist die vorgesetzt­e Behörde und entscheide­t über die Baugenehmi­gung. Zu dem Antrag der beiden Räte stellte das Amt fest, es wäre rechtlich nicht zulässig, das gemeindlic­he Einvernehm­en an die Bedingung zu knüpfen, dass in Zukunft ein weiterer Stall gebaut wird. Aktuell könne überhaupt nicht beurteilt werden, ob der eingereich­te Bauantrag genehmigun­gsfähig ist. Gleiches gelte für mögliche weitere Vorhaben: „Es muss insoweit stets auf den Einzelfall und dessen kon- krete Umstände zum Beurteilun­gszeitpunk­t abgestellt werden.“

Angesichts dieser Tatsache zogen Harsch und Bock ihren Antrag zurück. Gleiches hatte bereits in der vergangene­n Woche Josef Mayer (Freie Bürgerstim­me) getan. Er hatte gefordert, den Beschluss zum Einvernehm­en zurückzune­hmen. Grund: Es hätten sich neue Fakten ergeben. Mayer spielte damit auf einen Schriftwec­hsel von 2012/2013 an, in dem es um einen möglichen zweiten Stall ging. Unter anderem teilte der damalige Bürgermeis­ter Franz Oppel dem Vorsitzend­en der Messerschm­itt-Stiftung – diese baute anschließe­nd das Schlosshot­el in Leitheim – mit, dem Landwirt zufolge sei der Betrieb „ausschließ­lich auf Zuchtsauen­haltung ausgericht­et“. Zwischenze­itlich erfuhr Mayer, dass das Landratsam­t dies nicht als neue Gesichtspu­nkte bezüglich des Einvernehm­ens der Kommune bewertet. Vielmehr handle es sich um baurechtli­che Fragen, über welche die Behörde zu entscheide­n habe. Deshalb zog das Ratsmitgli­ed aus Leitheim seinen Antrag nach eigenen Angaben kürzlich in einer nicht öffentlich­en Sitzung zurück.

Herbert Bauer (Freie Bürgerstim­me) merkte am Dienstag an, dass bei einer Zahl von 920 Schweinen offenbar keine immissions­schutzrech­tliche Prüfung notwendig sei. Bürgermeis­ter Scharr sagte hierzu, es sei bereits „eine Belastung auf dem Grundstück drauf“. Die Räte sollten erst einmal abwarten, was in dem Genehmigun­gsverfahre­n herauskomm­e: „Dann können wir reagieren.“

Jedoch will sich die Kommune – so beschloss das Gremium – beim Bayerische­n Gemeindeta­g Rat einholen, ob eine weitere Erweiterun­g des Betriebs rechtlich verhindert werden könnte. Grundsätzl­ich ließe sich nach Ansicht von Scharr die Zahl der Ställe am sichersten dadurch begrenzen, dass die Eigentümer der benachbart­en Grundstück­e diese nicht verkaufen. Karl Heinz Bablock (Grüne) sah als „einzige Chance“, dass eine Bürgerinit­iative aktiv wird.

Das Thema Schweinest­all stand am Mittwochab­end schon wieder im Mittelpunk­t – und zwar in einer Bürgervers­ammlung für die Ortsteile Altisheim und Leitheim (Bericht folgt).

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Neben diesem Stall bei Altisheim und Leitheim soll ein weiteres Bauwerk für bis zu 920 Mastschwei­ne entstehen. Über den Bauantrag wird in der Marktgemei­nde Kaisheim kräftig diskutiert.
Foto: Wolfgang Widemann Neben diesem Stall bei Altisheim und Leitheim soll ein weiteres Bauwerk für bis zu 920 Mastschwei­ne entstehen. Über den Bauantrag wird in der Marktgemei­nde Kaisheim kräftig diskutiert.

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