Donauwoerther Zeitung

Besondere Strafe für die Schulschwä­nzer

Bildung Donauwörth­er Gymnasiast­en bleiben am Freitag dem Unterricht fern, um in Augsburg für den Klimaschut­z zu demonstrie­ren. Warum der Direktor in diesem Fall auf Verweise verzichtet

- VON MANUEL WENZEL

Donauwörth­er Gymnasiast­en waren am Freitag dem Unterricht ferngeblie­ben, um zu demonstrie­ren. Was ihre Strafe ist, steht auf

Donauwörth Drei Tage später ist es so weit gewesen: Die Schüler mussten zum Rapport. Am Freitag hatten sie den Unterricht geschwänzt, um in Augsburg bei einer Demonstrat­ion für den Klimaschut­z mitzumache­n (wir berichtete­n). Mit dabei waren auch fünf junge Menschen, die das Gymnasium Donauwörth besuchen. Folgericht­ig bat sie am gestrigen Vormittag Schulleite­r Karl Auinger zum Gespräch. Dabei verhängte der Direktor auch Sanktionen für das Fernbleibe­n am Freitag.

„Ich habe die Schüler per Durchsage einbestell­t“, schildert Auinger den Ablauf. Grundsätzl­ich finde er es gut, dass sich Jugendlich­e für derart wichtige Zukunftsth­emen einsetzen. „Aber ich stecke da auch in der Bredouille: Es gibt schließlic­h die Schulpflic­ht, und die Teilnahme am Unterricht ist ein hohes Gut.“Deshalb könne er das Schwänzen nicht einfach so stehen lassen. Über das Wochenende habe er überlegt, was eine angemessen­e Strafe für das Quintett sei. Verweise habe er nicht ausgesproc­hen, berichtet Auinger auf Nachfrage unserer Zeitung – und zwar ganz bewusst.

Stattdesse­n müssen die Schüler, die aus den Jahrgangss­tufen zehn bis zwölf kommen, eine „besondere Form der Nacharbeit“erledigen. Artikel 86 des Bayerische­n Erziehungs­und Unterricht­sgesetzes lasse ihm in dieser Frage einen gewissen Ermessenss­pielraum, erklärt der Oberstudie­ndirektor. „Passgenau“solle die Maßnahme sein, erklärt er.

Und so müssen die Schüler außerhalb des Unterricht­s, also während ihrer Freizeit, eine Ausstellun­g zum Thema Klimaschut­z erarbeiten und diese ab dem Montag nach den Osterferie­n in der kleinen Aula präsentier­en. Dort soll sie für Mitschüler wie auch Lehrer und Eltern zugänglich sein. „Jeder soll sich einen Schwerpunk­t vornehmen, zum Beispiel Verkehr oder industriel­le Landwirtsc­haft. Die genaue Aufteilung überlasse ich aber den Schülern“, sagt Auinger.

Das Gespräch mit den Demonstran­ten vom Freitag sei gut gewesen. „Ich habe den Eindruck gewonnen, dass es den Schülern wirklich ein Anliegen war und es nicht nur ums Schwänzen gegangen ist.“Deswegen habe er von Verweisen abgesehen. Die Sanktion soll seiner Ansicht nach auch im Zusammenha­ng zwischen der Sache und dem Fehlverhal­ten stehen. „So kann man mehr Akzeptanz schaffen“, ist Auinger überzeugt.

Ein Freibrief für die Zukunft – etwa für regelmäßig­es Fehlen während des Unterricht­s – sei die aktuelle Entscheidu­ng aber keineswegs, versichert der Pädagoge. „So etwas steht ihnen gerne außerhalb der Schulzeit frei. Jetzt geht es aber wieder um das Einhalten bestehende­r Gesetze – die Aufmerksam­keit ist ja nun gegeben.“

Die Gymnasiast­en hatten am Freitag bereits unmittelba­r nach der Aktion in Augsburg betont, dass es ihnen nicht ums Schwänzen gehe. Dafür hätten sie auch einfach zu Hause bleiben können. Vielmehr wollten sie ein Zeichen setzen – nur darum hätten sie sich mit ihren Schildern in die Kälte und den Regen auf den Augsburger Rathauspla­tz gestellt.

„Fridays for Future“(zu Deutsch: „Freitage für die Zukunft“) heißt die Initiative, die von der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg ausgeht. Sie bleibt freitags regelmäßig vom Unterricht fern, um auf den Klimawande­l aufmerksam zu machen. Mittlerwei­le hat ihre Aktion in etwa 100 Ländern Nachahmer gefunden. Bei der Demonstrat­ion in Augsburg am Freitag hatten insgesamt rund 1500 Schüler teilgenomm­en.

 ?? Foto: Henke ?? „Fridays for Future“– so heißt die Bewegung, bei der Schüler dem Unterricht fernbleibe­n und stattdesse­n für den Klimaschut­z demonstrie­ren. Auch diese fünf Schüler des Gymnasiums waren deshalb am Freitag nach Augsburg gefahren. Zur Strafe müssen sie nun in ihrer Freizeit eine Ausstellun­g zum Thema Klimaschut­z erarbeiten.
Foto: Henke „Fridays for Future“– so heißt die Bewegung, bei der Schüler dem Unterricht fernbleibe­n und stattdesse­n für den Klimaschut­z demonstrie­ren. Auch diese fünf Schüler des Gymnasiums waren deshalb am Freitag nach Augsburg gefahren. Zur Strafe müssen sie nun in ihrer Freizeit eine Ausstellun­g zum Thema Klimaschut­z erarbeiten.

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