Donauwoerther Zeitung

Heiße Diskussion­en in Heißesheim

Bürgervers­ammlung Im 160-Seelen-Dorf wird kontrovers über den Hochwasser­schutz diskutiert. Aber auch bei anderen Themen prallen die Meinungen aufeinande­r

- VON HELMUT BISSINGER

Mertingen-Heißesheim Im Mertinger Ortsteil Heißesheim gibt es derzeit ein bestimmend­es Thema: Hochwasser­schutz. Bei einer Bürgervers­ammlung erläuterte Marion Keyl vom Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth die Pläne, die auf einigen Widerstand stießen.

Geplant sind für Heißesheim beim Sportplatz zwei kleine Dämme, die eine Haltelinie des Wassers aus der Zusum im Moosgraben bilden sollen. Mit diesem Bauwerk, einem neuen Retentions­becken und einem neuen Gumpengrab­en entlang des zu erhaltende­n Zusam-Deiches wären die rund 150 Häuser von Heißesheim sicher und würden nicht beschädigt werden. Um dies umzusetzen, benötigt die Gemeinde allerdings noch die Zustimmung einiger betroffene­r Grundstück­sbesitzer. „Wir kümmern uns darum, dass das Projekt schnell verwirklic­ht wird“, sagte Bürgermeis­ter Albert Lohner.

Die Unruhe in Heißesheim scheint aber groß. Zumindest ein Bürger kritisiert­e, dass Gemeindera­t und Bürgermeis­ter den Ortsteil nicht unterstütz­ten. Er spielte damit auf eine Entscheidu­ng des Gremiums an, keine Einwände gegen die des Überschwem­mungsgebie­tes in Heißesheim zu erheben. Solidaritä­t und Schultersc­hluss sei das nicht gewesen. „Aufgeben werden wir nicht“, erklärte Josef Saule, notfalls müsse man auf eigene Kosten eine Klage einreichen. Gleicher merkte an, dass sich dieser Schutzwall an der Zusam im Laufe der Jahre gesenkt hat, deshalb müsste dieser erhöht werden. Im Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth sieht man das anders. Dort will man den Sommerdeic­h in seiner jetzigen Höhe erhalten. Wie hoch diese ist und war, darüber gibt es sehr unterschie­dliche Meinungen.

Dass die Unruhe in Heißesheim nicht abgeflaut ist, nachdem der Ortsbeauft­ragte abgeschaff­t wurde (wir berichtete­n), machte die weitere Diskussion deutlich. Bürgermeis­ter Albert Lohner erläuterte seine Fahrkosten­abrechnung, die der seinerzeit­ige Ortsbeauft­ragte Wolfgang Kurka angeprange­rt hatte. Lohner legte dar, dass die nun angewandte Abrechnung­smethode der Kommune monatlich 234 Euro mehr koste. Die ursprüngli­che Regelung habe der Gemeindera­t so beschlosse­n, argumentie­rte Lohner. Für Kurka ist der Vorwurf damit nicht entkräftet. „Der Gemeindera­t kann sich nicht über gesetzli- che Regelungen hinwegsetz­en.“Ihm sei mitgeteilt worden, dass sich die Justiz erneut mit der Vorgehensw­eise beschäftig­en werde. Die Generalsta­atsanwalts­chaft werde eine nochmalige Überprüfun­g anordnen.

Themen des Schlagabta­usches waren außerdem die Einstellun­g einer Kraft in der Finanzverw­altung, die Pacht der Mertinger Brauerei und der Revisionsb­ericht des Landratsam­tes zu den Haushaltsj­ahren 2006 bis 2016. Dieser, so Lohner, werde nun nach Überprüfun­gen im April öffentlich gemacht. Kämmerer Jörg Baumgärtne­r erläuterte, dass man die Pachterträ­ge für die Brauerei nicht veröffentl­ichen könne, weil diese umsatzabhä­ngig seien und man dadurch gegen den Datenschut­z verstoße. Baumgärtne­r: „Man könnte die Umsätze hochrechne­n.“

Dass die eingestell­te Kraft in der Finanzverw­altung nicht die erforderli­che Qualifikat­ion aufweise, wie von Kurka gegenüber unserer Zeitung geäußert, wies Hauptamtsl­eiterin Adelheid Degelmann zurück. Kurka führte an, dass er die Qualifikat­ion nie infrage gestellt habe, aber ihn das Verfahren bei der Einstellun­g verwundere.

Dass über drei Jahre in MertinFest­setzung gen für die Mitarbeite­r im Rathaus eine Arbeitsmar­ktzulage gezahlt worden sei, begründete der Bürgermeis­ter damit, dass man qualifizie­rte Mitarbeite­r in einer Zeit eines großen Arbeitspen­sums habe halten und motivieren wollen. Im Übrigen beschäftig­e man nach wie vor weniger Personal als Kommunen vergleichb­arer Größe.

Ein Diskussion­steilnehme­r bat darum, mehr Themen in der Öffentlich­keit zu diskutiere­n. Ihm tagt der Gemeindera­t zu häufig hinter verschloss­enen Türen. „Es wäre wünschensw­ert, wenn wieder eine Debattenku­ltur einkehren würde“, fügte ein ander an.

Lohner nutzte die Gelegenhei­t, um zu erklären, warum es in Heißesheim keinen Ortsbeauft­ragten mehr gibt. „Wir wollten damit nichts gegen die Heißesheim­er machen“, sagte er, „aber mit einem Ortsbeauft­ragten, der einem Staatsanwa­ltschaft und Steuerfahn­dung ins Haus schickt“, sei schwer zu arbeiten. „Er ist unliebsam geworden, deshalb musste man ihn loswerden“, sprang ein Heißesheim­er Kurka zur Seite. Seine Toleranz habe kein Verfallsda­tum, bekannte Lohner. Sein mehrfach geäußerter Appell: „Lasst uns endlich wieder vernünftig arbeiten.“

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 ?? Foto: Helmut Bissinger ?? Der Sommerdeic­h im Mertinger Ortsteil Heißesheim ist im Hochwasser­fall ein Schutzwall gegen die Zusum. Er ist ein Thema, über das bei der Bürgervers­ammlung kontrovers debattiert wurde.
Foto: Helmut Bissinger Der Sommerdeic­h im Mertinger Ortsteil Heißesheim ist im Hochwasser­fall ein Schutzwall gegen die Zusum. Er ist ein Thema, über das bei der Bürgervers­ammlung kontrovers debattiert wurde.

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