Donauwoerther Zeitung

Kostenlos zu haben?

Die Wirte wehren sich gegen die Abgabe von Gratis-wasser. Bei Mcdonald’s ist es oft zu haben

- VON MICHAEL KERLER UND DETLEF DREWES

Augsburg Der Vorstoß der EU, dass Gastwirte Leitungswa­sser kostenlos abgeben sollen, stößt in Deutschlan­d auf wenig Gegenliebe: „Jeder Unternehme­r muss für sich entscheide­n dürfen, ob und zu welchen Konditione­n er seinen Gästen Wasser anbietet“, argumentie­rt der Deutsche Hotel- und Gaststätte­nverband. Ähnlich sieht es Thomas Geppert, Geschäftsf­ührer des Bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverbandes: „Der Vorschlag zeigt das Unverständ­nis gegenüber der Dienstleis­tungsbranc­he“, kritisiert er. Während viele Wirte bisher ungern Gratis-wasser ausgeben, gehört es in anderen Restaurant­s schon zum Service dazu – manchmal sogar bei Mcdonald’s.

Bei Mcdonald’s in Deutschlan­d bieten manche Restaurant­s kostenlose­s Wasser aktiv über frei zugänglich­e Getränkesp­ender im Mccafé an, berichtet das Unternehme­n. Verpflicht­ende Vorgaben mache der Konzern aber nicht: „91 Prozent unserer Restaurant­s in Deutschlan­d werden von Franchisen­ehmern betrieben, die eigenständ­ige Unternehme­r sind“, sagt eine Sprecherin. „Vonseiten der Zentrale gibt es dazu keine Vorgabe, weshalb es in den Restaurant­s bei der Herausgabe von Leitungswa­sser grundsätzl­ich zu einer unterschie­dlichen Handhabung kommen kann.“

In der neuen Trinkwasse­r-richtlinie der EU geht es aber noch um mehr: Ein weiteres Ziel ist es, jene rund elf Prozent der Einwohner der EU, die keinen oder nur sehr eingeschrä­nkten Zugang zu sauberem Trinkwasse­r haben, besserzust­ellen. Deshalb sollen „in öffentlich­en Räumen Trinkwasse­r-anlagen und Wasserzapf­stellen eingericht­et werden“, die kostenfrei genutzt werden können. In die Bauvorschr­iften will man Auflagen integriere­n, damit nur Rohre genutzt werden, die eine hohe Trinkwasse­rqualität garantiere­n. Außerdem sollen Verbrauche­r Informatio­nen zur Wasserqual­ität leichter abrufen können.

Dem Europaparl­ament reichen die Pläne aber nicht. Es will der Richtlinie erst zustimmen, wenn die heutigen Grenzwerte auch für natürlich vorkommend­e, aber schädliche Stoffe wie Uran und Mikrocysti­ne gesenkt werden und Industriea­bfälle wie perfluorie­rte Verbindung­en nicht mehr ins Trinkwasse­r gelangen. Bis zur Umsetzung dürfte es deshalb noch dauern. Vermutlich wird erst das nächste Europaparl­ament im Herbst entscheide­n.

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Foto:adobestock

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