Das bayerische Phänomen
Ein kleines Kino mitten in Bayern. Abendvorstellung, 20.45 Uhr. Die Leute stehen bis zur Straße hinaus. „Gibt es noch zwei Plätze?“Kopfschütteln hinter der Theke. „Ach so, nicht mehr nebeneinander?“Beide schauen sich kurz an. „Nicht so schlimm, dann nehmen wir zwei getrennte.“Sie wollen ihn unbedingt sehen, und zwar gleich heute, zur Premiere. Nur, wen eigentlich? Den nächsten Blockbuster aus Hollywood vielleicht? Oder die neue Komödie aus dem Hause Schweighöfer, Herbig, Schweiger?
A was, na. Hört das Reservierungstelefon schon nicht mehr auf zu läuten und kommen die Kinomitarbeiter schon am Vormittag, um die Popcornmaschine anzuwerfen, dann kann am Abend eigentlich nur einer über die Leinwand granteln: der Franz. Also der aus Niederkaltenkirchen, der mit seiner Susi und dem Ludwig, der spaßige Polizist halt, Sie wissen schon. Der Titel ist Nebensache, ihn muss man sich nicht merken. Klingt beim Reservieren dann auch mal so: „Zweimal für Dampfnudel-Kartoffel, äh ne, Winterknödelblues, ach Sie wissen schon, der mit’m Eberhofer halt.“Freili, wiss ma scho.
Wie auch nicht? Nicht nur, dass er uns schon seit Tagen missmutig vom Pappaufsteller anschaut, er ist ja irgendwie schon so etwas wie ein Phänomen. Plötzlich kommen Leute mit Dirndl und Lederhosen ins Kino. Und breitem Grinsen. „Einmal Schweinskopf, bittschö.“Probieren Sie das mal in Hamburg oder Berlin, da wären die Blicke wohl etwas verwirrt. Anders in Bayern, da sind die Filme um den Provinzpolizisten Eberhofer so erfolgreich wie sonst keine Reihe. Zum Glück für Krimiautorin Rita Falk ist die bayerische Kulinarik ebenso vielfältig wie reichhaltig. Sauerkraut, Grießnockerl, Leberkäs. Brezen vielleicht? Obatzda? Kässpatz’n? Mit’m Franz kann’s auf jeden Fall weitergehen. Und Popcorn scheint immer dazu zu passen.