Gleisarbeiten: Warum ist der Warnton so laut?
Bei der Baumaßnahme zwischen Donauwörth und Mertingen nervt offenbar nicht nur Anwohner der hupende Warnton. Dieses Signal sei aber alternativlos, sagt die Deutsche Bahn. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Baustelle
Donauwörth/mertingen Die Gleisarbeiten zwischen Donauwörth und Mertingen sind weiterhin ein großes Thema. Vor allem der hupende Signalton, der die Arbeiter vor nahenden Zügen warnen soll, erhitzt offenbar die Gemüter – und zwar nicht nur die der unmittelbaren Anwohner. Auf der Facebook-seite der
etwa haben sich zahlreiche Menschen unter anderem aus Donauwörth oder Bäumenheim gemeldet, die sich ebenfalls durch den Ton gestört fühlen. Dort wird zudem kontrovers diskutiert, ob es denn keine anderen Möglichkeiten zur Warnung gebe, die weniger Lärm erzeugen. Wir haben deshalb in dieser Sache bei der Deutschen Bahn (DB) nachgefragt.
Donauwörther
Zeitung Was muss die Bahn bei Baustellen am Gleis generell beachten?
„Bei solchen Bauarbeiten muss immer abgewogen werden, ob ein Streckenabschnitt komplett gesperrt wird oder nur einzelne Gleise gesperrt werden“, teilt ein Db-sprecher auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Bei einer Komplettsperrung müssten Züge ausfallen beziehungsweise durch Busse ersetzt oder – sofern möglich – umgeleitet werden, mit entsprechenden Nachteilen für die Fahrgäste. Der Lärm der Baumaschinen bleibe, auf eine Warnanlage mit akustischen Signalen könne dann aber verzichtet werden.
Und wenn nur werden?
einzelne Gleise gesperrt
Dann kann der Zugverkehr der DB zufolge durch Nutzung des Nachbargleises aufrecht erhalten werden – ein Vorteil für die Fahrgäste. Aus Gründen der Unfallverhütung sei es aber zwingend vorgeschrieben, bei Einsatz von Großmaschinen die Arbeiter mit einer Warnanlage mit akustischen Signalen vor der Fahrt von Zügen am Nachbargleis zu warnen. „Dieses Signal muss mindestens drei Dezibel lauter sein als der Maschinenlärm“, wird vom Unternehmen betont. Auf Hauptstrecken, wie der zwischen Augsburg und Nürnberg, falle bei der Abwägung zwischen Teil- oder Komplettsperrung die Entscheidung in der Regel auf die Teilsperrung. „Soweit möglich, werden die Arbeiten aus Rücksicht auf die Anwohner auf die Tageszeiten zwischen 6 und 22 Uhr beschränkt“, sagt der Bahnsprecher.
Wussten die Anwohner, was auf sie zukommt?
Jein. Die Anwohner sind zwar vorab mit einem Handzettel in ihrem Briefkasten über die Bauarbeiten und den dabei entstehenden Lärm informiert worden. Gleichzeitig hat die Bahn schon um Verständnis sowie zugleich um Entschuldigung gebeten. „Vor diesen Fahrten müssen die im Gleisbereich tätigen Arbeiter gewarnt werden“, informierte die DB vor einigen Wochen. Das sollte mithilfe akustischer Warnsignale durch ein automatisiertes System erfolgen – allerdings sollte das Geräusch nicht oder nur sehr selten in der Nacht ertönen, so hieß es jedenfalls damals von der Bahn. Um die Lärmbelästigung so gering wie möglich zu halten, „werden die Arbeiten täglich zwischen 22 Uhr und 6 Uhr auf ein Minimum beschränkt, um auf die akustische Warnung verzichten zu können“, so der Wortlaut in der Postwurfsendung für die Anlieger vom Februar.
Dann laut.
wurde
es
aber
doch
nachts
Ja. Die Arbeiten begannen laut DB in der Nacht auf 1. März mit dem Einfädeln der Großbaumaschine in das Baugleis. „Solche komplexen Arbeiten, bei denen auch das Anschlussgleis betroffen ist, werden nachts durchgeführt, wenn nicht mehr so viele Züge unterwegs sind. Ein Einsatz der Warnanlage war unumgänglich“, berichtet der Unternehmenssprecher. Weitere Nachtarbeiten mit Warnanlage hätten in den Nächten auf den 2. März und vom 5. bis 7. März stattgefunden. An den anderen Tagen hätte sich der Einsatz der Warnanlage auf die Zeiten von 6 bis 22 Uhr beschränkt. „An einzelnen Tagen wurden sogar bereits am Nachmittag die Arbeiten beendet und die Warnanlage ausgeschaltet“, heißt es von der Bahn.
Wie wird das übermittelt?
Signal
überhaupt
Die Bahn dazu: „Um die Arbeiter im Gleis zu sichern, ist es notwendig, ein Warnsystem aufzustellen.“Dieses werde mittels Detektoren an den Schienen von den durchfahrenden Zügen automatisiert ausgelöst. Die Ausgabe des Warnsignals erfolge über Lautsprecher, die eigens für die Baumaßnahme aufgestellt werden.
Besteht aus technischer Sicht denn keine andere Möglichkeit, die Arbeiter zuverlässig zu warnen und zugleich die Umgebung weniger mit Lärm zu belästigen?
„Die Suche nach alternativen Sicherungsmaßnahmen ist auch innerhalb der Deutschen Bahn ein wichtiges Thema, um neben der Gewährleistung der Sicherheit des eingesetzten Personals auch die Beeinträchtigung der Anwohner zu reduzieren“, heißt es von der Db-pressestelle. Voraussetzung sei aber, dass alternative Maßnahmen auch durch die Unfallversicherungsträger zugelassen sind. Das sei aktuell für Großbaustellen – wie es sie momentan im Bereich von Donauwörth gibt – nicht der Fall. „Damit müssen wir auf die verfügbaren Methoden zurückgreifen.“
Wie oft ertönt der Warnton?
Das Signal ertöne bei Einsatz einer Großbaumaschine bei jeder Zugfahrt im Nachbargleis. Der Bahnsprecher: „Genaue Zahlen liegen uns nicht vor, zumal die Anzahl der Güterzüge starken Schwankungen ausgesetzt ist.“
Der Sicherheitsaspekt für die Arbeiter ist ja hier ausschlaggebend: Gab es denn schon Fälle, in denen Arbeiter bei solchen Baumaßnahmen verletzt wurden?
„Leider hat es bei Gleisbauarbeiten in der Vergangenheit wiederholt Unfälle mit Zügen auf dem Nachbargleis gegeben. Nicht zuletzt daraus resultieren die strengen Sicherheitsbestimmungen“, rechtfertigt die Bahn ihr Vorgehen.