Donauwoerther Zeitung

Darf ein Schüler während des Unterricht­s streiken?

Klimaschut­z Was die Schulleitu­ng zu der in Oettingen geplanten Demo einer Schülerin am Freitagvor­mittag sagt

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VON VERENA MÖRZL

Landkreis/Oettingen Dem weltweiten Klimastrei­k „Fridays for Future“will sich am Freitag eine Schülerin der Grund- und Mittelschu­le in Oettingen anschließe­n. Sie hat deswegen von 8 bis 13 Uhr auf dem Marktplatz zum „Schulstrei­k fürs Klima“aufgerufen. Ihr Streikaufr­uf fand in den Ferien statt, in den vergangene­n Tagen erst meldete sich die Schulleitu­ng zu Wort. Neben Ursula Hertle, der Rektorin der Oettinger Grund- und Mittelschu­le, verfasste auch der Schulleite­r des Albrecht-Ernst-Gymnasiums einen Elternbrie­f. Hertle sagt gegenüber unsere Zeitung, dass sie die Aktion sofort unterstütz­en würde, wenn sie nicht während der Unterricht­szeit geplant wäre. Hertle zitiert aus zwei Schreiben, die das Kultusmini­sterium an die bayerische­n Schulen gesendet hat. Zum einen hätten Schüler durch das Grundgeset­z das Recht auf freie Meinungsäu­ßerung und Demonstrat­ion, steht darin. Auf der anderen Seite gebe es aber auch das bayerische Gesetz über das Erziehungs- und Unterricht­swesen, das die Schulpflic­ht vorschreib­e. „Wenn die Schüler also gegen den Klimawande­l demonstrie­ren wollen, was ich gut finde, müssen sie das außerhalb der Unterricht­szeit machen“, sagt Hertle. „Wären sie auf uns zugekommen, hätten wir uns überlegen können, einen Projekttag daraus zu machen. Die Ergebnisse hätten wir auf dem Marktplatz vorstellen können.“Schulleite­rin Ursula Hertle hat die Eltern in ihrem Brief außerdem darüber informiert, dass den Lehrern die „allgemeine­n Erziehungs- und Ordnungsma­ßnahmen“zur Verfügung stehen, wenn die Schulpflic­ht verletzt wird.

In einem Elternbrie­f informiert auch der Schulleite­r des Oettinger Albrecht-Ernst-Gymnasiums über die Konsequenz­en für unentschul­digtes Fehlen bezüglich der Demo. Günther Schmalisch weist darauf hin, dass es für den „Schulstrei­k fürs Klima“keine Möglichkei­t für die Unterricht­sbefreiung gebe und dass am Streik teilnehmen­de Schüler nicht versichert seien. Schmalisch fordert die Eltern auf, die Schüler dazu zu animieren, nachmittag­s zu demonstrie­ren, dann würde auch er seine Unterstütz­ung zusichern.

Gestern lag die Genehmigun­g für die Demonstrat­ion in Oettingen noch beim Landratsam­t DonauRies. Der Vater der Schülerin, Franz Grundschöt­tel, sagte gegenüber unserer Zeitung, dass seine Tochter auf die Konsequenz­en durch den Klimawande­l für die nachfolgen­den Generation­en aufmerksam machen möchte, und findet, dass die Zukunft der Erde wichtiger sei als die Schulpflic­ht: „Was sind fünf Stunden, oder sechs Schulstund­en, im Vergleich zu einer lebensfähi­gen Zukunft?“Er unterstütz­e die Initiative seiner Tochter „uneingesch­ränkt“.

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