Der Mann mit den vielen Gesichtern
Thaddäus Reiner Kröhnert zeigt in der Kleinkunstbrauerei großes Parodistenkino. Egal ob Angela Merkel, Donald Trump oder Boris Becker – er hat sie alle drauf
Kaisheim „Er hat sie alle drauf“, versprach Thaddäus-Wirt Jürgen Panitz bei seiner Begrüßung dem Publikum in der voll besetzten Kleinkunstbrauerei Thaddäus in Kaisheim. Und Panitz sollte recht behalten. Egal in welche Rolle Reiner Kröhnert in seinem Programm „Kröhnert XXL – Großes Parodistenkino“auch schlüpfte, man hatte sofort das Original vor dem geistigen Auge. Mit fein studierter Mimik und Gestik, täuschend echter Stimme inklusive Dialekt und Sprachfehler parodierte der gebürtige Baden-Württemberger Größen aus Politik, Sport und Fernsehen.
Und so traut sich Kröhnert auch an schwere Kost. In der Hölle streiten sich etwa Adolf Hitler und Erich Honecker, wer denn den besseren noch lebenden Vertreter auf der Erde hat. Honecker’s „Hoffnungsschimmer“Kim Jong-un oder Hitlers „Blutsbruder“Erdogan.
Das Hauptaugenmerk seines Programms legt der Kabarettist natürlich auf die deutsche Politiklandschaft. In Windeseile wechselt er von Friedrich Merz zu Joachim Gauck, von Wolfgang Schäuble zu Winfried Kretschmann, und zurück. Der Star ist allerdings Angie.
In seiner Paraderolle verrät Kröhnert die letzten Ziele der Kanzlerin. „Mein Amt ist erst vorbei, wenn die SPD nicht mehr zuckt.“Für „den kleinen Mann aus Würselen“Martin Schulz ist dies angesichts seiner Nachfolgerin Andrea Nahles keine Utopie mehr. Sogar SPD-Legenden wie Gerhard Schröder schließen sich dem an: „Andrea Nahles ist das kleinste gemeinsame Vielfache von Null.“Obwohl der Altkanzler in Merkel nur noch ein „dahindümpelndes altes Wrack mit einer neuen Prolltussi Annegret als Kapitänin sieht“, hat Merkel auf Kröhnerts Bühne alle im Griff. Sogar Wladimir Putin und Donald Trump, der zugibt: „The Truth about Fake-News are FakeNews.“
In der Talkrunde „Der Intellekt hat viele Gesichter“beweist der ehemalige Theaterschauspieler, dass er nicht nur Politik kann. In vier Episoden begrüßen der ehrgeizige Journalist Michel Friedmann und der Philosoph Rüdiger Safranski abwechselnd Boris Becker, Dieter Bohlen, Daniela Katzenberger und Franz Beckenbauer. Vor allem das „Bobelle“sorgt für viele Lacher im Kaisheimer Publikum. „Ich bin die Nummer eins aller Philosophen und besser als Sokratis der sagte ’Ich weiß, dass ich nichts weiß’. Ich weiß schließlich mehr“, so Becker. Angesprochen auf die literarische Botschaft seines Buches „Das Leben ist kein Spiel“antwortet Becker trocken: „Der Pocher ist dumm“. Genial, wie Kröhnert im Eiltempo zwischen dem übertrieben philo- sophierenden Rüdiger Safranski und der herrlich subtilen Daniela Katzenberger wechselt. “Wenn ich noch länger bei euch sitze, werde ich noch gescheit“, witzelt die Katze. Anspruchsvoller sind da doch die Rollen von Werner Herzog, Klaus Kinski und Edmund Stoiber, mit dessen bayerischen Dialekt sich der Schwabe Kröhnert etwas schwertut. Ebenso wie beim Schlusswort des Kaisers mit seinem berühmten Satz „Schau’n mer mal“. Schau’n mer mal, welchen Promi Reiner Kröhnert als nächstes in sein Programm aufnimmt. Vorlagen gibt es ja genug.