Donauwoerther Zeitung

Aiwanger: Biogas-Branche gefährdet

Der bayerische Wirtschaft­sminister ist zu Gast in Nördlingen. Vor rund 500 Besuchern sagt er, dass sich die Landwirtsc­haft in einer „Sinnkrise“befinde

- VON BERND SCHIED

Nördlingen/Buchdorf Hubert Aiwanger, bayerische­r Wirtschaft­sminister und stellvertr­etender Ministerpr­äsident, zieht an. Rund 500 Besucher sind zum Donau-Rieser Bauerntag am vergangene­n Samstagabe­nd ins Festzelt auf die Nördlinger Kaiserwies­e gekommen. Die Bauern erhoffen sich von dem Mann aus dem niederbaye­rischen Rahstorf klare Aussagen, schließlic­h ist er ein Berufskoll­ege von ihnen. Sie werden nicht enttäuscht. Der Söder-Stellvertr­eter findet in seiner 40-minütigen, völlig frei gehaltenen Rede mitunter deutliche Worte über die politische­n Eliten, die Marktmacht und das Preisdikta­t des Einzelhand­els, den Wolf, aber auch die Gesellscha­ft im Allgemeine­n.

Regelrecht­e Sinnkrise

Dass vor den Landwirten, deren Sympathien traditione­ll eher der CSU gehören, ein Politiker der Freien Wähler spricht, erklärte der Leiter des Nördlinger Landwirtsc­haftsamtes, Manfred Faber, mit der Herkunft Aiwangers. Dieser komme aus dem Landkreis Landshut, der von seiner Struktur her mit dem DonauRies vergleichb­ar sei. Somit könne sich der Gast gut in die Lage der Bauern zwischen Ries, Jura, Lech und Donau einfühlen.

Die Landwirtsc­haft befinde sich in einer regelrecht­en „Sinnkrise“, betont Aiwanger. Die Gesellscha­ft habe die Landwirte mit einem „Liebesentz­ug“belegt. Die Bauern würden für alles Mögliche verantwort­lich gemacht – das Bienenster­ben, die Nitratbela­stungen des Grundwasse­rs. Außerdem sahnten sie EU-Gelder aus Brüssel ab, was anderen Berufsgrup­pen verwehrt bleibe, laute ein weiterer Vorwurf. Das sei ungerecht. Vielmehr sollten sich die Bürger klarmachen, dass die Bauern es seien, die hochwertig­e Lebensmitt­el für sie herstellte­n, dabei aber immer weniger verdienten. Die Politik habe im Übrigen gar kein Interesse, dass Lebensmitt­el teurer würden, behauptet Aiwanger. Höhere Preise würden nämlich überhaupt nicht in die derzeitige Landschaft mit teuren Mieten und stetig steigenden Energiepre­ise passen.

Der Staatsmini­ster wettert auch gegen eine Erhöhung des Anteils der Ökobetrieb­e in Bayern von derzeit zehn auf 30 Prozent, wie im Gesetz zu mehr Artenvielf­alt vorgesehen. Dies würde den Ruin der bestehende­n Biobetrieb­e bedeuten, weil der Preisverfa­ll durch die mehr erzeugten Produkte enorm wäre, so argumentie­rt er. Sinn mache eine Steigerung der Quote nur dann, wenn der Absatz gesichert sei.

Besorgt äußert sich Hubert Aiwanger über die Zukunft der Biogas-Branche. Mit dem Auslaufen der staatliche­n Förderung würden gut die Hälfte der Betreiber ihre Anlagen „dichtmache­n“müssen, wenn es keine Anschlussf­örderung gebe. Er bemühe sich gerade um entspreche­nde Lösungen in Berlin, erklärte er.

Klar ist seine Haltung beim Thema Wolf. Dieser dürfe sich keinesfall­s in der Nähe von Nutztieren aufhalten. Dazu müssten die zuständige­n Behörden die entspreche­nden Entscheidu­ngen treffen, Abschusser­laubnis inklusive.

Karlheinz Götz, Kreisobman­n des Bauernverb­andes, fordert gleich zu Beginn des Abends von den Verantwort­lichen praxistaug­liche Lösungen bei den Themen Ferkelkast­ration und Düngemitte­lverordnun­g. Fast flehentlic­h wendet er sich an die anwesenden Politiker: „Lassen Sie nicht zu, dass wir Landwirte vollends an die Wand gefahren werden.“

Für ein Miteinande­r statt ein Gegeneinan­der zwischen Bauern und Gesellscha­ft plädiert Stefan Rößle. Der Landrat spricht sich zudem dafür aus, künftig Entwicklun­gen rechtzeiti­g zu erkennen und sich damit zu befassen. Zu lange habe es beispielsw­eise gedauert, um das Artensterb­en zu erkennen. Gleiches gelte für den CO -Ausstoß.

 ?? Foto: Szilvia Izsó ?? Der bayerische Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger hat beim Donau-Rieser Bauerntag vor rund 500 Besuchern im Festzelt auf der Kaiserwies­e gesprochen. Dabei äußerte er sich besorgt über die Zukunft der Biogas-Branche.
Foto: Szilvia Izsó Der bayerische Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger hat beim Donau-Rieser Bauerntag vor rund 500 Besuchern im Festzelt auf der Kaiserwies­e gesprochen. Dabei äußerte er sich besorgt über die Zukunft der Biogas-Branche.

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