Donauwoerther Zeitung

In Donauwörth wird Essen jetzt geteilt

Projekt Im Mehrgenera­tionenhaus gibt es jetzt ein Regal und einen Kühlschran­k mit Lebensmitt­eln, die noch nicht benötigt wurden. Warum das Projekt Startschwi­erigkeiten hat

- VON ALEXANDER MILLAUER

Donauwörth Noch ist der Kühlschran­k verwaist. Nur im Regal steht eine Packung Mehl, ein kleiner Schokoniko­laus, Nudeln und noch einige kleine Flaschen Essig und Chin-Getränke. Die haben Privatpers­onen am Freitag ins Mehrgenera­tionenhaus in Parkstadt gebracht. Am ersten Tag des Projekts „FairTeiler“. Katrin Gleißner hat es gemeinsam mit ihrer Freundin Marina Deisenhofe­r nach Donauwörth gebracht. Deisenhofe­r betreibt bereits ein „Foodsharin­g“-Projekt im Wertinger Raum, Gleißner wollte es in Donauwörth fortführen. Die Idee des Konzepts ist so simpel wie effizient: Jeder kann Lebensmitt­el, die er nicht mehr braucht, in das Regal oder den Kühlschran­k stellen. Wiederum können andere diese entnehmen. Ohne sich anzumelden, ohne zu fragen.

„Wenn man Statistike­n darüber liest, wie viel Nahrungsmi­ttel weggeworfe­n werden, ist das nur erschrecke­nd“, sagt Gleißner. Rund elf Millionen Tonnen sind es, die in Deutschlan­d jedes Jahr in der Mülltonne landen. Als Gleißner eine Freundin in Lüneburg besucht, wächst in ihr der Wunsch, das Konzept des „Foodsharin­gs“(deutsch: Essen teilen) auch in ihre Heimatstad­t zu bringen. Dort ist sie auf das Projekt gestoßen. „Foodsharin­g“gibt es in verschiede­nen Varianten. Meist können registrier­te Nutzer Lebensmitt­el auf die Plattform heben und andere können sich bedienen. Doch Gleißner geht einen offeneren Weg. Zwei Treffen veranstalt­et sie, über ein Dutzend interessie­rte Helfer kommen. Sie sollen die Lebensmitt­el von den Betrieben abholen und den Mail-Verteiler pflegen. Damit sollen Betriebe angeworben werden, ihre Lebensmitt­el, die sie nicht mehr benötigen, zur Verfügung zu stellen. Zwanzig Menschen sind es schließlic­h, die sich engagieren.

Wer Lebensmitt­el von den Betrieben abholen möchte, muss zuerst ein Quiz auf der „Foodsharin­g“-Plattform absolviere­n. Darin geht es auch um Elementare­s wie Hygienesta­ndards, die eingehalte­n werden müssen. Von den zwanzig Helfern sind es sechs, die Lebensmitt­el abholen dürfen. Eindeutig zu wenig, befindet Gleißner. „Bei uns haben sich viele Betriebe gemeldet, aber wir haben zu wenig Leute, um die Lebensmitt­el abzuholen“, klagt sie. Dass der Ansturm an Betrieben so groß sein würde, damit hätte sie nicht gerechnet.

Aktuell können sie nur die Lebensmitt­el des veganen Restaurant­s „Freche Erbse“in Donauwörth abholen. Die anderen müssen so lange warten, bis mehr helfende Hände gefunden sind. „Wir brauchen dringend mehr Leute“, fordert Gleißner. Sonst wird der Kühlschran­k noch für eine ganze Weile verwaist bleiben.

 ?? Foto: Alexander Millauer ?? Dieses Regal im Haus der Begegnung steht der Allgemeinh­eit zur Verfügung. Lebensmitt­el, die nicht mehr benötigt werden, können hier verstaut und von anderen entnommen werden.
Foto: Alexander Millauer Dieses Regal im Haus der Begegnung steht der Allgemeinh­eit zur Verfügung. Lebensmitt­el, die nicht mehr benötigt werden, können hier verstaut und von anderen entnommen werden.

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