Von Nördlingen in die ganze Diözese
Kirche Im Ries startet die Misereor-Fastenaktion mit einem Festgottesdienst und einer Podiumsdiskussion. Beim Markt der Möglichkeiten geht es auch um das Konsumverhalten
Nördlingen Ingrid Ayala ist ein positives Beispiel, das Hoffnung macht. Die junge Frau aus El Salvador war in Nördlingen und berichtete bei der diözesanweiten Eröffnung der Misereor-Fastenaktion aus ihrem Heimatland. In einem Caritas-Projekt wurde sie gefördert und begleitet, sodass sie heute kurz vor dem Studienabschluss steht.
Das sei nicht selbstverständlich, sagte Anton Stegmair, Leiter der Abteilung Weltkirche der Diözese Augsburg. El Salvador in Mittelamerika gilt als das „gefährlichste Land der Welt“mit höchster Kriminalitätsrate und ohne Perspektiven für junge Leute. 70 Prozent der Jugendlichen, so Stegmair, würden das Land gerne verlassen. Seit 2012 unterstützt das katholische Hilfswerk Misereor das Projekt „Mein Lebensplan“der Caritas in der Hauptstadt San Salvador. Auch Ingrid Ayala besuchte Wochenendseminare, erlernte Konfliktlösungsstrategien, gewann Selbstbewusstsein und erhielt Hilfe bei der UniBewerbung. Sie entwarf ihren ganz konkreten Lebensplan und konnte ihn auch ohne finanzielle Unterstützung ihrer Eltern verfolgen, ganz nach dem Fastenaktionsmotto „Mach was draus: Sei Zukunft!“.
Bereits im Festgottesdienst in St. Salvator hatte Bischofsvikar Bertram Meier auf die politische Dimension der Misereor-Arbeit hingewiesen: „Wo Ungerechtigkeit herrscht, da wächst und gedeiht Gewalt.“Misereor unterstütze gerade deswegen Projekte, die jungen Menschen Wege in die Zukunft öffnen. Bei der Podiumsdiskussion in der Realschule Maria Stern ergänzte er: „Wir investieren weniger in Steine und Gebäude, sondern lieber in Bildungsprojekte.“
Barbara Schmidt, Misereor-Leiterin Bayern, berichtete, dass das Hilfswerk 3800 Projekte in 90 Ländern unterstütze. Genauso gehe es aber auch darum, „dass wir hier etwas tun“. Lebensstil-Themen spielten eine immer größere Rolle. Einen Anstoß zum Nachdenken könne auch das neue Misereor-Fastentuch sein, sagte Schmidt. Der Künstler Uwe Appold gestaltete das „gemeinsame Haus“mit offener Tür, in Anlehnung an die Enzyklika „Laudato Si“von Papst Franziskus. Schmidt wünschte sich, dass „wir in einen Dialog kommen, wie das eine, gemeinsame Haus aussehen kann“.
Beim Markt der Möglichkeiten in der Schulturnhalle hatten die Diözesanvorsitzenden des Katholischen Deutschen Frauenbundes, Ulrike Stowasser aus Nördlingen und Mechthilde Lagleder, rund 20 Aussteller eingeladen. Der Fokus lag auf den Themen Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit. Für die Katholische Arbeitnehmerbewegung schenkte Michael Dudella Fair-Trade-Kaffee aus und informierte dabei über Arbeitsbedingungen in der Textilbranche weltweit. Der Ver- braucherservice Bayern griff das Thema „Plastik-Fasten“auf. Manuela Baumann aus Altenmünster klärte über Plastik-Abrieb bei Kunstrasen auf. „Das ist für Sportvereine ein Thema“, sagte sie. Bei der Bayerischen Landfrauenvereinigung konnte man sich durchprobieren: Schlehen-Schorle, Fichtenplätzchen und Brot aus Kastanienmehl. „Die Natur ernährt uns“, sagte Kräuterpädagogin Elfriede Lochbihler.
Die Botschaft von Misereor sei klar, sagte Anton Stegmair: „Wir wollen hier etwas ändern, damit es Leuten anderswo besser geht.“Diese Gedanken seien bewusst in die Fastenzeit gesetzt.
Ein Projekt ist besonders erfolgreich: Die Soli-Brot-Aktion sei eine Erfindung aus Augsburg, erzählte Stegmair. Durch den Verkauf der Brote seien bisher mehr als 430000 Euro für Misereor-Projekte zusammengekommen. In Nördlingen gebe es bei den Bäckereien Diethei und Haußer Soli-Brote, ergänzte Ulrike Stowasser.
Die Big Band der Realschule Maria Stern sowie Paulina Thum an der Harfe spielten.