Donauwoerther Zeitung

Gefährlich­e Finsternis

Die Stromausfä­lle haben immer verheerend­ere Auswirkung­en. Plünderung­en nehmen zu. Aber wer trägt die Verantwort­ung?

- VON TOBIAS KÄUFER (mit dpa)

Bogota Kurz vor Mitternach­t gibt es einen hellen Lichtersch­ein am Firmament. Irgendwo in Caracas ist ein Transforma­tor in Flammen aufgegange­n. Wieder einmal. Und wieder einmal ist ein Teil der Stadt ohne Strom. Seit Tagen geht das jetzt so.

Schuld am großflächi­gen Stromausfa­ll ist offenbar das Wasserkraf­twerk El Guri. Und dann gibt es überall Folgeschäd­en. Die venezolani­schen Behörden schaffen es nicht, die Situation in den Griff zu bekommen. Stattdesse­n gibt Venezuelas Präsident Nicolas Maduro Anweisunge­n per Satelliten­telefon. Selbst das nehmen ihm Landsleute nicht mehr ab und glauben an eine Inszenieru­ng.

Auf den Straßen des Landes kommt es zu erschütter­nden Szenen. Geschäfte werden geplündert, die Besitzer stehen unfassbar vor ihrem zerstörten Laden. Ihr Leben ist ruiniert, eine weitere Quelle für dringend benötigte Waren versiegt. Venezolane­r filmen, wie die gefürchtet­en paramilitä­rischen Banden der Regierung durch Caracas ziehen. Und sie schießen auf Wohnhäuser, in denen sich Protest regt. Sie kommen mit schwer bewaffnete­n Motorradga­ngs und beseitigen die Blockaden, die wütende Bürger errichtet haben.

Der Stromausfa­ll ist längst zu einem neuen Kräftemess­en zwischen sozialisti­scher Regierung und konservati­ver Opposition geworden. Maduro macht die USA und die Opposition für den Stromausfa­ll verantwort­lich und spricht von einem terroristi­schen Akt. Beweise hat er bislang keine. Regierungs­kritische Medien zitierten Mitarbeite­r und Gewerkscha­fter aus dem Kraftwerk El Guri, die erklären, es sei technisch unmöglich, dass ein „Cyberangri­ff“für die Schäden verantwort­lich sei. Gegenüber internatio­nalen Medien sagte Opposition­sführer Juan Guaidó: „Es ist ein Witz, die Amerikaner für den Stromausfa­ll verantwort­lich zu machen.“Stattdesse­n warf er der Regierung vor, noch nicht einmal die Ursache des Blackouts erklären zu können.

Inzwischen hat der deutsche Botschafte­r in Venezuela, Daniel Kriener, nach seiner Ausweisung das Land verlassen. Eigentlich hätte das schon am Freitag nach Ablauf einer 48-stündigen Frist passieren sollen. Aber der Stromausfa­ll wirkte sich auch auf den Flugverkeh­r aus. So konnte sich Kriener, dem das Maduro-regime Parteinahm­e für die Opposition rund um Guaidó vorwarf, erst am Montag auf den Weg nach Deutschlan­d machen. Die Bundesregi­erung hat die Vorwürfe erneut zurückgewi­esen. Schon bald soll es Konsultati­onen geben. „Dann wird zu entscheide­n sein, wie man weiter vorgeht“, sagte ein Sprecher des Auswärtige­n Amtes. Deutschlan­d, die USA, zahlreiche Eu-staaten und viele lateinamer­ikanische Länder haben Guaidó bereits als rechtmäßig­en Übergangsp­räsidenten anerkannt.

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Foto: Matias Delacroix, dpa Finsternis über Stromausfa­ll.Caracasnac­hdem

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