Wohnheim im Wemdinger Viertel?
Hintergrund Das Pfarrheim St. Josef ist sanierungsbedürftig, liegt aber günstig neben dem Beruflichen Schulzentrum. Deshalb gibt es jetzt eine Idee und einen Runden Tisch
Nördlingen Irgendwann, meint Nördlingens Stadtpfarrer Benjamin Beck, müsse man schauen, was man da mache. Mit dem Pfarrheim beziehungsweise dem Pfarrhaus St. Josef im Wemdinger Viertel. Denn das Gebäude ist sanierungsbedürftig: „Wir müssen schauen, welche Möglichkeiten es gibt, wir sind da immer offen. Es ist ja auch denkbar, dass wir mit einem Partner etwas zusammen machen.“Zudem gebe es da auch noch den großen Garten, der an das Berufliche Schulzentrum angrenzt. Unter Nachbarn kennt man sich, kommt ins Gespräch. Und in einem entwickelte sich diese Idee: Wie wäre es, wenn auf dem Gelände der Kirche ein Schülerwohnheim entstehen würde? Beck sagt: „Das wäre eine Option, wir haben das an die Stadt weitergeleitet.“
Der Vorschlag kommt zu einer Zeit, in der im Stadtrat bereits über Azubi-Wohnungen diskutiert wird. Hintergrund ist ein Antrag der CSU, die ursprünglich Studentenwohnungen ins Gespräch gebracht hatte. Gegenüber unserer Zeitung hatte CSU-Fraktionsvorsitzender Jörg Schwarzer bereits gesagt, dass er sich vorstellen könne, dass in einem solchen Wohnheim auch Azubis unterkommen könnten. Der Hintergrund: Wenn Jugendliche nicht nur einen tollen Ausbildungsplatz, sondern auch eine günstige Wohnung in Nördlingen finden könnten, wäre ein großer Schritt gegen den Fachkräftemangel getan.
Pfarrer Beck sagt: „Wir als Kirche haben grundsätzlich die Bereitschaft, dass auf unserem Grund etwas entsteht. Uns liegt das Gemeinwohl am Herzen.“Nur schultern könne die Kirchengemeinde einen Bau beziehungsweise den Betrieb eines Wohnheims nicht: „Das kann das Pfarrbüro nicht leisten.“Da müsste eine andere kirchliche Einrichtung einsteigen.
Das Kolping-Bildungswerk der Diözese Augsburg betreibt das Tagungshaus in Reimlingen, dort sind schon jetzt Schüler des Beruflichen Schulzentrums Nördlingen untergebracht.
Und die finden dort auch alle eine Unterkunft, sagt Schulleiter Raimond Eberle: „Es gibt keinen akuten Bedarf.“Die Lehrlinge würden zudem von den Mitarbeitern des Kolping-Bildungswerkes bestens betreut werden, betont er. Es gibt sogar einen Fahrdienst für sie, von Reimlingen zur Schule und zurück. Doch Eberle geht es um die Zukunft des Beruflichen Schulzentrums. Mit einem eigenen Schülerwohnheim könnte man punkten – etwa, wenn die Entscheidung anstehe, ob künf- tig weitere Sprengelberufe nach Nördlingen verlagert werden. Der Schulleiter glaubt, dass auch noch andere Interesse an kleinen Apartments hätten, die Studenten des Hochschulzentrums Donau-Ries etwa oder die Techniker. Sigrid Christeiner, die Leiterin der Fachakademie für Sozialpädagogik Maria Stern, bestätigt: Immer wieder gebe es Anfragen für kleine, günstige Wohnungen.
Die Studierenden gründeten auf eigene Faust WG, doch: „Wenn es etwas Offizielles geben würde, wäre das toll.“Besonders die Teilnehmer am Modell Optiprax könnten davon profitieren. Sie arbeiten drei Tage an ihrer Praxisstelle in Augsburg und werden montags und dienstags jeweils zehn Stunden lang in Nördlingen unterrichtet. Christeiner: „Es wäre günstig, wenn sie übernachten könnten.“Oberbürgermeister Hermann Faul kündigte vergangene Woche an, dass es demnächst zu dem Thema einen Runden Tisch geben werde, an dem alle Personen und Institutionen teilnehmen sollen. Das Wemdinger Viertel brauche auch einen Versammlungsort, betont Faul – vergleichbar mit den Gemeindezentren in den Stadtteilen –, und zwar auch im Hinblick auf die Erweiterung des Saubrunnens, den Wohnpark Ost.
Immer wieder gebe es auch bei der Stadt Anfragen für kleine Wohnungen, wenn man genau hinschaue, gebe es einen Bedarf. Vielleicht finde sich ein privater Investor und ein Betreiber: „Wir müssen da über mehrere Dinge nachdenken.“