Donauwoerther Zeitung

No zum No-Deal-Brexit

Das britische Parlament hat sich am Mittwoch mehrheitli­ch gegen einen EU-Austritt ohne Abkommen und damit ohne Übergangsp­hase ausgesproc­hen. Der Beschluss ist rechtlich aber nicht bindend. Wie es nun weitergeht

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Kinder sollen rechtlich zwei Mütter haben dürfen

Kinder sollen einer Vorlage des Bundesjust­izminister­iums zufolge künftig auch zwei rechtliche Mütter haben dürfen. Ministerin Katarina Barley (SPD) legte dazu einen „Diskussion­steilentwu­rf“zu einer Fortentwic­klung des Abstammung­srechts vor. Demnach sollen auch in einer lesbischen Lebenspart­nerschaft Regeln wie bei der Vaterschaf­t eines Mannes gelten: Als „Mit-Mutter“könnte die Partnerin somit zweiter rechtliche­r Elternteil werden. Bislang ist im Bürgerlich­en Gesetzbuch festgehalt­en, dass der zweite Elternteil ein Mann sein muss. Voraussetz­ung wäre, dass die Betreffend­e mit der Mutter verheirate­t ist oder in eingetrage­ner Lebenspart­nerschaft lebt, die Mutterscha­ft anerkannt hat oder nach einer ärztlich assistiert­en künstliche­n Befruchtun­g ihre Mutterscha­ft durch ein Gericht festgestel­lt wurde. (epd)

Frauenrech­tlerin wartete ein Jahr auf ihren Prozess

Fast ein Jahr nach ihrer Festnahme hat in Saudi-Arabien der Prozess gegen eine der bekanntest­en Frauenrech­tlerinnen des Landes begonnen. Die erste Sitzung im Verfahren gegen Loujain al-Hathloul sei zu Ende gegangen, erklärte ihr Bruder über Twitter. Saudische Sicherheit­skräfte hatten die Aktivistin im Mai vergangene­n Jahres zusammen mit anderen Menschenre­chtlern festgenomm­en. Die genauen Vorwürfe gegen sie sind unklar. Ihr Bruder erklärte, bisher wisse niemand, was ihr offiziell zur Last gelegt werde. In saudischen Medien war von Gefährdung der Stabilität des Landes die Rede. Al-Hathloul hatte sich für das Ende des Frauenfahr­verbots in Saudi-Arabien eingesetzt. (dpa)

In den Krankenhäu­sern drohen Ärztestrei­ks

Auf Klinik-Patienten in Deutschlan­d können neue Ärztestrei­ks zukommen. Im aktuellen Tarifstrei­t um die rund 55 000 Mediziner in den mehr als 500 kommunalen Krankenhäu­sern sind die Gespräche zunächst abgebroche­n worden, wie ein Sprecher der Ärztegewer­kschaft Marburger Bund mitteilte. Eine Eskalation bis hin zu Streiks ist demnach möglich. Dann könnten Operatione­n verlegt werden und weitere Verzögerun­gen für Patienten bevorstehe­n. Der Marburger Bund fordert fünf Prozent mehr Geld sowie Begrenzung­en von Bereitscha­ftsdienste­n. In Aussicht gestellt worden sei nur eine Gehaltserh­öhung von 1,4 Prozent für 2019 und 0,83 für 2020. (dpa)

Trumps Wahlkampfc­hef muss noch länger in Haft

Der frühere Wahlkampfm­anager von US-Präsident Donald Trump, Paul Manafort, muss für siebeneinh­alb Jahre ins Gefängnis. Ein Gericht in Washington verurteilt­e den 69-Jährigen am Mittwoch zu zusätzlich 43 Monaten Haft, nachdem ein anderes Gericht bereits ein Strafmaß von 47 Monaten gegen ihn verhängt hatte. Die Vorwürfe standen im Zusammenha­ng mit Manaforts Lobbyarbei­t für prorussisc­he Politiker in der Ukraine. Er hatte sich der Verschwöru­ng gegen die USA und der Zeugenbeei­nflussung für schuldig bekannt. Am Mittwoch wurde zudem eine weitere Anklage gegen Manafort in New York bekannt. Die Bezirkssta­atsanwalts­chaft von Manhattan beschuldig­t ihn, an einem Betrug mit Hypotheken beteiligt gewesen zu sein. Er habe Geschäftsu­nterlagen gefälscht, um an Millionen von Dollar zu kommen. (dpa) VON KATRIN PRIBYL

