Arbeiten am Gleis: Anwohner leiden
Ein hupender Signalton bringt die Anlieger zwischen Mertingen und Donauwörth um den Schlaf. Was dieses Hupen bedeutet und was die Bahn dazu sagt
Auf den Gleisen an der Bahnstrecke zwischen Donauwörth und Mertingen wird derzeit gearbeitet. Dabei wird es teils sehr laut.
Donauwörh/Bäumenheim Günther Schmiedeck hält sich die Ohren zu. Gerade wieder ist das akustische Signal ertönt, dass die Arbeiter auf den Gleisen an der Bahnstrecke zwischen Donauwörth und Mertingen vor einem nahenden Zug warnen soll. Es ist ein schrilles, dröhnendes Hupen. Dieses Signal raubt Schmiedeck, der in Bäumenheim direkt an der Bahnlinie wohnt, seit einigen Tagen den Schlaf. Der 65-Jährige ist nicht der Einzige, den der nächtliche Lärm nervt.
Zwischen Mertingen und Donauwörth werden aktuell zwölf Kilometer Gleis erneuert. Über 24 000 Meter Schienen und 19000 Schwellen werden verlegt, das Kiesbett ausgetauscht. Das Signal warnt die Bauarbeiter auf dem Gleis vor sich nähernden Zügen.
Man versuche, die Lärmbelästigung in den Nächten, also von 22 bis 6 Uhr, gering zu halten, versichert ein Sprecher der DB Netz AG in München. „Aber ganz können wir es nicht vermeiden, dass auch nachts akustische Signale ertönen“, sagt er. „Die Arbeiten sind aufwendig“, sagt der Bahnsprecher.
Auch nachts müsse an der Strecke intensiv gebaut werden, um den Zeitplan einhalten zu können. Die Bauarbeiter erneuern zunächst ein Gleis, um dann Ende März auf das nächste zu wechseln. Der Zugverkehr sei nicht eingeschränkt, aber werde eingleisig abgewickelt, so die Bahn. Entsprechend sei es notwendig, die Gleisarbeiter ständig zu warnen.
Günther Schmiedeck will das so nicht hinnehmen. Sein Schlafzimmer liegt in Richtung Bahnstrecke. An den normalen Zugverkehr hätten er und seine Frau Regine sich längst gewöhnt. „Da können wir bestens schlafen.“Nun aber habe die Bahn einen der zahlreichen elek- tronischen Warner, eine Art Signalhorn, direkt darunter platziert. Immer wieder schreckten er und seine Frau nachts auf. „Wir sind gesundheitlich am Ende“, berichtet Schmiedeck und macht sich damit zum Sprecher einiger Anlieger.
Gerade in Bäumenheim und im Donauwörther Stadtteil Nordheim sind einige hundert Bewohner betroffen. Selbst Bürger, die nicht direkt an der Bahnlinie wohnen, berichten von massiven Beeinträchtigungen der Nachtruhe. Sie zweifeln wie Schmiedeck, ob die Arbeiten bis Mitte April abgeschlossen sein werden.
„Etliche Male“hat ein genervter Anwohner aus Donauwörth versucht, sich bei der Bahn zu beschweren. Er sei aber nie durchgekommen oder immer wieder an eine andere Stelle verwiesen worden. Seine Klage: „Wir halten den Lärm nicht mehr aus.“Der Signalton gehe durch Mark und Bein. Seine Frage: Warum erfolgt der Warnton auch zu Zeiten, in denen nicht gearbeitet wird?
An vereinzelten Tagen, so Marco Thiem von der Bauüberwachung, könnte man nicht darauf verzichten, wichtige Arbeiten nachts zu erledigen. Dadurch würden natürlich Störungen entstehen. Man sei aber bemüht, sie so gering wie möglich zu halten.
Ein weiteres Projekt der Bahn wird nach Angaben eines Sprechers zu keinen Ruhestörungen führen. In Herbertshofen soll in den nächsten Tagen mit dem Bau eines neuen digitalen Stellwerks begonnen werden. Bis Ende Juli soll auf der Strecke zwischen Herbertshofen und Donauwörth die digitale Stellwerkstechnik ausgebaut werden.
Um den Zugverkehr nicht zu stören, würden diese Arbeiten in nächtlichen Zugpausen und am Wochenende durchgeführt, heißt aus der Pressestelle der Bahn.