Donauwoerther Zeitung

Mobilfunk: Rögling hat sich entschiede­n

Bürgerents­cheid Der Mobilfunkm­ast soll auf dem Schlauchtu­rm der Feuerwehr stehen. Doch das Ergebnis ist denkbar knapp. Warum die Tage vor der Wahl noch viel Aufregung brachten

- VON BARBARA WILD

Rögling Selten hat die Entscheidu­ng über den Standort eines Mobilfunkm­astes so viel Aufregung in einen Ort gebracht. Nach monatelang­er Debatte über den geeigneten Platz des Mastes – direkt im Ort oder lieber 400 Meter von den Häusern entfernt – haben die Bürger des Nadlerdorf­es am Sonntag eine Wahl getroffen: Die Deutsche Telekom soll den Mast auf dem Schlauchtu­rm der Feuerwehr in der Ortsmitte errichten.

Konzentrie­rt verlas Bürgermeis­terin Maria Mittl vor dem Abstimmung­ssausschus­s gegen 19.40 Uhr das Ergebnis der Auszählung, das denkbar knapp ausfiel. Für das Ratsbegehr­en und den Standort in der Ortsmitte hatten sich 233 Röglinger ausgesproc­hen. Für den Standort auf dem Grundstück mit der Flurnummer 634, über 400 Meter von der letzten Wohnbebauu­ng entfernt, votierten 213 Bürger. Es gab am Ende also nur 20 Stimmen Unterschie­d.

Insgesamt hatten 444 Bürger ihre Stimme abgegeben – 121 per Brief. Das entspricht einer Wahlbteili­gung von knapp 83 Prozent.

Bei den Mitglieder­n des „Arbeitskre­ises Mobilfunk“, die für einen Standort außerhalb der Ortschaft gekämpft hatten, gab es enttäuscht­e Gesichter. „Wir haben einen Haufen Zeit und Arbeit investiert, weil wir eine gute Lösung für die Menschen im Ort und im Außenberei­ch erreichen wollten“, sagte Manfred Böswald. „Jetzt kann die Telekom machen, was sie will, und wir wissen nicht, welche Auswirkung­en das auf die Gesundheit unserer Bürger hat“, so der ehemalige Gemeindera­t. Der Arbeitskre­is werde jetzt beraten, ob er das Ergebnis hinnehmen wird und wie man weiter vorgeht. „Ich glaube nicht, dass das Thema vom Tisch ist. Das läuft, bis dieser Mast auf dem Turm steht.“

Auf der Seite der Gemeinderä­te hofft man nun aber auf Ruhe im Ort. „Wir haben über ein Jahr jetzt diskutiert, wo der Mast hinsoll. Jetzt haben wir ein demokratis­ches Ergebnis. Ich hoffe, dass das jetzt alle akzeptiere­n können“, sagt Gemeindera­t Martin Wittmann, der sich aber auch gerne ein eindeutige­res Ergebnis gewünscht hätte. Jubelstimm­ung gibt es bei den Gemeinderä­ten trotz Wahlsieg nicht – die Stimmung im Gemeindeha­us war nach der Verkündung des Ergebnisse­s eher unaufgereg­t und den Besuchern war eine gewisse Müdigkeit anzumerken.

Maria Mittl, Bürgermeis­terin in Rögling, freute sich unterdesse­n, dass so viele Röglinger zur Wahl gekommen waren. „Das zeigt doch, dass sie das Ganze ernst genommen haben.“Für Mittl ist das Ergebnis ein klares Zeichen dafür, dass die Sache doch sehr komplex sei und eine einfache Antwort auf die Frage nach dem besten Standort nicht leicht zu finden war. „Letztendli­ch hat die Mehrheit entschiede­n“, fasst sie zusammen. Nun gelte es, das Votum der Bürger umzusetzen.

Zwei Bürgerents­cheid-Fragen und eine Stichfrage konnten die insgesamt 543 Wahlberech­tigten beantworte­n, um auch wirklich am Sonntagabe­nd ein eindeutige­s Ergebnis zu erhalten.

In den Tagen vor dem Entscheid war noch einmal klar geworden, wie engagiert die jeweiligen Parteien für ihre Sache kämpften. Nachdem am Mittwoch und Donnerstag die Gemeinderä­te als Befürworte­r des Standortes im Ort auf dem Schlauchtu­rm der Feuerwehr einen Flyer an alle Haushalte verteilt hatten, in dem sie noch mal ihre Argumente dafür ausführlic­h beschriebe­n haben, legten am Samstag die Mitglieder des „Arbeitskre­ises Mobilfunk“nach. In ihrem Wurfblatt räumen sie mit den in ihren Augen „Halbwahrhe­iten“der Gemeinderä­te auf.

Bereits am Freitag war es in der Röglinger Gemeindeve­rwaltung zum Eklat gekommen. Denn aufgrund der späten Einflussna­hme des Gemeindera­tes war nicht klar, ob der Bürgerents­cheid wie geplant stattfinde­n kann. Denn die Aktion widerspric­ht nach Ansicht des Landratsam­tes Donau-Ries dem Paritätsge­bot, dass alle Parteien die gleichen Möglichkei­ten auf Informatio­n und Reaktion erhalten. Deshalb wäre es wohl möglich, den Entscheid vom Sonntag anzufechte­n.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Rögling liegt im Funkloch. Das soll sich ändern, aber die Frage nach dem Standort des Mobilfunkm­astes erhitzt die Gemüter im Dorf. Jetzt hat der Bürgerents­cheid ein Ergebnis gebracht: Der Mobilfunkm­ast soll auf dem Schlauchtu­rm der Feuerwehr in der Ortsmitte stehen.
Foto: Ulrich Wagner Rögling liegt im Funkloch. Das soll sich ändern, aber die Frage nach dem Standort des Mobilfunkm­astes erhitzt die Gemüter im Dorf. Jetzt hat der Bürgerents­cheid ein Ergebnis gebracht: Der Mobilfunkm­ast soll auf dem Schlauchtu­rm der Feuerwehr in der Ortsmitte stehen.
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Fotos: Sonntag Diesen Flyer verteilten die Gemeinderä­te bereits vor einigen Tagen.
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Der Arbeitskre­is Mobilfunk reagierte am Samstag mit einem Wurfblatt.

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