In Donauwörth wird Essen jetzt geteilt
Projekt Im Mehrgenerationenhaus gibt es jetzt ein Regal und einen Kühlschrank mit Lebensmitteln, die noch nicht benötigt wurden. Warum das Projekt Startschwierigkeiten hat
Donauwörth Noch ist der Kühlschrank verwaist. Nur im Regal steht eine Packung Mehl, ein kleiner Schokonikolaus, Nudeln und noch einige kleine Flaschen Essig und Chin-Getränke. Die haben Privatpersonen am Freitag ins Mehrgenerationenhaus in Parkstadt gebracht. Am ersten Tag des Projekts „FairTeiler“. Katrin Gleißner hat es gemeinsam mit ihrer Freundin Marina Deisenhofer nach Donauwörth gebracht. Deisenhofer betreibt bereits ein „Foodsharing“-Projekt im Wertinger Raum, Gleißner wollte es in Donauwörth fortführen. Die Idee des Konzepts ist so simpel wie effizient: Jeder kann Lebensmittel, die er nicht mehr braucht, in das Regal oder den Kühlschrank stellen. Wiederum können andere diese entnehmen. Ohne sich anzumelden, ohne zu fragen.
„Wenn man Statistiken darüber liest, wie viel Nahrungsmittel weggeworfen werden, ist das nur erschreckend“, sagt Gleißner. Rund elf Millionen Tonnen sind es, die in Deutschland jedes Jahr in der Mülltonne landen. Als Gleißner eine Freundin in Lüneburg besucht, wächst in ihr der Wunsch, das Konzept des „Foodsharings“(deutsch: Essen teilen) auch in ihre Heimatstadt zu bringen. Dort ist sie auf das Projekt gestoßen. „Foodsharing“gibt es in verschiedenen Varianten. Meist können registrierte Nutzer Lebensmittel auf die Plattform heben und andere können sich bedienen. Doch Gleißner geht einen offeneren Weg. Zwei Treffen veranstaltet sie, über ein Dutzend interessierte Helfer kommen. Sie sollen die Lebensmittel von den Betrieben abholen und den Mail-Verteiler pflegen. Damit sollen Betriebe angeworben werden, ihre Lebensmittel, die sie nicht mehr benötigen, zur Verfügung zu stellen. Zwanzig Menschen sind es schließlich, die sich engagieren.
Wer Lebensmittel von den Betrieben abholen möchte, muss zuerst ein Quiz auf der „Foodsharing“-Plattform absolvieren. Darin geht es auch um Elementares wie Hygienestandards, die eingehalten werden müssen. Von den zwanzig Helfern sind es sechs, die Lebensmittel abholen dürfen. Eindeutig zu wenig, befindet Gleißner. „Bei uns haben sich viele Betriebe gemeldet, aber wir haben zu wenig Leute, um die Lebensmittel abzuholen“, klagt sie. Dass der Ansturm an Betrieben so groß sein würde, damit hätte sie nicht gerechnet.
Aktuell können sie nur die Lebensmittel des veganen Restaurants „Freche Erbse“in Donauwörth abholen. Die anderen müssen so lange warten, bis mehr helfende Hände gefunden sind. „Wir brauchen dringend mehr Leute“, fordert Gleißner. Sonst wird der Kühlschrank noch für eine ganze Weile verwaist bleiben.