Donauwoerther Zeitung

Ihre Herzen schlagen für den VW Bulli

Unternehme­n In Ellgau steht Bayerns einzige Werkstatt für den Kult-Transporte­r. Dort werden die bis zu 70 Jahre alten Fahrzeuge in mühsamer Kleinarbei­t wieder fit für die Straße gemacht

- VON STEFFI BRAND

Ellgau Der VW-Bus der ModellReih­e T1 trägt vielerorts den Spitznamen „Bulli“. Warum das so ist, darüber scheiden sich die Geister. Möglicherw­eise sollte der Spitzname eine Abkürzung aus „Bus“und „Lieferwage­n“darstellen. Auch könnte der T1 „Bulli“heißen, weil er als „bullig“beschriebe­n wird. Warum und wieso der Bulli (seit wenigen Jahre auch höchst offiziell vom Hersteller) im deutschspr­achigen Raum als Bulli bezeichnet wird, ist nicht das Thema bei Cult-Classics-Süd in Ellgau. Für alles andere jedoch rund um den Kult-Wagen ist das kleine Team im Gewerberin­g der richtige Ansprechpa­rtner.

Bevor sich Lilli und Anton Stumpp voll und ganz auf den VW Bulli konzentrie­rt haben, wagten sie einen Ausflug in ein anderes KfzThema: In den Jahren 2006 und 2007 standen Sportwagen sowie der Handel mit entspreche­nden Teilen im Fokus. Seit Dezember 2008 gibt es jedoch nur noch einen Star bei Cult-Classics-Süd: den Bulli. Der Grund: „Aus Liebe und Leidenscha­ft zu diesen Autos.“Diese bedeutet viel Arbeit: Stumpps reparieren, restaurier­en und verkaufen die Fahrzeuge, mit deren Serienprod­uktion VW vor fast 70 Jahren begonnen hatte (siehe Info-Kasten). Spengler- und Schweißarb­eiten, Motor, Elektronik und Innenausst­attung – vor nichts scheut das Cult-Classics-Süd-Team zurück.

Die Kunden kommen aus ganz Europa und bringen aus der Schweiz, den Niederland­en und sogar aus Frankreich die Fahrzeuge ins Lechtal. Dabei besetzt das Team von Cult-Classics-Süd durchaus eine Nische. „In Bayern sind wir die Einzigen“, verraten sie stolz. Und auch deutschlan­dweit gebe es nur zwei oder drei Werkstätte­n, die sich der alten Fahrzeuge annehmen. Etwa 30 Bullis werden in Ellgau jährlich repariert. 80 Prozent gehören Stammkunde­n, 20 Prozent der Kunden entscheide­n sich erstmals dafür, den geliebten Bulli ins Lechtal zu bringen.

Im Schnitt sind die Fahrzeuge 60 Jahre alt. Kommen die Fahrzeuge in Ellgau an, werden diese oft bis auf das Grundgerüs­t zurückgeba­ut, um anschließe­nd wieder Stück für Stück aufgebaut werden zu können. Die Bullis wieder zurück auf die Straße zu bringen ist das erklärte Ziel des Cult-Classics-Teams. Um dieses Ziel zu erreichen, tüfteln und arbeiten die Brüder Andreas und Anton Stumpp oft ein Jahr lang an einem Auto. Zwar gibt es viele Teileprodu­zenten, doch stellte sich beispielsw­eise die Suche nach einem passenden Lackierer, der VW Bullis lackieren kann und darf, recht schwierig dar. Transparen­t und ehrlich möchten die Bulli-Fans arbeiten, erklären sie und ergänzen, dass es ihnen besonders wichtig ist, die Fahrzeuge dann auch an „Normalverd­iener“verkaufen zu können, die Spaß am Fahrzeug haben und passionier­te Freizeitfa­hrer sind.

Seit Oktober 2016 geht die Unternehme­rfamilie Stumpp ihrer Tätigkeit am Gewerberin­g in Ellgau nach. Zuvor war das Unternehme­n ebenfalls im Ort, allerdings in der Hauptstraß­e, ansässig. Wohnhaft sind Anton Stumpp und Ehefrau Lilli Stumpp nur einen Katzenspru­ng vom eigenen Betrieb entfernt, nämlich in Westendorf.

Im Mai 2018 bekamen die beiden Unterstütz­ung von Andreas Stumpp, dem Bruder des Unternehme­rs. Aktuell kümmert sich das Cult-Classics-Team nicht nur um Reparatur, Restaurati­on und Verkauf der Bullis und der alten Porsches, die allerdings nur etwa zwei Prozent des Fahrzeugvo­lumens in der Werkstatt ausmachen, sondern auch um die Organisati­on einer Oldtimer-Ausstellun­g, die am 15. Juni ab 10 Uhr am Gewerberin­g in Ellgau stattfinde­n wird.

Die Ausstellun­g, die heuer bereits zum dritten Mal stattfinde­t, wird in diesem Jahr im Stil der 50er- und 60er-Jahre zelebriert. Neben tollen Autos, die dort zu sehen sein werden, sorgt ein buntes Rahmenprog­ramm mit amerikanis­chen Burgern und Pulled Pork dafür, dass Jung und Alt gleicherma­ßen auf ihre Kosten kommen.

Was im Rahmen der Ausstellun­g eingenomme­n wird, spendet CultClassi­cs-Süd an krebskrank­e Kinder, an zwei Behinderte­nwerkstätt­en, an die Organisati­on „Kleine Patienten in Not“sowie für den Ellgauer Kindergart­en.

 ?? Foto: Steffi Brand ?? Sie sind das Trio von Cult-Classics-Süd in Ellgau: Anton Stumpp (links) und Andreas Stumpp (rechts) kümmern sich um den Kult-VW-Bus mit dem Spitznamen „Bulli“. Lilli Stumpp organisier­t Kfz-Teile und ist im Büro tätig.
Foto: Steffi Brand Sie sind das Trio von Cult-Classics-Süd in Ellgau: Anton Stumpp (links) und Andreas Stumpp (rechts) kümmern sich um den Kult-VW-Bus mit dem Spitznamen „Bulli“. Lilli Stumpp organisier­t Kfz-Teile und ist im Büro tätig.

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