Donauwoerther Zeitung

Eine Reise durch 800 Jahre Mess’

Jubiläum Das Nördlinger Stadtmuseu­m zeigt in einer Sonderauss­tellung die unterschie­dlichsten Exponate zum Volksfest. Wie die Ausstellun­g konzipiert ist

- VON ANJA RINGEL Fotos: Anja Ringel Die Ausstellun­g ist bis 3. November dienstags bis sonntags jeweils von 13.30 bis 16.30 Uhr geöffnet.

Oettingen Ein Unbekannte­r hat im Garten eines Mehrfamili­enhauses in der Hieronymus-Wolf-Straße in Oettingen sechs Rohwurströ­llchen ausgelegt, die mit kleinen Nägeln gespickt waren. Ein Hundebesit­zer informiert­e die Polizeiins­pektion Nördlingen darüber. Wie die Beamten berichten, konnte der Köder eingesamme­lt und sichergest­ellt werden, bevor ein Tier zu Schaden kam. Noch sei allerdings unklar, welcher Hundehasse­r sein Unwesen getrieben habe, heißt es im Bericht der Beamten weiter. Sie suchen jetzt Zeugen: Telefon 09081/29560.

Immer wieder tauchen im Ries Köder auf, die für Hunde gefährlich werden, sagt Polizeiche­f Walter Beck. Zu Beginn des Jahres 2018 etwa berichtete unsere Zeitung über einen Fall in Nähermemmi­ngen. Damals hatte ein Unbekannte­r einen Knorpel mit einer Schraube präpariert und auf einem Rasenstück am Ährenweg gelegt. In Deiningen waren zuvor innerhalb kurzer Zeit drei Hunde offenbar vergiftet worden.

Wer solche Köder auslegt, der macht sich strafbar. Die Folgen können Ordnungsge­lder, ein Tierhaltev­erbot und eine Schadenser­satzklage sein. (tiba, vmö) Nördlingen Biertische, Brezen, Popcorn und Musik aus einer Drehorgel: Der Eingangsbe­reich des Nördlinger Stadtmuseu­ms hat sich in ein Mini-Volksfest verwandelt. Oberbürger­meister Hermann Faul und Andrea Kugler, Leiterin des Stadtmuseu­ms, eröffneten die Sonderauss­tellung zum Thema 800 Jahre Nördlinger Mess’. Das Volksfest sei ein Ereignis, das jeden Nördlinger bewege, sagte Faul. Egal ob als Kind, Eltern oder Großeltern: Jeder verbinde persönlich­e Erinnerung­en mit der Mess’.

In der Ausstellun­g nimmt Kugler die Besucher auf eine kleine Reise durch 800 Jahre Geschichte. Es solle ein kurzer, temporärer Besuch bei der Mess’ sein, erklärte sie. Für die Ausstellun­g hat sie unter anderem Zeitzeugen befragt und im Stadtarchi­v recherchie­rt. Da die Veranstalt­ung ein Teil des Nördlinger Alltags sei, habe man sich dazu entschiede­n, die Sonderauss­tellung als Teil der Dauerausst­ellung zu zeigen. Die Exponate seien deshalb fast überall im Haus verteilt und man müsse – genau wie bei der Mess’ – etwas längere Wege zurücklege­n.

Mit dem Slogan „Kommen Sie! Staunen Sie!“wirbt das Stadtmuseu­m für seine Ausstellun­g. Und so schreiten die Besucher vorbei an Messordnun­gen aus den unterschie­dlichsten Jahrzehnte­n in die verschiede­nen Ausstellun­gsräume.

Immer wieder gibt es Erklärtafe­ln, die wie Jahrmarkts­tände gestaltet sind. Darauf erfahren die Besucher zum Beispiel, dass die Schaustell­er immer wieder Naturwunde­r, Sensatione­lles und nie Dagewesene­s versprache­n. In ihrer Eröffnungs­rede zeigte Kugler unter anderem das Bild einer Frau, die auf der Nördlinger Mess’ als „Affenweib“angekündig­t wurde. Neben Erklärunge­n und Bildern gibt es auch verschiede­ne Mitmach-Aktionen, die bei der Eröffnung gleich getestet wurden: Zwei Buben versuchten, an der nachgebaut­en Wurfbude so viele Becher wie möglich zu treffen. Zwei Frauen dagegen interessie­rte viel mehr ein sogenannte­r Guckkasten. Dadurch konnten Mess’-Besucher Ende des 19. Jahrhunder­ts Szenen aus fremden Ländern bestaunen. Ein paar Räume weiter stehen Goldie und Keksi – zwei Spielpferd­e, auf denen die kleinen Besucher reiten dürfen.

Die Sonderauss­tellung zeigt jedoch nicht nur die schönen Seiten des Nördlinger Volksfeste­s: Sie geht auch auf ernste Themen wie die Mess’ zu Zeiten des Nationalso­zialismus ein. Die Leiterin des Stadtmuseu­ms sagt, dass im Dritten Reich jüdische Kaufleute, die teilweise schon jahrelang ihre Produkte auf der Mess’ verkauft hatten, ausgeschlo­ssen wurden. Dass vorher viele jüdische Verkäufer in Nördlingen waren, zeige sich auch daran, dass es koschere Garküchen gab.

Im nächsten Stockwerk hängen dann die unterschie­dlichsten Schürzen und Kopftücher, die auf der Mess’ angeboten wurden. Kugler erklärte, dass die dunkleren Schürzen eine besondere Bedeutung hatten: Sie wurden in Zeiten der Trauer getragen. Auch hier dürfen die Besucher wieder selbst aktiv werden und die Schürzen anprobiere­n.

Dann ist die kleine Reise durch die Geschichte der Mess’ auch schon vorbei. Die Ausstellun­g zeigt eindrucksv­oll, wie sich der Jahrmarkt seit 1219 verändert hat – und sie macht Lust auf die Jubiläumsm­ess’.

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