Eine Reise durch 800 Jahre Mess’
Jubiläum Das Nördlinger Stadtmuseum zeigt in einer Sonderausstellung die unterschiedlichsten Exponate zum Volksfest. Wie die Ausstellung konzipiert ist
Oettingen Ein Unbekannter hat im Garten eines Mehrfamilienhauses in der Hieronymus-Wolf-Straße in Oettingen sechs Rohwurströllchen ausgelegt, die mit kleinen Nägeln gespickt waren. Ein Hundebesitzer informierte die Polizeiinspektion Nördlingen darüber. Wie die Beamten berichten, konnte der Köder eingesammelt und sichergestellt werden, bevor ein Tier zu Schaden kam. Noch sei allerdings unklar, welcher Hundehasser sein Unwesen getrieben habe, heißt es im Bericht der Beamten weiter. Sie suchen jetzt Zeugen: Telefon 09081/29560.
Immer wieder tauchen im Ries Köder auf, die für Hunde gefährlich werden, sagt Polizeichef Walter Beck. Zu Beginn des Jahres 2018 etwa berichtete unsere Zeitung über einen Fall in Nähermemmingen. Damals hatte ein Unbekannter einen Knorpel mit einer Schraube präpariert und auf einem Rasenstück am Ährenweg gelegt. In Deiningen waren zuvor innerhalb kurzer Zeit drei Hunde offenbar vergiftet worden.
Wer solche Köder auslegt, der macht sich strafbar. Die Folgen können Ordnungsgelder, ein Tierhalteverbot und eine Schadensersatzklage sein. (tiba, vmö) Nördlingen Biertische, Brezen, Popcorn und Musik aus einer Drehorgel: Der Eingangsbereich des Nördlinger Stadtmuseums hat sich in ein Mini-Volksfest verwandelt. Oberbürgermeister Hermann Faul und Andrea Kugler, Leiterin des Stadtmuseums, eröffneten die Sonderausstellung zum Thema 800 Jahre Nördlinger Mess’. Das Volksfest sei ein Ereignis, das jeden Nördlinger bewege, sagte Faul. Egal ob als Kind, Eltern oder Großeltern: Jeder verbinde persönliche Erinnerungen mit der Mess’.
In der Ausstellung nimmt Kugler die Besucher auf eine kleine Reise durch 800 Jahre Geschichte. Es solle ein kurzer, temporärer Besuch bei der Mess’ sein, erklärte sie. Für die Ausstellung hat sie unter anderem Zeitzeugen befragt und im Stadtarchiv recherchiert. Da die Veranstaltung ein Teil des Nördlinger Alltags sei, habe man sich dazu entschieden, die Sonderausstellung als Teil der Dauerausstellung zu zeigen. Die Exponate seien deshalb fast überall im Haus verteilt und man müsse – genau wie bei der Mess’ – etwas längere Wege zurücklegen.
Mit dem Slogan „Kommen Sie! Staunen Sie!“wirbt das Stadtmuseum für seine Ausstellung. Und so schreiten die Besucher vorbei an Messordnungen aus den unterschiedlichsten Jahrzehnten in die verschiedenen Ausstellungsräume.
Immer wieder gibt es Erklärtafeln, die wie Jahrmarktstände gestaltet sind. Darauf erfahren die Besucher zum Beispiel, dass die Schausteller immer wieder Naturwunder, Sensationelles und nie Dagewesenes versprachen. In ihrer Eröffnungsrede zeigte Kugler unter anderem das Bild einer Frau, die auf der Nördlinger Mess’ als „Affenweib“angekündigt wurde. Neben Erklärungen und Bildern gibt es auch verschiedene Mitmach-Aktionen, die bei der Eröffnung gleich getestet wurden: Zwei Buben versuchten, an der nachgebauten Wurfbude so viele Becher wie möglich zu treffen. Zwei Frauen dagegen interessierte viel mehr ein sogenannter Guckkasten. Dadurch konnten Mess’-Besucher Ende des 19. Jahrhunderts Szenen aus fremden Ländern bestaunen. Ein paar Räume weiter stehen Goldie und Keksi – zwei Spielpferde, auf denen die kleinen Besucher reiten dürfen.
Die Sonderausstellung zeigt jedoch nicht nur die schönen Seiten des Nördlinger Volksfestes: Sie geht auch auf ernste Themen wie die Mess’ zu Zeiten des Nationalsozialismus ein. Die Leiterin des Stadtmuseums sagt, dass im Dritten Reich jüdische Kaufleute, die teilweise schon jahrelang ihre Produkte auf der Mess’ verkauft hatten, ausgeschlossen wurden. Dass vorher viele jüdische Verkäufer in Nördlingen waren, zeige sich auch daran, dass es koschere Garküchen gab.
Im nächsten Stockwerk hängen dann die unterschiedlichsten Schürzen und Kopftücher, die auf der Mess’ angeboten wurden. Kugler erklärte, dass die dunkleren Schürzen eine besondere Bedeutung hatten: Sie wurden in Zeiten der Trauer getragen. Auch hier dürfen die Besucher wieder selbst aktiv werden und die Schürzen anprobieren.
Dann ist die kleine Reise durch die Geschichte der Mess’ auch schon vorbei. Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, wie sich der Jahrmarkt seit 1219 verändert hat – und sie macht Lust auf die Jubiläumsmess’.