Klimaschutz: Oettingerin will streiken
Jasmin Bauer ruft auch in Oettingen dazu auf, für das Klima nicht in die Schule zu gehen. Dabei war sie zunächst sogar skeptisch
Oettingen Jasmin Bauer war mit ihrer Familie bereits bei einigen Demonstrationen dabei. In diesem Jahr war die Schülerin der Grund- und Mittelschule Oettingen auf der Demonstration rund um die Münchner Sicherheitskonferenz und im vergangenen Jahr auf der Demo gegen das Polizeiaufgabengesetz. Jetzt will Jasmin Bauer auch in ihrer Heimatstadt ein Zeichen setzen. Sie ruft in Oettingen zum Schulstreik auf, am Freitag, 15. März, sollen ihre Mitschüler nicht zur Schule gehen und stattdessen gegen die aktuelle Umweltpolitik in Deutschland demonstrieren.
Begonnen hat alles mit der schwedischen Schülerin Greta Thunberg. Sie hat im August 2018 einen Schulstreik für das Klima eingeführt. Seitdem steht sie meist freitags vor dem schwedischen Reichstag in Stockholm und fordert einen besseren Klimaschutz. Daraus ist mittlerweile die Bewegung „Fridays for Future“, Freitage für die Zukunft, geworden, der sich viele Schüler in angeschlossen haben. Sie fordern von der Politik eine konsequentere Umsetzung von Maßnahmen zum Umweltschutz, um das sogenannte Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Dieses besagt, dass die globale Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter nicht um mehr als zwei Grad steigen soll und wurde auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen 2015 in Paris verabschiedet.
Nun soll auch in Oettingen gestreikt werden, auf dem Marktplatz sollen sich die Schüler treffen. Trotz ihrer Berührungspunkte mit politischen Aktionen war Jasmin Bauers Aufruf zum Schulstreik eine spontane Entscheidung. Jasmin war zunächst sogar eher skeptisch, hat sich nicht getraut: „Ich habe mir immer Gedanken darüber gemacht, was die anderen denken.“Den Ausschlag gab dann der Besuch von Greta Thunberg am Freitag vergangene Woche. Die Schwedin war nach Hamburg gekommen, um die Schüler in der Hansestadt bei ihrem Streik zu unterstützen. Am Sonntag sah Jasmin dann ein Video von Thunbergs Rede in Hamburg. „Ich hab das gesehen und mir dann gedacht: Ja. Mach was. Es geht ja um meine Zukunft.“Das Feuer in Jasmin war entfacht.
Greta Thunberg begeistert viele Schüler in Europa und so auch Jasmin: „Greta ist ein Vorbild, denn sie bewegt etwas mit ihren Taten. Sie setzt ein Zeichen, dass man was gegen den Klimawandel machen muss. Es geht um die Zukunft von uns allen.“In der Schule wurde das Thema Klimaschutz zwar angesprochen, erzählt Jasmin. „Aber das ist dann wieder unter den Tisch gefallen. Niemand fühlt sich wirklich zuständig.“Das will Jasmin ändern, auch bei ihren Mitschülern.
Was genau für Aktionen auf dem Marktplatz stattfinden, steht noch nicht fest. Ab acht Uhr soll gestreikt werden, ein Infostand wird aufgebaut, Jasmin wird eine Rede halten. Sie lacht, als sie das erzählt, sie ist schon etwas nervös. Rund um die Oettinger Schulen hat sie bereits Plakate aufgehängt.
Die Bürgermeisterin von Oettingen, Petra Wagner, sieht das EngaEuropa gement von Schülern positiv: „Wenn das von den Schülern und nicht von einer Partei ausgeht, finde ich das eine tolle Sache“, sagt sie. „Ich glaube, es ist wichtig, dass man sich damit auseinandersetzt und sein eigenes Verhalten überdenkt. Auch wenn es den Schulleitern sicher lieber wäre, wenn die Schüler das am Samstag machen.“Aber gemeinsam ließe sich viel erreichen und jeder könne in seinem Alltag einen Beitrag leisten, sagt Wagner.
Auch in Jasmins Familie wird über Politik diskutiert. „Man redet schon über Sachen, die man in den Medien hört oder wenn eine große Demonstration ansteht“, erzählt Jasmin. Dass sie in der Schule fehlt, findet ihre Mutter Rita Bauer nicht so schlimm: „Natürlich ist Schule auch wichtig. Aber sie macht im Mai ihren Abschluss. Dieser eine Tag ändert nichts an den Noten.“
Jasmin selbst ist hinsichtlich einer Strafe etwas gespalten. Aber sie ist überzeugt: „Wenn wir den ganzen Tag in der Schule lernen und die Welt irgendwann untergeht, hat uns das Lernen auch nichts gebracht.“