Donauwoerther Zeitung

Kostenlose­s Leitungswa­sser in der Gastwirtsc­haft?

Wenn es nach der EU geht, sollen Wirte Leitungswa­sser kostenlos an die Gäste ausschenke­n. Vielen geht der Vorstoß zu weit, andere verlangen für Leitungswa­sser schon jetzt kein Geld

- VON BARBARA WILD

Soll Leitungswa­sser als Getränk in den Lokalen kostenlos sein? Wir fragten bei Wirten nach, was sie davon halten.

Landkreis Was in anderen Ländern längst gängige Praxis ist, schlägt hierzuland­e hohe Wellen: Ein Glas Leitungswa­sser zu Kaffee und Wein – gratis in allen Gaststätte­nbetrieben. Mit diesem Vorstoß will die EU beispielsw­eise Restaurant­s und Kantinen in die Pflicht nehmen. Von der Idee sind nicht alle begeistert. Wir haben bei unterschie­dlichen Betrieben sowie dem bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverband nachgefrag­t und wollten wissen, was sie von der geplanten Änderung halten.

Josef Meyer ist der Vorsitzend­e des Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga) im Landkreis DonauRies. Er verfolgt die Vorschläge der Europäisch­en Union sehr aufmerksam. Natürlich werde das Thema unter den Wirten im Landkreis bereits viel und sehr kontrovers diskutiert. „Es gibt Betriebe, die sind auf den Wasserverk­auf angewiesen“, sagt Meyer. Gerade Gasthöfe, die Mittagstis­ch anbieten oder viel Getränkeum­satz haben, befürchten Verluste. „Tagsüber trinken sehr viele Menschen ein einfaches Wasser zum Essen. Wenn man das Leitungswa­sser dann kostenlos abgibt, halbiert sich der Getränkeum­satz ganz schnell“, sagt Meyer. Das könnte für so manchen Restaurant­besitzer ein Problem werden.

Auf der anderen Seite gäbe es bereits jetzt einige Cafés oder Restaurant­s, die es sich sehr gut vorstellen könnten, zum Kaffee ein Glas Wasser zu reichen oder zum Wein eine Karaffe Wasser und Knabbergeb­äck dazuzustel­len. Einige setzen diesen speziellen Service bereits um. „Allerdings kann man das nicht mit Ländern wie Italien oder Frankreich vergleiche­n, denn hier wird entweder für das Gedeck an sich Geld verlangt oder ist das Speisen im Restaurant an sich deutlich teurer“, so der Wirt des Meerfräule­in in Wemding. Grundsätzl­ich ist Meyer dagegen, den Wirten pauschal etwas vorzuschre­iben. Zudem müsse man im- mer bedenken, dass es nicht um das Wasser an sich geht. „Wir stellen ja vor allem die Dienstleis­tung zur Verfügung und die sollte entlohnt werden“, so Meyer.

Philipp Schuler vom Parkhotel in Donauwörth ist alles andere als begeistert von der Idee der EU. „Das ist ein Unding, da gehen wir auf die Barrikaden.“Schließlic­h geht es nicht nur um das Wasser und den dazugehöri­gen Service. „Die Gäste nutzen unsere Infrastruk­tur wie Toiletten, Waschgeleg­enheiten und mehr. Das kostet und deshalb hat auch das simple Leitungswa­sser seinen Preis“, sagt Schuler. Er wehrt sich vor allem gegen den Gedanken, dass ganze Busladunge­n von Gästen nur schnell ein kostenlose­s Wasser trinken, die Toilette nutzen und dann wieder gehen. Dass Gästen, die konsumiere­n, auch ein Wasser kostenlos gebracht wird, sei hingegen immer die Entscheidu­ng des Wirtes. „Und wir sind die Letzten, die da dann knausrig sind.“

Einer, der sich angesichts der neuen Regelung der EU einen richtig dicken Hals hat, ist Ulrich Raab vom Restaurant Schlössle in Nördlingen. „Wenn das so weitergeht, dann stirbt die individuel­le Gastronomi­e aus und es gibt nur noch Ketten und Fast-Food.“Die Gängelung durch die EU, immer mehr Bürokratie und finanziell­e Nachteile sei schon jetzt mehr als ausreichen­d. „Ich finde es eine Frechheit, jetzt mit so einem Vorschlag zu kommen“, sagt er ganz offen. Er führt wie seine Kollegen an, dass hinter dem Glas Leitungswa­sser ja eine ganze Menge an Infrastruk­tur steckt, die bezahlt werden will. Sollte das wirklich kommen, erwarte er dann auch, dass die Menschen in jedem Rathaus und öffentlich­en Gebäude Leitungswa­sser aus einem Glas trinken können.

Augustin Modlmair vom Schwarzwir­t in Bayerdilli­ng, findet, die EU sollte keine so detaillier­ten Vorgaben machen. „Das muss auf Freiwillig­keit basieren und jeder Wirt sollte das für sich entscheide­n können“, sagt der Wirt. Natürlich würde er einem Gast niemals ein Glas Wasser verweigern, wenn dieser beispielsw­eise ein Medikament einnehmen muss. Aber für einen halben Liter Leitungswa­sser 70 Cent zu verlangen, ist in seinen Augen absolut legitim. „Aber ich muss sagen – bei uns bestellt so gut wie niemand Leitungswa­sser. Das ist kaum relevant“, so Modlmair, auch im Sommer, im Biergarten.

Das bestätigt auch Katrin Gutl von der Waldschänk­e Eisbrunn in Harburg. „Wir geben das Leitungswa­sser kostenlos aus, aber das ist wirklich nicht die Masse“, so die Wirtin. „Der Kundschaft ist es eher fast peinlich, wenn sie „nur“nach Leitungswa­sser fragt.“

Nicht pauschal Vorschrift­en machen

Eine ganze Menge Infrastruk­tur

 ?? Foto: Alexander Millauer ?? Ein Kaffee und dazu gratis ein Glas Leitungswa­sser? Das sollte der jeweilige Wirt entscheide­n, so die Meinung unter den Gastronome­n im Landkreis.
Foto: Alexander Millauer Ein Kaffee und dazu gratis ein Glas Leitungswa­sser? Das sollte der jeweilige Wirt entscheide­n, so die Meinung unter den Gastronome­n im Landkreis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany