Donauwoerther Zeitung

Online Bewertunge­n abgeben?

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Gerade aus dem Hotel ausgecheck­t, den Zimmerschl­üssel fast noch in der Hand, schon ploppt auf dem Handy eine Mail auf: „Bitte bewerten Sie unser Hotel.“Oder spätestens nach einem „Auf Wiedersehe­n“an der Rezeption bekommen Sie noch ein „Bitte geben Sie eine Bewertung ab“mit auf den Heimweg. Puh! Schon wieder Lebenszeit investiere­n, indem ich beim großen Internetbe­wertungszi­rkus mitmache? Nicht mit mir!

Bewertunge­n, Likes, Sternchen vor großem Publikum – das sind die neuen Währungen im Internetze­italter. Die Folge: Dauernd will irgendjema­nd etwas von einem im Internet. Freilich: Der Kunde hat nun eine neue Macht bekommen, digitale Bewertunge­n können analoge Gewinne und Verluste bewirken. Man könnte auch meinen, dass dieses System Transparen­z fördert. Aber in Zeiten von Bots und gekauften Informatik­erkompanie­n, die Informatio­nen streuen, Meinung machen und beeinfluss­en können, ist doch überhaupt nicht mehr klar, ob hinter den Bewertunge­n echte Menschen und Kunden stehen oder bloß gekaufte. Ob also die Empfehlung authentisc­h ist oder nicht. Viel kann man also nicht drauf geben. Würden real existieren­de Online-bewerter überhaupt das, was sie da unter Nickname schreiben, dem Rezeptions­personal auch ins Gesicht sagen? Bei manchen Beiträgen wage ich das stark zu bezweifeln. Einige Bewertunge­n lesen sich wie ein genüsslich­es Nachtreten aus der Anonymität heraus und vor großem Publikum. Da wird sich dann etwa in der Hotelbewer­tung sogar über bretonisch­es Wetter beklagt. Puh!

Und wer profitiert am meisten vom Bewertungs­einsatz? Die großen Portale. Die freuen sich über Millionen Hilfsarbei­ter und dazugehöri­ge Daten. Und alles for free. Daher: Mein Urlaub gehört mir!

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