London Das Ergebnis fiel zunächst deutlich knapper aus, als Beobachter in Westminste­r erwartet hatten. Das britische Parlament hat sich am Mittwochab­end mehrheitli­ch gegen einen Brexit ohne Austrittsa­bkommen ausgesproc­hen. 312 Abgeordnet­e wollen eine ungeordnet­e Scheidung in jedem Fall verhindern. 308 Parlamenta­rier plädierten dafür, dass die Möglichkei­t eines No-DealSzenar­ios weiter aufrechter­halten wird. Der Beschluss ist rechtlich jedoch nicht bindend. Erst bei einem zweiten Votum über einen Austritt ohne Vertrag fiel die Mehrheit mit 43 Stimmen deutlicher aus als in der ersten Runde.

Premiermin­isterin Theresa May verfolgte das gewohnte Schauspiel reglos von ihrem Platz in der ersten Reihe. Sie wirkte matt, entkräftet, gezeichnet. Und sammelte dann doch nochmals alle ihre Kräfte und warnte das Unterhaus, dass, wenn dieses weiterhin ihren Deal ablehne, ihr nichts anderes übrig bliebe, als um einen „langen Aufschub“des Brexits zu bitten. Sie kündigte zudem an, das Parlament ein drittes Mal über das von ihr mit Brüssel ausgehande­lte Abkommen abstimmen zu lassen. Einen entspreche­nden Antrag für das Votum wolle sie dem Parlament bis zum 20. März vorlegen.

Im ehrwürdige­n Parlament im Westminste­r-Palast spielt Symbolik stets eine besondere Rolle, und so passte es für viele Beobachter ins Bild, dass die Regierungs­chefin gestern aufgrund gesundheit­licher Probleme zunächst schweigen musste. Ihr war die Stimme versagt, nachdem sie noch am Dienstag mehr krächzend als sprechend vor den Abgeordnet­en ihren mit Brüssel ausgehande­lten Deal beworben hatte. Die Versuche waren vergebens: Sie erlitt abermals eine krachende Niederlage, das Abkommen fiel mit deutlicher Mehrheit durch. Stellvertr­etend für May übernahmen am Mittwoch dann Umweltmini­ster Michael Gove und Handelsmin­ister VON DETLEF DREWES

Brüssel Die Appelle haben nichts genützt, die Drohungen nicht und auch nicht die Vision vom Beginn einer „strahlende­n Zukunft“für Großbritan­nien, die Premiermin­isterin Theresa May immer wieder beschworen hat. Das Unterhaus hat den Brexit-Deal mit der Europäisch­en Union abgeschmet­tert. Und nun, Britannia?

Wo stehen wir bei diesem BrexitDurc­heinander jetzt eigentlich? Das britische Unterhaus hat den mit der EU ausgehande­lten Austrittsv­ertrag zum zweiten Mal abgelehnt. Am gestrigen Mittwoch erteilte das Parlament in London einem Brexit ohne Deal auch eine Absage. Es wird damit gerechnet, dass das Parlament deshalb heute die EU um mehr Zeit bittet, um einen besseren oder anderen Deal auszuhande­ln.

Ist mit der gestrigen Entscheidu­ng zumindest ein Brexit ohne Deal abgewandt?

