Sie stehen für Werte an ihren Schulen ein
Initiative 24 Schüler aus Schwaben sind nun Wertebotschafter. Was das bedeutet, erzählen vier von ihnen
Landkreis Von Mindelheim nach Bliensbach im Landkreis Dillingen ist es ein langer Weg. Vor allem, wenn man noch keinen Führerschein hat – so wie Adrian Weigele. Der 15-Jährige wurde daher vom Freund seiner Schwester in das Wertebotschafter-Camp in Bliensbach gefahren. Er besucht die Klasse 8a der Realschule Mindelheim. „Ich wurde von meinem Sportlehrer und dem Schulsprecher darauf aufmerksam gemacht“, erklärt Adrian. „Es ist etwas Neues, was ich direkt ausprobieren wollte.“Als Klassensprecher wisse er, wie es ist, Verantwortung zu übernehmen. Am Ende des Seminars in Bliensbach erhielten Adrian und die anderen einen USBStick, auf dem sich unter anderem ein Film zu Werten befindet. Den habe er bereits im Physikunterricht gezeigt, sagt der 15-Jährige. „Für mich zählen in der Schule vor allem Respekt und Menschlichkeit“– Adrian sagt, er wolle dieses Schuljahr ein Projekt machen, habe bisher aber noch keine konkrete Aufgabe. Seit Bliensbach achte er mehr auf die Werte, die dort besprochen wurden. Werte wie Höflichkeit, Respekt, Toleranz. Soziale Normen, die ein verträgliches Miteinander erst ermöglichen. In Bliensbach trafen sich im Februar 24 Schüler aus ganz Schwaben, um über Werte zu sprechen. Erfahrene Dozenten begleiteten die Schüler während der gesamten Woche – neben Maria Hublitz, Lehrerin und selbst Wertemultiplikatorin an einer Schule, unterstützten Referenten aus den Bereichen Pädagogik und Philosophie die angehenden Wertebotschafter. Die Mädchen und Buben sprachen nicht nur darüber, welcher Wert ihnen selbst am wichtigsten ist, sondern auch, wie sie als Vermittler von Werten an ihren Schulen auftreten sollen.
Finia Jäger besucht die Klasse 8cM der Karl-Salzmann-Mittelschule Neu-Ulm/Pfuhl. Die 13-Jährige sagt, „ich wurde von der Vertrauenslehrerin unserer Schule als Wertebotschafterin vorgeschlagen“. Sie habe sich zuerst einmal informiert, was genau eine Wertebotschafterin sei – und dann sofort zugesagt. „Ich möchte an meiner Schule für Respekt und Toleranz eintreten“, erklärt Finia. Nur wenn alle diese Werte beherzigen, könne eine Schule gut funktionieren. Daher betrachte sie sich als Ansprechpartnerin für alle Mitschüler, bisher seien Gespräche über Werte aber noch nicht nö- gewesen. Die 13-Jährige sagt, „ich möchte Plakate zu verschiedenen Werten entwerfen und einen Projekttag durchführen“. Laut Finia zeigen Lehrer und Mitschüler Interesse an ihren neuen Aufgaben. Während der Woche in Bliensbach sei sie gut auf diese vorbereitet worden. Und wenn es doch einmal Probleme gibt, helfen die Wertebotschafter-Kollegen. „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe in Bliensbach gegründet, um uns bei Problemen zu unterstützen.“
Einen Tag Bedenkzeit hat sich Laura Soldo erbeten, ehe die 13-jährige Schülerin das Angebot, Wertebotschafterin des Gymnasiums Mering zu sein, annahm. Laura ist seit diesem Schuljahr Klassensprecherin der 8b und wurde von Schülermitvertretung (SMV) und Verbindungslehrern vorgeschlagen. „Ich wusste zuerst nicht, was ein Werte- botschafter ist“, erklärt die 13-Jährige. Nachdem sie mehr darüber erfahren hatte, habe sie sofort zugesagt. Laura sagt, ihr seien im Schulleben Respekt, Höflichkeit und Toleranz besonders wichtig. „Niemand sollte ausgeschlossen werden, nur weil er anders ist.“Die 13-Jährige hat vor, noch in diesem Schuljahr ihre Aufgabe als Wertebottig schafterin mit dem Projekt „Schule gegen Rassismus“zu verknüpfen, Unterstützung erhält sie dabei von den Verbindungslehrern und der SMV. Ihr Amt will Laura so lange wie möglich ausfüllen.
Streitschlichterin und erste Schülersprecherin ist Samara Karabacak bereits – und nun auch Wertebotschafterin. „Mich hat der Rektor während der SMV-Sitzung vorgeschlagen“, sagt die 16-Jährige. In Bliensbach habe man über Werte philosophiert, die eigene Schule vorgestellt und welche Werte Einfluss auf das Schulleben nehmen sollen. In der kommenden Klassensprechersitzung möchte die 16-Jährige ihre in Bliensbach entstandenen Projektideen präsentieren. Außerdem wolle sie erfahren, sagt Samara, welche Werte ihren Mitschülern wichtig seien. „Ich denke, Schule ist ohne Respekt nicht möglich.“Noch in diesem Schuljahr möchte die Schülerin der 9c ein Projekt an der Bertolt-Brecht-Realschule in Augsburg durchführen. Sie sagt, „im Juni oder Juli treffen wir Wertebotschafter uns noch einmal in Bliensbach und besprechen unsere Erfahrungen.“Sie sei jedenfalls der Überzeugung, das Schulklima werde durch die Wertebotschafter besser.