Donauwoerther Zeitung

Ein Gast aus „Moinland“

Das Hamburger Urgestein Jan-peter Petersen berichtete über sein Leben als Hanseat

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Kaisheim Kontakte sind bekanntlic­h alles: So erklärte Thaddäus-wirt Jürgen Panitz auch gerne, warum der in unseren Breitengra­den fast unbekannte renommiert­e Hamburger Kabarettis­t Jan-peter Petersen nun erstmals in der Kaisheimer Kleinkunst­brauerei auftrat. Dessen Sohn Max Beier war vor zwei Jahren für einen Auftritt zu Gast und empfahl dem Thaddäus-team seinen Vater. Dieser brachte nun am Freitagabe­nd einiges an hanseatisc­hem Flair nach Nordschwab­en.

Mit einem fröhlichen „Moin“begrüßte ein übers ganze Gesicht strahlende­r Petersen das Publikum. Den berühmten Hamburger Gruß – der übrigens ganztägig gilt – baute er während des Auftritts immer wieder ein. Der Gast aus dem hohen Norden erläuterte gleich den Unterschie­d zwischen Hamburgern und Hanseaten: „Hamburger stellen etwas her, Hanseaten etwas dar.“Sein Name verrate bereits seine Herkunft, meinte der 60-Jährige, er komme aus „Moinland“. Deswegen gelte bei ihm: „Mein Kopf denkt vom Fisch her“, passenderw­eise heißt sein aktuelles Programm auch „Leben zwischen Fisch und Kopf“.

Was dieses Leben betrifft, ging Petersen zunächst einmal weit zurück, nämlich in den Bauch seiner Mutter. Dort galt für ihn noch „Fötus Law“– und es gab keine „Fötussen“, die ihm das Leben schwer machten. Für ihn als heranwachs­enden Menschen galt damals noch Freiheit. Was für Petersen unweigerli­ch die Frage aufwarf: „Bedeutet Freiheit aber nicht auch Ausgrenzun­g? Oder warum wählen so viele Bayern CSU?“

Er sei ja bekennende­r Pazifist, so Petersen. „Das ist heute aber nicht mehr angesagt.“Kein Wunder: „Deutschlan­d führt heute ja auch keinen Krieg mehr – sondern exportiert ihn.“Immerhin seien dadurch deutsche Panzer noch nie so weit gekommen wie aktuell. Dabei müsse man die Zusammenhä­nge erkennen: „Panzer, mit denen die Türkei auf Kurden schießt, hätte man ohne die Kurden ja nie verkaufen können. Die waren praktisch Zubehör.“

Heute wäre er noch ein stolzer Linker, berichtete Petersen. Hamburg werde schließlic­h auch seit Menschenge­denken von der

SPD regiert. Früher wäre er sogar Kommunist gewesen – „aber ein romantisch­er, denn ich meinte es ja ernst.“So hing in seinem Jugendzimm­er ein

Porträt von Che

Guevara zwischen denen von Uwe Seeler und Mowgli. Weniger gut kam bei seiner Mutter ein Plakat von Hanns Martin Schleyer an mit dem Aufdruck „Ausnutzen lohnt sich nicht“.

Breiten Raum in Petersens Gastspiel nahm auch Zuschaueri­n Renate in der ersten Reihe ein, die er immer wieder mit einbaute und ihr Fragen stellte. Dabei zeigte sich der Hamburger, der in der Hansestadt das Kabarett-theater Alma Hoppes Lustspielh­aus mit jährlich 40 000 Besuchern führt, begeistert von Renates Schlagfert­igkeit: „Wo haben Sie so antworten gelernt? Beim Diplomatis­chen Corps?“

Ausführlic­h ging Petersen auf seine vergangene­n Ehen und Beziehunge­n ein und warum sie jeweils scheitern mussten. Immerhin benötigte er für seine drei Kinder vier Frauen, wie er sensibel offenlegte. Sein Fazit: „Wir lieben den Geist – und schlafen mit Frauen.“Für seine aktuelle Freundin Heike gehe er sogar ins Fitnessstu­dio, eine schrecklic­he Erfahrung. Doch wozu benötige man überhaupt eine Partnerin? Als „Couchsitzb­egleiterin beim Tatort“? Das Thaddäus-publikum konnte Petersen bei diesem Problem zwar auch nicht helfen, verabschie­dete ihn aber mit lange anhaltende­m Beifall.

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Jan-peter Petersen im Thaddäus.

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