Ihre Herzen schlagen für den VW Bulli
Unternehmen In Ellgau steht Bayerns einzige Werkstatt für den Kult-Transporter. Dort werden die bis zu 70 Jahre alten Fahrzeuge in mühsamer Kleinarbeit wieder fit für die Straße gemacht
Ellgau Der VW-Bus der ModellReihe T1 trägt vielerorts den Spitznamen „Bulli“. Warum das so ist, darüber scheiden sich die Geister. Möglicherweise sollte der Spitzname eine Abkürzung aus „Bus“und „Lieferwagen“darstellen. Auch könnte der T1 „Bulli“heißen, weil er als „bullig“beschrieben wird. Warum und wieso der Bulli (seit wenigen Jahre auch höchst offiziell vom Hersteller) im deutschsprachigen Raum als Bulli bezeichnet wird, ist nicht das Thema bei Cult-Classics-Süd in Ellgau. Für alles andere jedoch rund um den Kult-Wagen ist das kleine Team im Gewerbering der richtige Ansprechpartner.
Bevor sich Lilli und Anton Stumpp voll und ganz auf den VW Bulli konzentriert haben, wagten sie einen Ausflug in ein anderes KfzThema: In den Jahren 2006 und 2007 standen Sportwagen sowie der Handel mit entsprechenden Teilen im Fokus. Seit Dezember 2008 gibt es jedoch nur noch einen Star bei Cult-Classics-Süd: den Bulli. Der Grund: „Aus Liebe und Leidenschaft zu diesen Autos.“Diese bedeutet viel Arbeit: Stumpps reparieren, restaurieren und verkaufen die Fahrzeuge, mit deren Serienproduktion VW vor fast 70 Jahren begonnen hatte (siehe Info-Kasten). Spengler- und Schweißarbeiten, Motor, Elektronik und Innenausstattung – vor nichts scheut das Cult-Classics-Süd-Team zurück.
Die Kunden kommen aus ganz Europa und bringen aus der Schweiz, den Niederlanden und sogar aus Frankreich die Fahrzeuge ins Lechtal. Dabei besetzt das Team von Cult-Classics-Süd durchaus eine Nische. „In Bayern sind wir die Einzigen“, verraten sie stolz. Und auch deutschlandweit gebe es nur zwei oder drei Werkstätten, die sich der alten Fahrzeuge annehmen. Etwa 30 Bullis werden in Ellgau jährlich repariert. 80 Prozent gehören Stammkunden, 20 Prozent der Kunden entscheiden sich erstmals dafür, den geliebten Bulli ins Lechtal zu bringen.
Im Schnitt sind die Fahrzeuge 60 Jahre alt. Kommen die Fahrzeuge in Ellgau an, werden diese oft bis auf das Grundgerüst zurückgebaut, um anschließend wieder Stück für Stück aufgebaut werden zu können. Die Bullis wieder zurück auf die Straße zu bringen ist das erklärte Ziel des Cult-Classics-Teams. Um dieses Ziel zu erreichen, tüfteln und arbeiten die Brüder Andreas und Anton Stumpp oft ein Jahr lang an einem Auto. Zwar gibt es viele Teileproduzenten, doch stellte sich beispielsweise die Suche nach einem passenden Lackierer, der VW Bullis lackieren kann und darf, recht schwierig dar. Transparent und ehrlich möchten die Bulli-Fans arbeiten, erklären sie und ergänzen, dass es ihnen besonders wichtig ist, die Fahrzeuge dann auch an „Normalverdiener“verkaufen zu können, die Spaß am Fahrzeug haben und passionierte Freizeitfahrer sind.
Seit Oktober 2016 geht die Unternehmerfamilie Stumpp ihrer Tätigkeit am Gewerbering in Ellgau nach. Zuvor war das Unternehmen ebenfalls im Ort, allerdings in der Hauptstraße, ansässig. Wohnhaft sind Anton Stumpp und Ehefrau Lilli Stumpp nur einen Katzensprung vom eigenen Betrieb entfernt, nämlich in Westendorf.
Im Mai 2018 bekamen die beiden Unterstützung von Andreas Stumpp, dem Bruder des Unternehmers. Aktuell kümmert sich das Cult-Classics-Team nicht nur um Reparatur, Restauration und Verkauf der Bullis und der alten Porsches, die allerdings nur etwa zwei Prozent des Fahrzeugvolumens in der Werkstatt ausmachen, sondern auch um die Organisation einer Oldtimer-Ausstellung, die am 15. Juni ab 10 Uhr am Gewerbering in Ellgau stattfinden wird.
Die Ausstellung, die heuer bereits zum dritten Mal stattfindet, wird in diesem Jahr im Stil der 50er- und 60er-Jahre zelebriert. Neben tollen Autos, die dort zu sehen sein werden, sorgt ein buntes Rahmenprogramm mit amerikanischen Burgern und Pulled Pork dafür, dass Jung und Alt gleichermaßen auf ihre Kosten kommen.
Was im Rahmen der Ausstellung eingenommen wird, spendet CultClassics-Süd an krebskranke Kinder, an zwei Behindertenwerkstätten, an die Organisation „Kleine Patienten in Not“sowie für den Ellgauer Kindergarten.