Ankerzentrum-Außenstelle in Mering sorgt für Ärger
Asyl Gemeinde erhält eine Dependance der Donauwörther Einrichtung. Verantwortliche fühlen sich von der Regierung hinters Licht geführt
Mering Eine Außenstelle des Donauwörther Ankerzentrums für bis zu 176 Flüchtlinge will die Regierung von Schwaben in der Marktgemeinde Mering im Süden des Landkreises Aichach-Friedberg eröffnen. Diese Nachricht sorgt in dem 14 500-Seelen-Ort seit Bekanntwerden vor einer Woche für Aufruhr. Und auch erste Proteste. Entsprechend angespannt war die Stimmung im Gemeinderat, als die Behördenvertreter erstmals vor einer breiteren Öffentlichkeit über das Projekt informierten.
Mering soll demnach neben den beiden Ankerzentrum-Außenstellen Augsburg – in Inningen und in Kriegshaber – sowie einer geplanten Dependance in Neu-Ulm die vierte Filiale zur Entlastung des in vielerlei Hinsicht problematischen Ankerzentrums in Donauwörth werden. Die Entscheidung für den Standort Mering hat dabei einen pragmatischen Hintergrund: Denn die Regierung von Schwaben hat dort bereits auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 einen Mietvertrag für ein großes Bürogebäude abgeschlossen. Dieses wurde eigentlich als Erstaufnahmeeinrichtung umgebaut. Die Nutzungsänderung wurde mit dem gemeindlichen Einvernehmen des Marktes Mering vom Landratsamt in Aichach genehmigt. Seit der Fertigstellung im Januar 2017 steht das Gebäude jedoch leer, weil die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge deutlich zurückgegangen ist.
In Donauwörth kommt es in der Einrichtung zu Konflikten und die Einwohner der Stadt sind mit den Auswirkungen belastet. Die Regierung sucht deshalb nach Entlastungsmöglichkeiten.
Dass die Wahl auf Mering fällt, stößt dort bei den Mandatsträgern auf kräftigen Gegenwind. Wie Bürgermeister Hans-Dieter Kandler erklärt, hätte der Ort mit einer Erstaufnahmeeinrichtung, in der sich ankommende Flüchtlinge nur kurz aufhalten, noch gut umgehen können. Doch die Anker-Dependance sei eine ganz andere Nummer. „Wir wurden hinters Licht geführt. Denn dazu hätten wir niemals das gemeindliche Einvernehmen erteilt“, wirft Kandler der Regierung vor.
Auch Klaus Metzger, Landrat im Kreis Aichach-Friedberg, hat seine Bedenken deutlich zum Ausdruck gebracht. Die Einrichtung einer Filiale des Ankerzentrums berge sozialen Zündstoff, äußerte er gegenüber unserer Zeitung. Sogar der CSU-Landtagsabgeordnete Peter Tomaschko, dessen Partei die Ankerzentren eingeführt hat, hält das Vorhaben für äußerst problematisch und will sich dafür einsetzen, dieses doch noch zu verhindern. Er hat für die Woche ein Gespräch mit Bayerns Innenminister Joachim Hermann organisiert, bei dem er klar machen will, dass Mering als Standort ungeeignet sei.
Doch Josef Gediga, Vizepräsident der Regierung von Schwaben, machte den Meringern in dieser Hinsicht wenig Hoffnung. Wie er in der Ratssitzung erläuterte, hat seine Behörde die Nutzung der Immobilie bereits mehrfach zurückgestellt und zunächst die beiden Augsburger Außenstellen gegründet sowie die in Neu-Ulm in Angriff genommen. Doch bei der derzeitigen Entwicklung der Belegungszahlen werden die Kapazitäten dennoch nicht reichen. „Wir haben zu Mering keine Alternative“, sagte Gediga. Auf Nachfrage von Gemeinderäten – einige äußerten sich kritisch bis ablehnend und kündigten Fragenkataloge an – stellte er klar, dass die Außenstelle auch nach der Schließung des Donauwörther Ankerzentrums zum Jahresende weiter bestehen werde: „Mering ist jetzt eine Außenstelle von Donauwörth und genauso wird es eine Außenstelle des künftigen Ankerzentrums sein. Denn wo sollen die Menschen sonst hin?!“Der Mietvertrag in Mering läuft noch bis zum Jahr 2025.
In dem Gebäude an der Hörmannsberger Straße sollen vor allem Schutzsuchende aus der Türkei, Gambia und Nigeria untergebracht werden, die in Donauwörth bereits das gesamte Registrierungs- und Asylantragsverfahren durchlaufen haben. Es soll sich um alleinstehende Männer, aber auch um Familien mit kleinen Kindern handeln. Wann die Filiale in Betrieb geht, steht noch nicht fest. Die Regierung geht davon aus, dass es noch einige Monate dauern wird.
Indessen formiert sich in Mering unter den Bürgern Widerstand. Eine Initiative gegen das Ankerzentrum ist dabei sich zu gründen. Vonseiten der Gemeinde ist noch eine große Bürgerversammlung zu dem Thema geplant – am Mittwoch, 27. März, in der Mehrzweckhalle.