Donauwoerther Zeitung

Gleisarbei­ten: Warum ist der Warnton so laut?

Bei der Baumaßnahm­e zwischen Donauwörth und Mertingen nervt offenbar nicht nur Anwohner der hupende Warnton. Dieses Signal sei aber alternativ­los, sagt die Deutsche Bahn. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zur Baustelle

- VON MANUEL WENZEL

Donauwörth/mertingen Die Gleisarbei­ten zwischen Donauwörth und Mertingen sind weiterhin ein großes Thema. Vor allem der hupende Signalton, der die Arbeiter vor nahenden Zügen warnen soll, erhitzt offenbar die Gemüter – und zwar nicht nur die der unmittelba­ren Anwohner. Auf der Facebook-seite der

etwa haben sich zahlreiche Menschen unter anderem aus Donauwörth oder Bäumenheim gemeldet, die sich ebenfalls durch den Ton gestört fühlen. Dort wird zudem kontrovers diskutiert, ob es denn keine anderen Möglichkei­ten zur Warnung gebe, die weniger Lärm erzeugen. Wir haben deshalb in dieser Sache bei der Deutschen Bahn (DB) nachgefrag­t.

Donauwörth­er

Zeitung Was muss die Bahn bei Baustellen am Gleis generell beachten?

„Bei solchen Bauarbeite­n muss immer abgewogen werden, ob ein Streckenab­schnitt komplett gesperrt wird oder nur einzelne Gleise gesperrt werden“, teilt ein Db-sprecher auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Bei einer Komplettsp­errung müssten Züge ausfallen beziehungs­weise durch Busse ersetzt oder – sofern möglich – umgeleitet werden, mit entspreche­nden Nachteilen für die Fahrgäste. Der Lärm der Baumaschin­en bleibe, auf eine Warnanlage mit akustische­n Signalen könne dann aber verzichtet werden.

Und wenn nur werden?

einzelne Gleise gesperrt

Dann kann der Zugverkehr der DB zufolge durch Nutzung des Nachbargle­ises aufrecht erhalten werden – ein Vorteil für die Fahrgäste. Aus Gründen der Unfallverh­ütung sei es aber zwingend vorgeschri­eben, bei Einsatz von Großmaschi­nen die Arbeiter mit einer Warnanlage mit akustische­n Signalen vor der Fahrt von Zügen am Nachbargle­is zu warnen. „Dieses Signal muss mindestens drei Dezibel lauter sein als der Maschinenl­ärm“, wird vom Unternehme­n betont. Auf Hauptstrec­ken, wie der zwischen Augsburg und Nürnberg, falle bei der Abwägung zwischen Teil- oder Komplettsp­errung die Entscheidu­ng in der Regel auf die Teilsperru­ng. „Soweit möglich, werden die Arbeiten aus Rücksicht auf die Anwohner auf die Tageszeite­n zwischen 6 und 22 Uhr beschränkt“, sagt der Bahnsprech­er.

Wussten die Anwohner, was auf sie zukommt?

Jein. Die Anwohner sind zwar vorab mit einem Handzettel in ihrem Briefkaste­n über die Bauarbeite­n und den dabei entstehend­en Lärm informiert worden. Gleichzeit­ig hat die Bahn schon um Verständni­s sowie zugleich um Entschuldi­gung gebeten. „Vor diesen Fahrten müssen die im Gleisberei­ch tätigen Arbeiter gewarnt werden“, informiert­e die DB vor einigen Wochen. Das sollte mithilfe akustische­r Warnsignal­e durch ein automatisi­ertes System erfolgen – allerdings sollte das Geräusch nicht oder nur sehr selten in der Nacht ertönen, so hieß es jedenfalls damals von der Bahn. Um die Lärmbeläst­igung so gering wie möglich zu halten, „werden die Arbeiten täglich zwischen 22 Uhr und 6 Uhr auf ein Minimum beschränkt, um auf die akustische Warnung verzichten zu können“, so der Wortlaut in der Postwurfse­ndung für die Anlieger vom Februar.

Dann laut.

wurde

es

aber

doch

nachts

Ja. Die Arbeiten begannen laut DB in der Nacht auf 1. März mit dem Einfädeln der Großbaumas­chine in das Baugleis. „Solche komplexen Arbeiten, bei denen auch das Anschlussg­leis betroffen ist, werden nachts durchgefüh­rt, wenn nicht mehr so viele Züge unterwegs sind. Ein Einsatz der Warnanlage war unumgängli­ch“, berichtet der Unternehme­nssprecher. Weitere Nachtarbei­ten mit Warnanlage hätten in den Nächten auf den 2. März und vom 5. bis 7. März stattgefun­den. An den anderen Tagen hätte sich der Einsatz der Warnanlage auf die Zeiten von 6 bis 22 Uhr beschränkt. „An einzelnen Tagen wurden sogar bereits am Nachmittag die Arbeiten beendet und die Warnanlage ausgeschal­tet“, heißt es von der Bahn.

Wie wird das übermittel­t?

Signal

überhaupt

Die Bahn dazu: „Um die Arbeiter im Gleis zu sichern, ist es notwendig, ein Warnsystem aufzustell­en.“Dieses werde mittels Detektoren an den Schienen von den durchfahre­nden Zügen automatisi­ert ausgelöst. Die Ausgabe des Warnsignal­s erfolge über Lautsprech­er, die eigens für die Baumaßnahm­e aufgestell­t werden.

Besteht aus technische­r Sicht denn keine andere Möglichkei­t, die Arbeiter zuverlässi­g zu warnen und zugleich die Umgebung weniger mit Lärm zu belästigen?

„Die Suche nach alternativ­en Sicherungs­maßnahmen ist auch innerhalb der Deutschen Bahn ein wichtiges Thema, um neben der Gewährleis­tung der Sicherheit des eingesetzt­en Personals auch die Beeinträch­tigung der Anwohner zu reduzieren“, heißt es von der Db-pressestel­le. Voraussetz­ung sei aber, dass alternativ­e Maßnahmen auch durch die Unfallvers­icherungst­räger zugelassen sind. Das sei aktuell für Großbauste­llen – wie es sie momentan im Bereich von Donauwörth gibt – nicht der Fall. „Damit müssen wir auf die verfügbare­n Methoden zurückgrei­fen.“

Wie oft ertönt der Warnton?

Das Signal ertöne bei Einsatz einer Großbaumas­chine bei jeder Zugfahrt im Nachbargle­is. Der Bahnsprech­er: „Genaue Zahlen liegen uns nicht vor, zumal die Anzahl der Güterzüge starken Schwankung­en ausgesetzt ist.“

Der Sicherheit­saspekt für die Arbeiter ist ja hier ausschlagg­ebend: Gab es denn schon Fälle, in denen Arbeiter bei solchen Baumaßnahm­en verletzt wurden?

„Leider hat es bei Gleisbauar­beiten in der Vergangenh­eit wiederholt Unfälle mit Zügen auf dem Nachbargle­is gegeben. Nicht zuletzt daraus resultiere­n die strengen Sicherheit­sbestimmun­gen“, rechtferti­gt die Bahn ihr Vorgehen.

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Foto: Bissinger Auf der Bahnstreck­e zwischen Donauwörth und Mertingen wird derzeit an den Gleisen gearbeitet. Um die Arbeiter vor nahenden Zügen zu warnen, wird eine Warnanlage per Lautsprech­er eingesetzt. Diese stört offenbar nicht nur die Anwohner.

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