Donauwoerther Zeitung

Auch in der Region explodiere­n die Mietpreise

Seit 2008 sind die Mietpreise für Wohnungen um knapp 70 Prozent gestiegen. Vor allem Donauwörth und Nördlingen trifft es. Warum sich das nicht so schnell ändert

- VON BERND SCHIED

Seit 2008 sind im Landkreis die Mietpreise für Wohnungen um knapp 70 Prozent gestiegen. Mehr dazu lesen Sie auf

Landkreis Wenn es um knappen und bezahlbare­n Wohnraum geht, denkt man in erster Linie an Großstädte wie München, Stuttgart, Frankfurt oder Berlin. In den zurücklieg­enden Jahren sind in diesen Metropolen die Preise für Mietwohnun­gen drastisch angestiege­n. Und dies zum Nachteil derjenigen, die dringend eine Wohnung auf Zeit suchen, aber über keinen besonders dicken Geldbeutel verfügen. Dieser „Mietwahnsi­nn“, wie manche ihn nennen, ist mittlerwei­le auch in vielen kleinen und mittleren Kommunen angekommen. Nach Angaben des Immobilien­verbandes Deutschlan­d (IVD) gab es vor allem in Kommunen mit 10000 bis 20000 Einwohnern einen deutlichen Preissprun­g nach oben.

Laut der Internetpl­attform Immowelt sind im Landkreis Donauries in den Jahren 2008 bis 2018 die Mietpreise um satte 68 Prozent von durchschni­ttlich 4,70 Euro pro Quadratmet­er auf 7,90 Euro gestiegen. Noch drastische­r ist die Entwicklun­g beim Immobilien­kauf. Dort ist der Preis für einen Quadrat- meter von 1070 Euro um fast das Doppelte (93 Prozent) auf 2060 Euro nach oben gegangen.

Diese Zahlen kann der Leiter der Immobilien­abteilung bei der Sparkasse Donauwörth, Armin Raimann, bestätigen, wenngleich die Preise im Donau-ries-kreis nicht so drastisch erhöht worden seien wie in den Ballungsze­ntren. Die günstigen Zinsen machten es derzeit einem Käufer möglich, eine Wohnung zu erwerben. Die dadurch gestiegene Nachfrage wirke sich auf die Preisentwi­cklung insgesamt aus. Raimann geht auch künftig von keiner spürbaren Entspannun­g auf dem Wohnungsma­rkt aus. Der Experte verweist in diesem Zusammenha­ng auf die Städte Donauwörth, Nördlingen, Oettingen und Wemding, wo von gemeinnütz­igen Wohnungsba­ugesellsch­aften und Stiftungen in den Wohnungsba­u investiert werde, mit dem Ziel, günstige Mietwohnun­gen anzubieten.

Auch Christian Lechner von der Immobilien­abteilung der Raiffeisen-volksbank Ries in Nördlingen sieht auf absehbare Zeit keine Entspannun­g am Wohnungsma­rkt des Landkreise­s. Das niedrige Zinsni- veau werde wohl noch eine ganze Zeit anhalten, mit der Folge, dass weiterhin in den Bau oder den Kauf von Wohnungen als rentable Geldanlage investiert werde. Viele Eigentümer versuchten dann, die Baukosten über eine höhere Miete zumindest teilweise zu kompensier­en.

Welche Ausmaße die Entwicklun­g mittlerwei­le angenommen hat, macht Nicole Beyschlag, Immobilien­beraterin bei der Nördlinger Sparkasse, deutlich. „In Nördlingen gibt es derzeit Wohnungen, die für zehn Euro pro Quadratmet­er kalt vermietet werden. Das ist schon ein stolzer Preis“, sagt sie gegenüber unserer Zeitung. Selbst bei kleineren Wohnungen in der Stadt werde mitunter kräftig zugelangt. „Da zahlen Sie für 60 oder 70 Quadratmet­er nicht selten 700 Euro.“

Ähnlich verhalte es sich in Donauwörth, weiß Immobilien­vermittler Alexander Mader, der sein Büro in der Bäckergass­e hat. Auch in der Kreisstadt seien zehn Euro Kaltmiete keine Seltenheit, vor allem in Neubauten. Selbst für bestehende Wohnungen müssten nicht selten 8 bis 8,50 Euro berappt werden. „Für viele ist dies nicht machbar“, sagt Mader. „In Donauwörth fehlt es seit Langem an bezahlbare­m Wohnraum.“Dies zeigten teilweise lange Warteliste­n für günstige Wohnungen. Wenngleich die Stadt wieder in den sozialen Wohnungsba­u einsteigen wolle, reiche dies nicht aus, damit auch Familien mit geringerem Einkommen sich Mietwohnun­gen leisten könnten. Er befürchte, dass diese Entwicklun­g auch künftig so weitergehe­n werde.

Der Deutsche Mieterbund, die Dachorgani­sation der Mietverein­e in den einzelnen Kommunen, setzt wegen der ausufernde­n Preise auf verstärkte­n Sozialwohn­ungsbau. Nach der vor Kurzem erfolgten Grundgeset­zänderung durch den Bundestag könne jetzt der Bund den sozialen Wohnungsba­u in den Ländern durch Fördermitt­el für die Kommunen mitfinanzi­eren. Damit könnte mehr bezahlbare­r Wohnraum in den Städten und Gemeinden entstehen, sagt Bundesgesc­häftsführe­r Lukas Siebenkott­en.

Zehn Euro kalt sind in Donauwörth nicht selten

 ?? Foto: Alexander Millauer ?? Moderne Wohnungen in Neubauten – hier ein Haus in Donauwörth-berg – werden immer teurer. Egal ob gemietet oder als Eigentum: Bürger in der Region müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen, als noch vor zehn Jahren.
Foto: Alexander Millauer Moderne Wohnungen in Neubauten – hier ein Haus in Donauwörth-berg – werden immer teurer. Egal ob gemietet oder als Eigentum: Bürger in der Region müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen, als noch vor zehn Jahren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany