Besondere Strafe für die Schulschwänzer
Bildung Donauwörther Gymnasiasten bleiben am Freitag dem Unterricht fern, um in Augsburg für den Klimaschutz zu demonstrieren. Warum der Direktor in diesem Fall auf Verweise verzichtet
Donauwörther Gymnasiasten waren am Freitag dem Unterricht ferngeblieben, um zu demonstrieren. Was ihre Strafe ist, steht auf
Donauwörth Drei Tage später ist es so weit gewesen: Die Schüler mussten zum Rapport. Am Freitag hatten sie den Unterricht geschwänzt, um in Augsburg bei einer Demonstration für den Klimaschutz mitzumachen (wir berichteten). Mit dabei waren auch fünf junge Menschen, die das Gymnasium Donauwörth besuchen. Folgerichtig bat sie am gestrigen Vormittag Schulleiter Karl Auinger zum Gespräch. Dabei verhängte der Direktor auch Sanktionen für das Fernbleiben am Freitag.
„Ich habe die Schüler per Durchsage einbestellt“, schildert Auinger den Ablauf. Grundsätzlich finde er es gut, dass sich Jugendliche für derart wichtige Zukunftsthemen einsetzen. „Aber ich stecke da auch in der Bredouille: Es gibt schließlich die Schulpflicht, und die Teilnahme am Unterricht ist ein hohes Gut.“Deshalb könne er das Schwänzen nicht einfach so stehen lassen. Über das Wochenende habe er überlegt, was eine angemessene Strafe für das Quintett sei. Verweise habe er nicht ausgesprochen, berichtet Auinger auf Nachfrage unserer Zeitung – und zwar ganz bewusst.
Stattdessen müssen die Schüler, die aus den Jahrgangsstufen zehn bis zwölf kommen, eine „besondere Form der Nacharbeit“erledigen. Artikel 86 des Bayerischen Erziehungsund Unterrichtsgesetzes lasse ihm in dieser Frage einen gewissen Ermessensspielraum, erklärt der Oberstudiendirektor. „Passgenau“solle die Maßnahme sein, erklärt er.
Und so müssen die Schüler außerhalb des Unterrichts, also während ihrer Freizeit, eine Ausstellung zum Thema Klimaschutz erarbeiten und diese ab dem Montag nach den Osterferien in der kleinen Aula präsentieren. Dort soll sie für Mitschüler wie auch Lehrer und Eltern zugänglich sein. „Jeder soll sich einen Schwerpunkt vornehmen, zum Beispiel Verkehr oder industrielle Landwirtschaft. Die genaue Aufteilung überlasse ich aber den Schülern“, sagt Auinger.
Das Gespräch mit den Demonstranten vom Freitag sei gut gewesen. „Ich habe den Eindruck gewonnen, dass es den Schülern wirklich ein Anliegen war und es nicht nur ums Schwänzen gegangen ist.“Deswegen habe er von Verweisen abgesehen. Die Sanktion soll seiner Ansicht nach auch im Zusammenhang zwischen der Sache und dem Fehlverhalten stehen. „So kann man mehr Akzeptanz schaffen“, ist Auinger überzeugt.
Ein Freibrief für die Zukunft – etwa für regelmäßiges Fehlen während des Unterrichts – sei die aktuelle Entscheidung aber keineswegs, versichert der Pädagoge. „So etwas steht ihnen gerne außerhalb der Schulzeit frei. Jetzt geht es aber wieder um das Einhalten bestehender Gesetze – die Aufmerksamkeit ist ja nun gegeben.“
Die Gymnasiasten hatten am Freitag bereits unmittelbar nach der Aktion in Augsburg betont, dass es ihnen nicht ums Schwänzen gehe. Dafür hätten sie auch einfach zu Hause bleiben können. Vielmehr wollten sie ein Zeichen setzen – nur darum hätten sie sich mit ihren Schildern in die Kälte und den Regen auf den Augsburger Rathausplatz gestellt.
„Fridays for Future“(zu Deutsch: „Freitage für die Zukunft“) heißt die Initiative, die von der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg ausgeht. Sie bleibt freitags regelmäßig vom Unterricht fern, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Mittlerweile hat ihre Aktion in etwa 100 Ländern Nachahmer gefunden. Bei der Demonstration in Augsburg am Freitag hatten insgesamt rund 1500 Schüler teilgenommen.