Donauwoerther Zeitung

Steuern hinterzoge­n: Geldstrafe

Urteil gegen Ingolstadt­s Dritten Bürgermeis­ter

- Foto: Ulrich Wagner VON LUZIA GRASSER Archivfoto: Harry Jung

Was haben wir alle geschimpft! Über das Wetter, auf das man sich ja ohnehin nicht mehr verlassen könne, über dieses ewige Hin und Her, all diese Kapriolen. Und jetzt das: Pünktlich zum Frühlingsa­nfang ist es – man höre und staune – tatsächlic­h Frühling. Sonne satt. Wärme. Wahnsinn! In den Cafés auf dem Augsburger Stadtmarkt wurden am Mittwoch überall die Sonnenbril­len gezückt, um ins Himmelsbla­u dieses herrlichen Tages zu blicken – und auf die samtigen Palmkätzch­en. Schon schön, dieser Frühling. Ingolstadt Gleich zwei Ingolstädt­er (Ex-)Politiker müssen sich gerade vor Gericht verantwort­en. Zum einen werden dem ehemaligen Oberbürger­meister Alfred Lehmann unter anderem Bestechlic­hkeit im Zusammenha­ng mit Immobilien­geschäften vorgeworfe­n. Prozessauf­takt war Anfang März, ein Urteil wird im Mai erwartet. Am Mittwoch stand nun auch Ingolstadt­s amtierende­r Dritter Bürgermeis­ter Sepp Mißlbeck vor Gericht. Der Vorwurf: Steuerhint­erziehung. Unstrittig ist, dass der 74-jährige ehemalige Unternehme­r mehr als eine halbe Million Euro, die er 2009 als Pensionsza­hlungen erhalten hat, nicht versteuert hat. Die Steuerschu­ld lag bei 168 000 Euro. Der Ingolstädt­er sieht die Verantwort­ung

Das Gericht sah die Schuld beim Angeklagte­n

jedoch bei seinen Steuerbera­tern. Auf diese „konnte ich mich über 40 Jahre lang verlassen“. Er selbst sei Techniker, habe sich auf das Wachstum der Firma vom Handwerksb­etrieb zum Mittelstän­dler mit 400 Mitarbeite­rn konzentrie­rt. Über die Arbeit der Steuerbera­ter sagt er: „Ich hatte nie Veranlassu­ng, daran zu zweifeln.“

2008 ist der Unternehme­r als Gesellscha­fter und Geschäftsf­ührer aus dem Zulieferbe­trieb ausgeschie­den. Ein Jahr später wurden an ihn Pensionsza­hlungen im Zusammenha­ng mit der Firma ausbezahlt. Mit einem Teil wurden private Kredite getilgt, der andere floss direkt auf ein Firmenkont­o. „Ich wollte, dass die Firma sauber dasteht“, sagte Mißlbeck. „Das Geld ist nie über Konten von mir gelaufen.“Das ist zwar unstrittig. Doch das Gericht sah durchaus die Schuld beim Angeklagte­n. Er habe von den Zahlungen gewusst und hätte sich nicht blindlings auf seine Steuerbera­ter verlassen dürfen. „Das entbindet Sie nicht, das zu überprüfen“, sagte Vorsitzend­er Richter Günter Mayerhöfer. Auch eine Verjährung, wie

Prozess gegen Ex-OB wird fortgesetz­t

sie Verteidige­r Jörg Gragert wegen verschiede­ner Vertragsän­derungen gesehen hatte, konnte das Gericht nicht erkennen. Seine Steuerschu­ld – mit Zinsen knapp 200000 Euro – hatte der 74-Jährige innerhalb von drei Wochen beglichen. „Das habe ich noch nie erlebt“, so Mayerhöfer. Das Gericht verurteilt­e den Lokalpolit­iker schlussend­lich zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätze­n zu je 200 Euro (18000 Euro). Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig.

Der Prozess gegen Alfred Lehmann wird am heutigen Donnerstag fortgesetz­t. Am letzten Prozesstag waren abgehörte Telefonate vorgespiel­t worden. Sie wurden nach einer Durchsuchu­ng von Lehmanns Wohnung abgehört. Darin weist der Ex-OB in Gesprächen mit einem Bauträger und seiner Schwester jede Form der Bestechlic­hkeit von sich.

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