Skandal in der Schickeria
Konzert III Günther Sigl sorgt mit seiner Band in Nordendorf für einen unvergesslichen Abend
Nordendorf Nach der 110 und der 112 ist die 32 16 8 wohl nach wie vor die bekannteste Rufnummer in Deutschland. Davon konnte man sich in der Nordendorfer Gemeindehalle überzeugen, als selbige vom begeisterten Publikum lauthals mitgesungen wurde. Es handelt sich hierbei um die Telefonnummer von Rosi, einem leichten Mädchen, das 1981 von der Spider Murphy Gang in ihrem Nummer1-Hit „Skandal im Sperrbezirk“besungen wurde.
Noch bevor die Spider Murphy Gang zu bundesweiter Popularität aufstieg, hat Ingrid Schöniger mit den Lehrlingen ihrer Firma und ihrem damaligen Ausbildungsleiter Volkmar Geier zusammen ein Konzert der bayerischen Kultrockband in Bäumenheim besucht. Seitdem ist die Vorsitzende des von ihr gegründeten Kulturkreises Nordendorf Fan der bayerischen Rock-’n’-Roll-Band. Ihr Traum war es, die Band einmal nach Nordendorf zu locken, wo jedes Jahr im Frühling und Herbst Konzerte stattfinden. „Träum weiter“, hat Veranstaltungstechniker Rainer Schmid zu ihr gesagt. Doch Schöniger ließ nicht locker und wandte sich an das Management der Band.
Für die Spider Murphy Gang sah sich der Kulturkreis zwar eine Nummer zu klein („Da müssten wir ja ein Bierzelt mieten.“), doch nachdem alle Hürden gemeistert waren, stehen tatsächlich zwei „Spiders“auf der Bühne. Günther Sigl, der Sänger und Bassist der Band, ist nämlich auch mit einem Solo-Programm unterwegs, bei dem er von Gitarrist Willie Duncan („Der einzige Schotte, der bayerisch singt“, so Sigl über seinen langjährigen Weggefährten) unterstützt wird. Erstklassige Musiker wie Wolfgang Götz (Keyboards, Akkordeon, Gesang), Dieter Radig (Percussion, Gesang) oder der neue Schlagzeuger Robert Gorzawsky sorgen für einen glasklaren Soundteppich. „Der Typ, der hier heute auftritt, muss ziemlich alt sein“, nimmt sich der mittlerweile 72-jährige Sigl in der proppenvollen Gemeindehalle selbst auf den Arm. Neben Songs aus der ersten und wahrscheinlich letzten Solo-CD werden immer wieder Hits der Spider Murphy Gang wie „Mit am Frosch im Hals“oder „Schickeria“eingestreut, die besonders frenetisch bejubelt werden. Weit über eine Stunde dauert das erste Set, was auch daran liegt, dass Sigl zwischen Rock’n’Roll, BoogieWoogie, Rumba, Polka oder Märschen humorvoll Anekdoten aus seiner langen Karriere zum Besten gibt und mit dem Publikum plaudert. Das hat schon fast Kabarett-Format. „Die Gschnapperte gehört fei nicht zu uns – aber die nehmen wir mit auf Tournee“, reagiert er auf eine Besucherin, die immer wieder mit Zwischenrufen für große Erheiterung sorgt.
Erst im zweiten Teil des Konzerts greift Günther Sigl zum Bass, den er normalerweise bei der Spider Murphy Gang bedient. Und Sigl schafft es tatsächlich, die ganze Halle zum Twisttanzen zu animieren. Als Zugabe folgt „Skandal im Sperrbezirk“mit der bekannten Telefonnummer in einer Version mit Ukulele und Mandoline. Das Publikum ist aus dem Häuschen, applaudiert im Stehen.
Das Versprechen der Band, künftig jedes Jahr nach Nordendorf zu kommen, relativiert dann Christa Mack. „Wir wollen ja Abwechslung“, sagt die Zweite Vorsitzende des Vereins, als sie auf der Bühne Geschenke überreicht. Das nächste Ereignis in Nordendorf: Am 19. Oktober kann man Cash ’n’ Go erleben.