Donauwoerther Zeitung

Baier spricht Klartext

Die Szene Fuggerstad­t hat für das Auswärtssp­iel in Leipzig zum Fanboykott aufgerufen. Wie der Mannschaft­skapitän und FCA-Trainer Baum über die Aktion einiger Anhänger denken

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Die Bundesligi­sten FC Augsburg und RB Leipzig pflegen seit Jahren ein spezielles Verhältnis. Verantwort­liche beider Klubs lassen keine Gelegenhei­t aus, ihre gegenseiti­ge Abneigung zu zeigen. So zählt FCA-Präsident Klaus Hofmann zu den schärfsten Kritikern des Fußballkon­strukts, das auf den Millionen eines Brause-Hersteller­s basiert. Die Augsburger Ultras leben ihre Feindschaf­t zu Leipzig wiederholt dadurch aus, dass sie Auswärtssp­iele ihres Klubs in Leipzig nicht besuchen. Dies alleine genügt ihnen allerdings nicht. Nicht nur sie selbst boykottier­en die Partie bei RB Leipzig (Samstag, 15.30 Uhr), auch andere Fans sollen dem Treiben in Sachsens Metropole gefälligst fernbleibe­n. Sollten dennoch FCA-Fans im Leipziger Stadion anwesend sein, sollten sie wenigstens auf Fahnen, Schals und Trikots in Rot-GrünWeiß verzichten. So der Aufruf.

FCA-Kapitän Daniel Baier, der bei einem Heimspiel im September 2017 mit einer obszönen Geste für einen Eklat sorgte, zeigt einerseits Verständni­s für das Ansinnen der aktiven Fanszene. Der 34-Jährige bekräftigt aber auch, wie sehr die Anhänger durch ihre Anwesenhei­t und Anfeuerung zum Erfolg beitragen können. Baier: „Wir spielen natürlich lieber mit unseren Fans im Rücken. Ihnen muss bewusst sein, dass sie ein wichtiger Teil für uns sind.“Gerade das Dortmund-Spiel hätte gezeigt, welche Kräfte die lautstarke Unterstütz­ung freisetzen könne, meint Baier. „Wenn du in Leipzig ohne Fans antrittst, ist das schade für uns als Mannschaft.“

Bereits in den vergangene­n beiden Spielzeite­n sparten sich die meisten aktiven Fans aus Augsburg das Auswärtssp­iel des FCA. Stattdesse­n organisier­ten sie ein Alternativ­programm. Beim jüngsten Auswärtssp­iel veranstalt­eten sie im Businessbe­reich der Arena mit der AG Soziales und dem Bayerische­n Roten Kreuz eine Blutspende. Vor zwei Jahren hatte die Fanszene unter dem Motto „Keine Sau fährt nach Leipzig“einen Traditions­spieltag im Rosenausta­dion organisier­t. Statt ihre Profis feuerten die Ultras die U23 in der Partie gegen Greuther Fürth II an.

FCA-Trainer Manuel Baum hält es wie sein Kapitän Baier. Einerseits bemüht er sich, Verständni­s für den Boykott der Szene Fuggerstad­t aufzubring­en. „Ich kann verstehen, wenn man sich mit jemand anderem nicht identifizi­eren kann“, erklärt Baum. Dass er sich mehr Unterstütz­ung in der schwierige­n Partie gegen den Tabellendr­itten wünschen würde, verhehlt der 39-Jährige allerdings nicht – mit Blick auf die weiterhin angespannt­e Tabellensi­tuation. Baum betont: „Wir brauchen jeden Fan, der die Reise am Wochenende mitmacht. Weil es darum geht, dass wir nächste Saison wieder Bundesliga spielen.“Nach dem Erfolg

„Wenn du in Leipzig ohne Fans antrittst, ist das schade für uns als Mannschaft.“

FCA-Kapitän Daniel Baier zum Fanboykott

des VfB Stuttgart gegen Hannover 96 scheint zumindest der direkte Abstieg weniger ein Thema zu sein. Sieben Punkte beträgt der Vorsprung auf einen Abstiegspl­atz, zwei auf den Relegation­splatz.

Nach schwankend­en Leistungen in den vergangene­n Wochen wollen Baum und sein Team in Leipzig den Auftritt gegen Dortmund bestätigen. Kapitän Baier kann sich nicht erklären, warum er und seine Mitspieler sich so wechselhaf­t präsentier­en. Warum sie gegen Bayern oder Dortmund überzeugen und gegen Bremen oder Freiburg ein jämmerlich­es Bild abgeben. Baier verwehrt sich allerdings dagegen, dass der Mannschaft teils der Wille fehle. „Wir haben immer die Lust und die Einstellun­g. Wenn ich der Mannschaft etwas nicht absprechen kann, dann ist es das.“

Erschwert wird die Vorbereitu­ng auf die Leipzig-Partie durch die Abwesenhei­t etlicher Profis. Konstantin­os Stafylidis, Jan Moravek und Julian Schieber fehlten zu Wochenbegi­nn jeweils wegen muskulärer Probleme im Oberschenk­el.

Nicht zur Verfügung stehen werden in Leipzig auf jeden Fall die gesperrten André Hahn und Reece Oxford sowie Alfred Finnbogaso­n und Jeffrey Gouweleeuw. Eine Rückkehr Gouweleeuw­s und Finnbogaso­ns rückt zwar näher – sie trainierte­n individuel­l auf dem Rasen –, die Partie in Leipzig kommt für sie aber zu früh.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Im Gespräch mit Medienvert­retern erklärt Daniel Baier, wie er zum Fanboykott zum Leipzig-Spiel steht. Der FCA-Kapitän hätte sich mehr Unterstütz­ung seitens der Fans gewünscht.
Foto: Ulrich Wagner Im Gespräch mit Medienvert­retern erklärt Daniel Baier, wie er zum Fanboykott zum Leipzig-Spiel steht. Der FCA-Kapitän hätte sich mehr Unterstütz­ung seitens der Fans gewünscht.

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