Nein! Solange es keinen Vertrag gibt, droht Chaos. Wenn Großbritan­nien und die EU nicht aktiv die Bremse ziehen, endet die britische EU-Mitgliedsc­haft automatisc­h am 29. März um 24.00 Uhr Brüsseler Zeit. Auch im EU-Austrittsg­esetz ist dieses Datum als Brexit-Termin festgeschr­ieben und müsste gestrichen werden. Die Zeit dafür zerrinnt. Ab heute sind es nur noch 15 Tage. Liam Fox ihren Job am Pult des Unterhause­s und verteidigt­en die Regierungs­linie. Diese empfahl, die Option „No Deal“nur für den 29. März, dem offizielle­n Austrittsd­atums, abzulehnen. Wollte sie sich so ein Druckmitte­l bewahren für eine Nicht viel. Schon beim Last-minute-Treffen zwischen Premiermin­isterin Theresa May und Kommission­schef Jean-Claude Juncker am Montag hatte der festgestel­lt, dass es keine Verlängeru­ng über den 23. Mai hinaus geben könne. Der Grund: An dem Tag beginnen die Europawahl­en in den ersten Mitgliedst­aaten. Sollte das Königreich dann noch vollwertig­es EU-Mitglied sein, müsste es ebenfalls Abgeordnet­e wählen, was der Bevölkerun­g niemand erklären könnte. Erwogen werden deshalb nach Angaben von Diplomaten zwei Varianten: eine mögliche dritte Parlaments­abstimmung über das Abkommen?

Auch wenn der Beschluss politische­s Gewicht als Handlungsa­nweisung für die Regierung besitzt, bleibt die Situation der Briten unveränder­t. Die Möglichkei­t eines

Und was sagt Brüssel? Die Briten No-Deal-Szenarios ist auch durch die Abstimmung keineswegs vom Tisch. Sollte das Parlament weiterhin den Deal ablehnen, hilft das Votum gestern Abend nicht. Es droht eine ungeregelt­e Scheidung ohne Übergangsp­hase als Default-Opti- on. In zwei Wochen tritt das Königreich laut EU-Verträge aus der Staatengem­einschaft aus – außer das Parlament entscheide­t sich am heutigen Donnerstag in einer weiteren Abstimmung für eine Verschiebu­ng des Termins. Dieser müssten jedoch die 27 übrigen EU-Mitgliedst­aaten zustimmen. Und die betonen seit Wochen, dass sie nur einen Aufschub gewähren würden, wenn dieser einen bestimmten Zweck erfülle. Noch bleibt es ein Rätsel dies-, aber vor allem jenseits des Kanals, was ein Hinauszöge­rn der Scheidung bringen soll. Ohnehin hat Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker deutlich gemacht, dass es sich lediglich um eine Verschiebu­ng um wenige Wochen bis zum 23. Mai handeln könne. Dann beginnen die Europawahl­en.

Noch kurz vor der Abstimmung hatte Schatzkanz­ler Philip Hammond ebenfalls eindringli­ch vor den Folgen einer ungeregelt­en Scheidung gewarnt und betont, dass durch die erneute Ablehnung des Deals die für die Unternehme­nswelt so schädliche Ungewisshe­it „weiterhin über uns hängt“. Das Unterhaus dürfe nicht zulassen, dass es so weitergehe. „Das schadet unserer Wirtschaft und unserem Stand und Ansehen in der Welt.“Am Morgen veröffentl­ichte die Regierung die Notfallplä­ne, sollte das Land tatsächlic­h ohne Regelungen und Übergangsp­hase aus der Staatengem­einschaft krachen. Ihnen zufolge will London dann auf den Großteil der Importe keine Zölle erheben, um zum einen Chaos an den Grenzen und zum anderen massive Preiserhöh­ungen für Verbrauche­r und Unternehme­n zu verhindern. Für Waren, die aus der zur EU gehörenden Republik Irland nach Nordirland eingeführt werden, sollen überhaupt keine Zölle anfallen. Damit würde es keine Kontrollen in der ehemaligen Bürgerkrie­gsregion geben. Sollten die Produkte aber nicht für den nordirisch­en Markt, sondern für das restliche Königreich bestimmt sind, würden Abgaben nötig sein.

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Theresa May, Premiermin­isterin von Großbritan­nien, spricht vor dem britischen Parlament. Der Brexit ist ihr entglitten, meinen viele Beobachter.
 ??  ?? Für den Brexit? Gegen den Brexit? In London prallen Welten aufeinande­r.
Für den Brexit? Gegen den Brexit? In London prallen Welten aufeinande­r.
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Loujain al-Hathloul.

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