Droht dem Freistaat jetzt ein Bürgermeister-Beben?
Politik Nach Nürnberg und Augsburg kündigt auch in Lindau der Rathauschef seinen freiwilligen Rückzug an. Was dahintersteckt und wie es im restlichen Freistaat aussieht
München Erst Nürnberg. Dann Augsburg. Jetzt Lindau. Innerhalb einer Woche haben in gleich drei bayerischen Städten die amtierenden Oberbürgermeister angekündigt, bei den Wahlen im kommenden Jahr freiwillig ihren Chefsessel im Rathaus zu räumen. Während Ulrich Maly (SPD) in Nürnberg und Kurt Gribl (CSU) in Augsburg zumindest noch ihre sechsjährige Amtszeit erfüllen werden, wählte Gerhard Ecker (SPD) in Lindau einen anderen Weg.
Der 61-Jährige war erst im vergangenen Jahr gewählt worden und wäre demnach eigentlich noch bis 2024 Lindauer Stadtoberhaupt. Am Montag verkündete er jedoch, dass für ihn 2020 vorzeitig Schluss sein werde. In der Stadt am Bodensee fanden Kommunal- und Oberbürgermeisterwahlen zuletzt in unterschiedlichen Jahren statt. Schon nach seiner Wahl 2018 hatte Ecker angekündigt, beide Wahlen wieder zusammenlegen zu wollen. Das geschieht nun im kommenden Jahr. Ecker will dann jedoch nicht mehr antreten. Viele von ihm angestoßene Projekte seien dann abgeschlossen oder auf dem Weg, erklärte er. Mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung vergangene Woche 50 Steuerfahnder ins Lindauer Rathaus geschickt hatte, habe die Entscheidung „überhaupt nichts zu tun“, sagte ein Rathaussprecher.
Nürnberg, Augsburg, Lindau – wer folgt als Nächstes? Droht Bayern 2020 gar ein Bürgermeister-Beben? Ganz so dramatisch wird es wohl nicht werden, wie eine Umfrage in mehreren Rathäusern zeigt. So will in München Dieter Reiter (SPD) seinen Posten bei den Wahlen im kommenden Jahr verteidigen. Gleiches gilt für den einzigen CDUOberbürgermeister Bayerns, den Würzburger Christian Schuchardt, sowie seine beiden Amtskollegen aus den Reihen der SPD in Fürth (Thomas Jung) und Erlangen (Florian Janik). In Ingolstadt steht Rathauschef Christian Lösel (CSU) ebenso für eine weitere Amtszeit bereit. In Regensburg ist die Sachlage noch unklar: Wegen des laufenden Korruptionsprozesses gegen den suspendierten Joachim Wolbergs (SPD) ist noch unklar, ob dieser überhaupt nochmals antreten kann. Die Amtsinhaber in Bamberg (Andreas Starke, SPD) und Bayreuth (Brigitte Merk-Erbe, Freie Wählervereinigung BG) haben sich noch nicht erklärt.
In den größeren Städten der Region sind keine weiteren Überraschungen zu erwarten. In Kempten hat Thomas Kiechle (CSU) seine erneute Kandidatur bereits angekündigt, ebenso Mathias Neuner (CSU) in Landsberg und Stefan Bosse (CSU) in Kaufbeuren. Gerold Noerenberg (CSU) in Neu-Ulm hielt sich bislang bedeckt, Beobachter gehen jedoch davon aus, dass er noch einmal antreten wird.