21 Etappen zum WM-Titel
Auftakt Wieder einmal: Vettel fordert im Ferrari Hamilton heraus, aber der Deutsche will erstmals auch in Hockenheim triumphieren. Fernsehen, Neulinge, Reifen, Flügel – das erwartet die Motorsport-Fans im Rennjahr 2019
VON ELMAR BRÜMMER
Melbourne Das alte Duell zwischen Lewis Hamilton, Mercedes, Sebastian Vettel und Ferrari, oder doch ein Dreikampf, in den sich Max Verstappen mit Red Bull einmischen kann? Das ist die Große-Preis-Frage der Formel 1, die am Sonntag in Australien in ihre 70. Saison startet. Im neuen Rennjahr gibt es allerdings auch zehn Ausrufezeichen.
● Jetzt oder nie Vielleicht nur noch dieses eine Mal, am 28. Juli, hat Sebastian Vettel in seinem fünften Ferrari-Jahr die Chance, endlich den Großen Preis von Deutschland zu gewinnen – im letzten Jahr rutschte er in Führung liegend im Motodrom von der Piste. Hockenheim hat in diesem Jahr nur eine Gnadenfrist bekommen, weil es in Miami nichts geworden ist mit der Formel 1. Von den 21 Rennen muss 2020 auf jeden Fall eines weichen, weil der deutsche Architekt Hermann Tilke gerade in Hanoi eine Piste für den ersten Grand Prix von Vietnam baut. Aber in Silverstone, Mexico City, Barcelona und Monza laufen die Verträge auch aus.
● Der andere Deutsche Nico Hülkenberg hat zwei Jahre den Entwicklungshelfer für das RenaultWerksteam gespielt, jetzt muss aus den guten deutsch-französischen Beziehungen mehr werden als nur der Titel als B-Weltmeister, den Hülkenberg mit seinem siebten Platz hinter den Piloten von Mercedes, Ferrari und Red Bull geholt hat. Der 31-Jährige wartet nach 158 Formel-1-Rennen immer noch auf den ersten Podestplatz – und bekommt vom neuen Teamkollegen Daniel Ricciardo noch mehr Druck. Dritter Deutscher im Bunde ist Pascal Wehrlein. Der Formel-EStammfahrer wird von Ferrari in den Rennsimulator gesetzt, insgesamt hat die Scuderia damit jetzt vier Testpiloten.
● Guck an Das Fernsehangebot wird ausgeweitet: Wem die WerbeBoxenstopps von RTL zu stimmungstötend sind, der hat wieder eine Alternative im Pay-TV: Sky Meter-Maß. Auch der Heckflügel gewinnt an Mächtigkeit, wird höher, breiter. Generell sind die Aerodynamikelemente aber beschränkt worden, damit das Hinterherfahren („Ansaugen“) einfacher wird. Die Flügel sind nur noch halb so teuer, allerdings wird auf engen Kursen mehr Karbonsalat erwartet. Im Albert Park kommt es gleich zum Härtetest für die neue Regel, dort gab es 2018 die wenigsten Manöver – ganze fünf.
● Wer A sagt An drei neue Teamnamen muss man sich gewöhnen: Aus dem Schweizer Sauber-Rennstall ist nach 26 Jahren nun offiziell Alfa Romeo Racing geworden, obwohl in Wirklichkeit Motorenlieferant Ferrari dahintersteckt. Force India wurde in Racing Point umbenannt, der kanadische Milliardär Lawrence Stroll hat das britische Team als neuen Ausbildungsrennstall für Sohnemann Lance gekauft. Und Red Bull fungiert nun als QuasiWerksrennstall von Honda.
● Gib Gummi Die Reifen-Lotterie bekommt weniger Lose. Künftig setzt der Alleinausrüster Pirelli im Trockenen auf nur noch drei Varianten – die rot, gelb und weiß mar- kierten Pneus stehen für weich, mittel und hart. Die Gummimischungen, die sich dahinter verbergen, sind trotzdem unterschiedlich.
● Keine Frühjahrsdiät Fünf Kilogramm mehr Sprit sind jetzt an Bord, insgesamt 110 Kilo. Auch die Fahrer dürfen wieder zulegen, deren Mindestgewicht wird mit 80 Kilogramm einberechnet. Insgesamt muss ein Rennwagen jetzt 734 Kilogramm schwer sein, ungefähr so viel wie ein Smart.
● Junge Männer zum Mitreisen gesucht Unter den 20 Fahrern gibt es mit den Briten Lando Norris (McLaren) und George Russell (Williams) sowie dem Thailänder Alexander Albon (Toro Rosso) drei echte Neuzugänge. Hinzu kommt bei Alfa mit Antonio Giovinazzi der erste italienische Stammfahrer seit 2011, er hatte vor zwei Jahren zwei Gaststarts bei Sauber absolviert. Der Pole Robert Kubica gibt neun Jahre nach seinem Rallye-Unfall mit 34 ein spektakuläres Comeback bei Williams. Im Rahmenprogramm der Formel 2 startet auch Weltmeister-Sohn Mick Schumacher (19) – die neue Generation beschleunigt.
● Auf den Punkt Die Abstimmung in letzter Minute unter den Funktionären sorgt dafür, dass es schon am Sonntag einen Extrapunkt für die schnellste Rennrunde geben wird. Der Bonus gilt aber nur für Piloten, die unter den ersten zehn sind. Ein Pünktchen kann große Wirkung haben: 1958, als es die Regel schon mal gab, hat Mike Hawthorn seinen Landsmann Stirling Moss mit 42:41 Zählern besiegt. So knapp war es zuletzt 2008, als Felipe Massa gegen Lewis Hamilton mit 97:98 unterlag. Die meisten schnellsten Runden im letzten Jahr haben nicht Vettel oder Hamilton (je drei) gedreht, sondern Mercedes-Pilot Valtteri Bottas (sieben).
● Zum guten Schluss! Die schwarzweiß karierte Flagge wird zwar aus Folklore-Gründen weiterhin geschwenkt. Doch nachdem das kanadische Model Winnie Harlow das Rennen in Montreal eine Runde zu früh abgewunken hatte, gilt als offizielles Ende jetzt ein Lichtsignal: Formel Ampelmännchen.
Frenzel beendet Saison vorzeitig
Der siebenmalige Weltmeister Eric Frenzel hat die Weltcup-Saison aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig beendet. „Der oberste ärztliche Rat heißt Auskurieren und keine Risiken eingehen, zumal die Saison und die Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaften in Seefeld genug kräftezehrend waren“, schrieb Frenzel in einer Kolumne für das OberpfalzEcho. (dpa)
Uefa ermittelt gegen Neymar
Neymar droht nach dem Aus von Paris Saint Germain in der Champions League eine Strafe durch die Uefa. Anlass sind Kommentare von Neymar in sozialen Medien nach der 1:3-Heimniederlage gegen Manchester United. Durch einen umstrittenen Handelfmeter in der Nachspielzeit war das PSG trotz des 2:0-Sieges im Hinspiel in Manchester noch ausgeschieden. Neymar hatte auf der Tribüne verfolgt, wie es den Elfmeter nach Videobeweis gab. Der 27-Jährige nannte das danach eine „Schande“und bezeichnete die Schiedsrichter als „vier Typen, die keine Ahnung vom Fußball haben“. (dpa)
Däne Nielsen gewinnt nach kuriosem Vorfall
Magnus Cort Nielsen hat die vierte Etappe der 77. französischen Fernfahrt Paris-Nizza gewonnen. Der 26 Jahre alte Däne aus der kasachischen Astana-Mannschaft konnte sich nach 212 hügeligen Kilometern von Vichy nach Pélussin mit sieben Sekunden Vorsprung auf den Belgier Thomas de Gendt behaupten. Am vierten Tag kam es zu einem kuriosem Vorfall. So wurde das Hauptfeld nach rund 80 Kilometern von einer Bahnschranke gestoppt und musste dreieinhalb Minuten warten. Daraufhin stoppte die Rennjury die Spitzengruppe zu einer ebenso langen Zwangspause, um keinen Wettbewerbsvorteil aufkommen zu lassen. (dpa)